Swiss Litter Report - Auch die Schweiz hat ein Abfall-Problem

Die Mitarbeit beim Swiss Litter Report war eines, wenn nicht das schönste Projekt, das ich in den letzten Jahren mitbetreuen durfte. Für mich war bereits kurz nach der Lancierung klar „da mache ich mit“. Es brauchte keine grossen Überredungskünste und auch meine Schwester war mit von der Partie. Nach Studium der Voraussetzungen und kurzem Brainstorming war auch schnell klar, welche Erhebungsorte für uns und in Weggis am Vierwaldstättersee in Frage kommen würden. Wir haben die drei Orte besucht, fotografiert, abgesteckt und notiert und noch am selben Tag an die Organisation des Swiss Litter Reports zur Prüfung und Freigabe eingesandt. Das Ok kam postwendend und rein theoretisch konnte es nun losgehen. Nun ja, wir mussten noch ein paar Wochen warten bis zum offiziellen Start des Reports im April, aber wir waren von Anfang an motiviert, haben uns noch letzte Tipps und Tricks am Infotag geholt und standen Anfang April 2017 voller Tatendrang in den Startlöchern für unsere erste Erhebung.

 

Gefunden haben wir vieles, manches auch sehr skurril: wie zum Beispiel einen Blumentrog, ein Kaffee-Kacheli, ganze Salatköpfe, Knöpfe, Schuhsohlen, Kinderspielzeug und diverse Damen-Hygieneartikel. Während einiges saisonal verstärkt zu finden war, wie zum Beispiel Feuerwerkskörper oder Grillutensilien, konnten andere Gegenstände ganzjährlich in grosser Zahl gefunden werden. Hier sind besonders Glasfragmente und Zigarettenstummel in grosser Zahl aufgefallen.

 

Was mich sehr beeindruckt hat war der Wandel durch die Jahreszeiten. In 12 Monaten macht man natürlich jedes Stadium der Pflanzen- und Tierwelt mit. Herrlich waren das Spriessen der ersten Blüten im Frühling und die Sonne, die langsam an Kraft gewann. Das lebhafte Treiben im Sommer auf der grossen Badewiese und die vielen Wasservögel, die geschäftig Nahrung für sich und ihren Nachwuchs suchten. Der Kontrast der gelb, rot, grün verfärbten Bäume mit dem hellen Blau des Himmels und das nochmalige Spüren der kräftigen Sonnenstrahlen auf der Haut bevor im November, der erste Wintereinbruch, die Wiesen und Ufer des Sees in eine ruhige weisse Decke hüllte.

 

Die Jahreszeiten haben nicht nur uns, sondern auch unseren Report beeinflusst. So kam es, dass wir im Frühsommer plötzlich nahezu keine Erhebungsfläche mehr hatten, da der Wasserpegel durch die Schneeschmelze und auch den heftigen Regen gestiegen war. Der Herbst hat uns mit seinen dick mit Blättern bedeckten Boden mehr Aufwand beim Suchen gekostet. Im Winter war alles schneebedeckt und aufgrund der fehlenden Gäste an den einzelnen Orten auch nahezu kein Müll zu finden. Dies änderte sich mit steigenden Temperaturen und Start des Frühlings schlagartig und stieg über die Sommermonate rasant an. Trotz der regelmässigen Reinigung durch die Gemeinde, konnten wir an manchen Tagen unseren Müllsack komplett füllen. Das höchste Volumen hatten wir jeweils an jenen Tagen, denen ein Sturm vorausgegangen war oder im Sommer nach einem sonnenreichen Wochenende, welches die Wiesen mit badewütigen und grillfreudigen Gästen füllte.

 

Nicht missen möchte ich die interessanten Begegnungen mit Mensch wie Tier. Es kam doch auch vor, dass uns Spaziergänger, Hündeler und auch Reiter gefragt haben, was wir hier machen. Und sie waren sehr beeindruckt vom Projekt und dass wir dies freiwillig und unentgeltlich machen. Es gab auch solche, die Vorschläge für weitere Erhebungsorte gemacht haben. Handlungsbedarf wäre demnach auch weiterhin da. Schöne Begegnungen hatten wir auch mit Tieren. So hat uns Streuner (den Namen haben wir ihm gegeben), ein sehr zutraulicher Tigerkater, mehrmals an einem der Erhebungsorte besucht und Streicheleinheiten gefordert. Sehr schön war es auch eine neue Generation Schwäne in den Start ihres Lebens zu beobachten. Das Nest sind wir natürlich in den ersten Wochen grossräumig umgangen, aber von sicherer Distanz konnten wir die fleissigen Eltern bei der Nestpflege beobachten und kurze Zeit später den ersten Ausflug mit drei Baby-Schwänen miterleben. Über Wochen haben wir sie immer wieder an derselben Uferstelle gesehen und konnten sehen wie das Grau das Gefieder zu einem wundervollen Weiss wechselte.

 

Wir befinden uns nun im letzten Monat des Reports und ich bin froh, dass ich vor über einem Jahr die Entscheidung zum Mitmachen getroffen habe. Auch wenn wir hier in Weggis bei weitem nicht jene Mengen an Müll gefunden haben, wie andere Mitstreiter an anderen Erhebungsorten, hat mich diese Aktion doch sehr nachdenklich gestimmt. Mir ist natürlich bewusst, dass nicht jedes Fundstück auf die Unachtsamkeit von Menschen zurückzuführen ist, aber dennoch

wird ein Grossteil von unwissenden, ignoranten Personen achtlos entsorgt. Und ich frage mich „warum?“, was geht in diesen Menschen vor, dass sie trotz der Vielzahl an Entsorgungsmöglichkeiten ihren Müll sorglos in die Umgebung werfen? Ist es ihnen wirklich so egal was damit passiert? Wir sind doch alle Teil dieses Systems und man sollte meinen, dass jeder für sich und seine Nachkommen eine intakte Umwelt erwartet. Es braucht nur ein kleines Engagement des

Einzelnen, es kostet nicht mal mehr Zeit seinen Abfall in den Eimer anstelle auf den Boden zu werfen. Warum also helfen wir nicht alle mit, die Erde ein bisschen schöner zu machen?

 

Swiss Litter Report mein Fazit: ein eindrückliches, nachhaltiges Erlebnis und ein voller Erfolg!


(c) Beitragsbilder│ Sylvia Schöberl

Kommentar schreiben

Kommentare: 0