Manchmal kommt es anders...
.... und zweitens als man denkt.
Ha, also dass sich meine Pläne für Ende diesen Jahrs so drastisch ändern, hätte ich nach Ende der Katamaran-Ferien in Kroatien auch nicht gedacht. Ich halte mich ja gerne an das Motto " nach
den Ferien ist vor den Ferien", aber dass es mit der nächsten Reise so schnell geht, hätte ich mir auch nicht träumen lassen.
"Schuld" daran ist wohl meine Sis. Sie hatte sich schon seit längerem wieder eine länger andauernde Reise ausgemalt. Zuerst war der Westen, genauer die Panamericana, ein grosses Thema, aber schlussendlich fiel die Wahl doch auf ein Ziel im Osten (oder noch weiter in den Westen, wie man es sehen will).
Was kommt euch in Sinn, wenn ich sage, viel weiter nach Osten kann man fast nicht reisen? Ich denke sogar, dass man wenn man sich durch den Erdkern bohren würde, schneller und kürzer unterwegs wäre. Na na na, wohin geht die Reise? Ganz genau ihr Geografie-Genies - nach Neuseeland. Wundervoll oder? Zwei wahnsinnig schöne und geografisch isolierte Inseln mitten im südlichen Pazifik. 24 Flugstunden von der Schweiz entfernt. Ja, da geht sie hin, meine liebe Schwester.
Und da der Albert Schweitzer schon sagte "Das Glück verdoppelt sich, wenn man es teilt", habe ich mich kurzerhand eingebaut. So einfach geht das. Zwar nicht für sechs Wochen, sondern "nur" für die restlichen vier, aber was soll ich noch sagen? Kia Ora, Kiwis wir kommen!
Sonja, 14. November 2019
Kia ora from New Zealand
Endlich, endlich, endlich. Viel zu lange musste ich darauf warten. Ich, die mit Vorfreude grad gar nicht umgehen kann. Ich, die die Geduld nicht gerade gepachtet oder in die Wiege gelegt bekommen hat. Ich, .... ach was. Scheiss drauf: Ich bin endlich hier auf der anderen Seite der Welt. 18´417km von der Kreuzstrasse entfernt. Wie crazy ist denn das???
Heute ist bereits Tag 3 der Neuseeland-Reise, die ich zwar alleine angetreten habe, jedoch in einigen Tagen gemeinsam mit meiner Sis rocken werde. Es ist definitiv Zeit, um die ersten Eindrücke als Gastschreiberin in Sonja‘s Reiseblog zum Besten zu geben. Klarerweise hat sich ja auch schon was getan.
Gestartet wurde am Freitag, 30.11.2019 in Zürich. Die Reise nach Auckland ist alles andere als „ich komm Mal schnell vorbei“. Sage und schreibe 26 Stunden ist man unterwegs. Aber Singapore Airlines sei Dank. Mein Gott - die Cabin Crew von Zürich nach Singapur war ja eingespielt wie eine Blaskapelle. Das Radl hat einfach funktioniert und der Service war Creme. Zumindest, als er (der Service) mit über einer Stunde Verspätung angefangen hat. Wir hatten im A380 eine defekte Türe, die geflickt werden musste. Naja - zum Glück. Weil so einen 12 Stunden Cabrio-Flug braucht ja wirklich keiner. Das TV Programm an Board war zwar ned der Brüller, aber doch hab ich einen Kanal gefunden, wo ich mich am Schauspieler aufgeilen konnte. Hinter mir is ein etwas ungepflegter Thailand-Touri gesessen, der mit gebrochenem Jugo-Englisch aufgefahren ist - ich hab mich ja köstlich amüsiert: „Äxküsi, I have se problem wit se Telewisch“ - ich brich zäme.
Angekommen in Singapur: Die Frisur hält. Terminal wechseln, hin und her laufen, entrosten und gemma. Es heisst schon wieder Boarding. Diesmal war das Klientel etwas... naja... wie soll ich das nett ausdrücken. POAH haben die genervt. Viele Inder mit gefühlt einer Mio. Blearrbertln. I glaub i spinn. Wie übersteh ich bitte die nächsten 11 Flugstunden? Die könnt ma echt nur mit ana Gasmasken ruhig stellen. Und die Ohropax gehn definitiv ned so weit eini. Zeit, für die nächste Schlaftablette.
Stellt's Euch jetzt mal die Einreisebestimmungen von Neuseeland vor. Beim Zoll wirst gefragt: Lebensmittel, Obst, Apfel (häää?), Gemüse, gebrauchtes Wanderequipment. Moment mal - gebrauchtes Wanderequipment? Entschuldigung? Gut klar. Es könnte noch ein aufgespiesster Mistkäfer auf dem Wanderstock kleben. Klar - das Einführen von Tieren ist idR stricly verboten. Alles klaro.
Am nächsten Tag tauche ich gleich voll ein. Ich hab mich mit einer Einheimischen verabredet. Tamara, meine ehem. Swiss-Handicap Kollegin lebt seit drei Jahren auf der Südinsel und ist extra für mich nach Auckland geflogen. Mei, der Tag war einfach nur traumhaft. Nicht die Stadt hat uns gross interessiert, sondern das Wiedersehen nach mittlerweile sechs Jahren. Gut gegessen, schön hergerichtet (Pedicure muss sein) und bestens unterhalten verabreden wir uns auch noch zum Kaffee für Montag. Ich bin früh ins Bett gebrochen. Der Jetlag ist einfach gnadenlos und kennt kein Pardon. Auch nach acht Stunden Schlaf bin ich gerädert wie ein überfahrenes Viech auf der Autobahn. Ich steh auf und könnt schon wieder schlafen gehen. Der Jetlag ist einfach eine Bitch - ich ignoriere und ignoriere und ignoriere... Ach nur schnell 10 Minuten... Schnarch, schnarch. Nein - ich muss los, meine fahrende Wohnung abholen. Aber ähhhh... bisserl noch.... NEIN. STOP. FERTIG. Jetlag du hast Sendepause!
Ich steige in einen Toyota Hiace und bin einfach happy. Das ganze Glump einfach immer dabei und irgendwie fühl ich mich unendlich frei. Genau das wollte ich. Und es ist verdammt geil. Ich treff mich nochmals mit Tamara, die auch ihre Schwägerin und deren Sohn mitbringt - jööööö, so coole Leute die Kiwis. Einfach gut drauf, immer einen Witz - verstehn tu ich sie einfach ned. Der krasse Akzent ist echt gewöhnungsbedürftig. So nicke ich freundlich mal die eine oder andere nicht verstandene Frage lächelnd weg - Weyne interessiert's?
Mein erster Stopp ist Miranda. Nur eine Stunde östlich von Auckland entfernt ist der Ort, der für Thermalbäder und Vogelbeobachtungen bekannt ist. Zum Beobachten bin ich heute definitiv noch zu müde. Nichtsdestotrotz stationiere ich mich auf einem Camping-Platz, der eine eigene „Hot Spring“ hat. Boarrr - das Thermalbecken ist eine Wohltat. Ich plantsche eine Stunde und richte dann mal den Camper ein. Also einrichten.... also.... ich schmeiss alles rein, mach das Bett und kauf mir eine Flasche Rotwein - Priorität gesetzt. Mei, bin ich gut!
Sylvia, 2. Dezember 2019
Jeden Tag eine Aktivität
... ist meine Devise, wenn ich auf Reisen bin. Die kann jeweils gross oder klein sein, lang oder kurz dauern. Etwas Aktives, etwas Gemütliches. Alles ist möglich. Auch zählt „nix tun“ als Aktivität - nicht gewusst? :)
Meine erste Nacht im Camper war zugegebenermassen eines: UNBEQUEM. Heiss, kalt, laut, leise, hart, eng, doch ned eng... Ach. Bin einfach früh aufgestanden. Is eh wurscht. Hab meinen Kramuri verstaut und loooos. Ich bin nur 25 Kilometer von Miranda entfernt in Thames gelandet. Da glaubst ja echt: Anderes Universum. Die kleine Stadt ist ein ehemaliges Goldgräber-Mekka und wenn man reinfährt, glaubt man echt, man ist in einer Hollywood-Kulisse. Die Häuser erinnern an die Zeit vom Goldrausch - total faszinierend, wie das alles erhalten ist. Hier bleibe ich mal ein paar Stunden. Schau mich ein bisserl um, fotografiere und geniesse das echt spezielle Ambiente. Auch genehmige ich mir ein echt leckeres Omelette in einem schnuggigen Resti und steig dann gestärkt wieder in "Burli" - so hab ich meinen Bus genannt. Er hat ja echt Persönlichkeit und ist ja sooo ein Braver.
Von Thames geht's nun nördlich auf die Coromandel Peninsula. Die Küstenstrasse ist definitiv ein Highlight - die Westseite der Halbinsel ist wild und rau und entsprechend schön ist es, aus dem Fenster zu glotzen. Ich sehe viele Seevögel, die direkt am Strand nisten. Ich lass es mir natürlich nicht nehmen und will da bisserl knips knips machen. Gut - ähhhhhhh, die armen Vogi - haben Angst und suchen das Weite. Oh, ich hab ein schlechtes Gewissen und schleich mich mit Burli davon. Immer zur Vorweihnachtszeit blüht der Neuseeländische Weihnachtsbaum - der heisst auch Pohutukawa. Ich sag's euch: Es schaut einfach traumhaft aus. Es ist ein alter knorziger Baum mit roten Blüten. Einmalig.
In Coromandel Town herrscht vor allem eins: Baustelle. Die Schläulinge haben einfach alles aufgerissen, was es nur aufzureissen gibt (alles ausser mich - höhö) und Burli und ich fahren nur tuckenderweise durch die MEGA CITY mit sage und schreibe: 1480 Einwohnern. Nichtsdestotrotz ist es herzig, viele kleine Läden und Cafés die echt zum reinsitzen einladen. Eine Spezialität in dieser Gegend sind geräucherte Muscheln. Irgendwie hab ich die verpasst - naja. Hier hau ich mich in eine kleine „Tschu-Tschu-Bahn“. Ein süsser Bummelzug, eine einzigartige Mini-Eisenbahn, des mittlerweile verstorbenen Barry Bicki (oder so). Steil schnauft der Zug hinauf (könnte auch an den fetten amerikanischen Passagieren liegen) und erreicht nach ca. 30 Minuten den Eyefull-Tower (nicht zu verwechseln mit dem Eiffel Tower). Echt schön und super erholsam war die Fahrt durch den Neuseeländischen Urwald - da kannst echt voll runterfahren und entschleunigen.
In Whitianga, ca. 30 Kilometer weiter, erkundige ich mich nach Tauchgängen. Die Aktivität für den nächsten Tag steht noch nicht. Hmmm, gut - das es teuer ist, wusste ich. Aber es ist immer noch Vorsaison und die gehen aktuell nur am Weekend raus. Heute ist erst Mittwoch und ich mag echt ned 2 Tage warten. Somit hat das Schicksal entschieden. Ich nehm einen Mango-Smoothie und verlass die „Schweizer Stadt“. Hier schaut's ja echt aus wie an der Zürcher Goldküste. Eine Villa nach der nächsten und irgendwie find ich das Flair gar nicht mal so gut. Ich will ja was Neuseeländisches erleben. Somit entscheide ich mich, weiter zu fahren und hab ja schon eine Idee, was die nächste Aktivität werden wird.
Im kleinen Kaff Hahei (270 Einwohner) buche ich mir eine Kayak-Tour zur Cathedral Cove. Es soll dort eine gigantische Felsbrücke mit einem natürlichen Wasserfall haben. Und damit ich den Massen entgehe, buche ich mir die Sonnenaufgangstour. Um 05.15 Uhr geht's los. Aktuelle Anzahl Teilnehmer: 1 Person (höhö - das bin ich).
Sylvia, 4. Dezember 2019
Kleiner Zwischengedanke beim Aufstehen: Wo sind denn eigentlich die Schafe?
Man sagt, dass es in Neuseeland doppelt so viele Schafe als Menschen gibt. Echt jetzt? Also Einwohner hat es in NZ ca. 4.5 Mio., somit müssten das rein rechnerisch: Moment mal - ich rechne... ähhh also.... hmmm.... Es gibt Kühe zum abwinken. Herdenweise. Schafe? Aktuell hab ich genau: 0 (sprich NULL, ZERO, NULLA) gesehen. Hä? Sind die denn alle als Kühe verkleidet? So wie ein Wolf im Schafspelz? Wie Max und Moritz im Teig? Wie wir an der Fasnacht? Ich bin verwirrt.
Ich paddle in eine Erkenntnis
Tagwache um 04.30 Uhr. Ich sag's Euch. Das lohnt sich definitiv. Aber natürlich nur, wenn man nicht arbeiten muss. Ich geh nämlich paddeln. Paddeln in Hahei ist einfach der HIT. Nachdem wir (schliesslich war die Gruppe dann doch fünf Personen plus Guide) unser Material ausgefasst hatten, schmissen wir uns in der Morgendämmerung ins Meer. Brrrr, leckomio ist das kalt sowohl die Aussentemperatur (15 Grad) als auch das Wasser (gefühlt beim reinhalten der Finger: Minus 197 Grad). Also reinfallen musst da echt ned - sonst sind die Frostbeulen vorprogrammiert.
Wir paddeln im Sonnenaufgang zur gegenüberliegenden Insel. Was für eine Szenerie! Die Sonne geht langsam zwischen den Steinbergen im Meer auf. Es ist einfach nur schön und fährt voll ein. Voller Freude und Euphorie steuern wir dann direkt auf die Cathedral Cove zu - auch bekannt als Te Whanganui-a-Hei (sagt das mal schnell und dreimal hintereinander). Ein echter Hingucker diese beiden Strände mit dem fotogenen Stein. Das hat natürlich auch Hollywood erkannt und hat gleich ein paar Szenen von „Die Chroniken von Narnia“ dort gedreht. Is eh klar.
Nach circa einer Stunde paddeln machen wir dort einen Foto- und Kaffeestop. Und es ist einfach unglaublich: Ich bekomme dort einen Cappuccino serviert. Wie Hammer ist denn das! Pünktlich um 07.00Uhr. Ahhh, das Leben macht definitiv Sinn. Zwar leere ich mir den ersten über mein Paddel-Outfit (weil ich in den Sand geplumpst bin), aber das Orakel meint es gut: Es wird mir noch einer gemacht. Dort, beim gemütlichen Kaffeestop, berichtet mir eine der Mitpaddlerin von ihrem Schicksal. Sie hat unheilbaren Krebs und ist trotz allem guter Dinge. Ich bin beeindruckt, wie sie ihr Schicksal meistert, zumal sie jeden Tag nicht weiss, ob sie den nächsten Sonnenaufgang erleben wird. Es ist einfach krass, wie solche Geschichten einem das Gefühl geben, auf den Boden der Tatsachen runter zu krachen. Wir leben definitiv viel zu wenig - das ist mein Fazit aus diesem Gespräch. Ich wünsche Franzi von Herzen, dass sie noch viele solcher wunderschönen Morgen wie heute erleben darf....
Wir paddeln weiter zur Stingray-Bay, aber da das Wasser so aufgewirbelt ist, seh ich leider keine Stingrays. Voll schade. Auch wenn ich es mir noch so einbilde. Ich seh und seh einfach keinen. Mist. Hab ich doch den kleinen Bruder schon auf dem Rücken. Naja. Letzte Woche wurden sogar Orcas hier in der Bay gesichtet. Schade. Auch da waren wir wohl zu spät.
Langsam aber sicher machen wir uns auf den einstündigen Rückweg. Ich merke, wie meine Hände schmerzen (die Bürofingerl sind ja nix gwohnt) und wie Blasen aufziehen. Na toll. Egalowitsch. Es hat sich sowas von gelohnt und ich kann es jedem nur empfehlen, die 2.5 Stunden an diesen Strand zu paddeln - aber nur bei Sonnenaufgang. Später sind die Massen (inkl. Chinesen) dort anzutreffen.
Mittlerweile sind Burli und ich in der Region Bay of Plenty angekommen. In Mount Maunganui schlagen wir heute unser Nachlager auf auf einem Campingplatz direkt am Meer. Es rauscht einfach nur herrlich - ein Traum. Morgen besteigen ich dann den Mount: Seine sage und schreibe 232 Meter werden mir wohl nicht wirklich den Atem rauben aber anscheinend ist der Ausblick auf die Stadt und das Meer traumhaft. So werde ich mir das zum Sonnenaufgang reinziehen. Ich bin gespannt.
Sylvia, 5. Dezember 2019
Was bisher alles so geschah - und das ist natürlich immer mehr als nix
Leider ist es mir misslungen, den „TE MUNGA“ (Maori für Berg oder auch „Mauao - von der Abenddämmerung überrascht) zum Sonnenaufgang zu besteigen. Ich hab nämlich „verschlafen“ und das für sage und schreibe drei Stunden. Mittlerweile schlaf ich in meinem Burli so gut, dass neben mir die Atombombe losgehen könnte. Gegen acht Uhr hat mich die Sonne (die natürlich schon seit einigen Stunden aufgegangen ist), aber vor allem die Wärme im Camper geweckt. Bist du narrisch - heiss wie in einem Backofen. Nichts wie raus aus der Sauna. Nun ja - ehrlich gesagt, ist es mir für die „Besteigung“ jetzt definitiv zu heiss, aber ich hab mir da einen gefitzten Plan U (nicht B - nein U) überlegt. U wie Umrundung. Der sogenannte „base track“ führt einmal um den Berg herum. Circa dreieinhalb Kilometer, die mich dann doch gut 45 Minuten beschäftigen. Der Weg ist auch für Kinderwagen und Rollstuhl geeignet steht da. Gut - das schaff ich sicher :) (mein Knie ist bisserl angeschwollen von der stetigen Belastung - aber da muss das Gelenkerl jetzt durch). Einmal rundherum, vorbei an schönen einsamen Stränden, den neuseeländischen Weihnachtsbäumen (wisst‘s noch, wie die heissen?) und immer wieder begegne ich freundlichen Menschen (Kiwis) oder bisserl mürrischen Menschen (Deutsche). Ein herrlicher Rundgang und für mich passt‘s wieder. Burli hab ich schon vorsorglich am Strand geparkt, denn ich habe einen weiteren durchtriebenen Plan: Plan S für Schwumm im Meer. Voll durchgeschwitzt und aufgeheizt freu ich mich, in die Wellen einzutauchen. Aber OH SCHRECK. Ich verfriere. Jeeeeesus is deis arschkalt. Der Schein trügt und es dämmert mir, warum da so keiner im Wasser plantscht. Ich schau rechts, links. Niemand da. Der Maori Name dafür ist: GE TÄUSCHT (von der Eiswasserkälte überrascht). Mutig wie ich bin, tauch ich trotzdem einmal runter - geht ja gar nicht.
Enormst erfrischt mache ich mich nun auf den Weg. Das Mount-Dorf hab ich gesehen, es war echt schön, tolle Strände, ein cooles Flair. Aber es macht hier und da ein bisserl den Anschein, wie irgendwo in Italien an einer touristischen Einkaufsstrasse. Laderl hier, Souvenir da. Schuchal, Taschal. Das mag ich grad gar ned. Und drum zieh ich weiter. Mein nächster Halt soll der Ohope Beach sein. Immer noch im Destrict Bay of Plenty tuckere ich an der wunderschönen Küste entlang. Wie über eine Passstrasse führt die gut ausgebaute Strasse und Burli schnurrt. Als ich in Ohope Beach angekommen bin, plagt mich ein leichtes Hüngerchen. Und da ich alles dabei hab, halte ich sponti am Meer und genehmige mir ein kleines Picknick mit Aussicht und tu bisserl nornkastlschaun. Ein Traum. Etwas unschlüssig über mein weiteres Tun fahre ich mal durch den Ort durch. Naja - irgendwie: Das Meer ist mir zu kalt, das Dort ist vollgas verschlafen. Ich entscheide mich, gleich nach Gisborne weiter zu düsen. Die erste Neuseeländische Weinregion die ich auf meiner Reise erreichen werde. Der Weg dorthin ist zwar kilometermässig nicht lange, aber die Strasse eine wahrliche Herausforderung. Rauf, runter, rechts, links, 35km/h, 100km/h, LKWs, Autos, Anhänger, Camper, etc. Die Landschaft ist wahnsinnig schön, anzusehen. Manchmal hat es unzählige Silberfarne, manchmal meint man, dass man ins Engelberger-Tal reinfährt (Flussbeet an der Strasse entlang mit tannenartigen Bäumen).... Da ist definitiv der Weg das Ziel (das Ziel ist irgendwie nicht das Ziel - aber dazu später).
Total müde komm ich in Gisborne an. Ich check in einen Camping-Platz ein und freu mich, auf ein gemütliches Abendessen in der Stadt, die doch knapp 48´000 Einwohner aufweist. Mit nur zehn Minuten Gehdistanz vom Campingplatz (der direkt am Meer liegt – ahhhh, herrlich) stapfe ich zielsicher in das Town-Center. Mit knurrendem Magen freu ich mich auf eine leckere Sushi-Platte - die haben hier ja die voll geilen Sushi-Bars. Da nimmst auf der einen Seite deine Platte und eine „Zwicken“. Dann läufst die Vitrinen entlang und nimmst das raus, worauf du Lust hast. Zum Schluss kriegst noch Ingwer und Wasabi, Stäbchen und zahlst. Voll cooli Idee. Gfallt mir. Aber es soll bei einer Idee bleiben. OH Schreck. Was ist denn da los? Zu, zu, zu. Hä? Es ist Freitagabend - was'n da los? Ich versteh die Welt nicht mehr und check im Internet mal die Lage. Irgendwie macht hier alles um halb 7 zu und ich steh vor verschlossenen Türen. Bläääär.... Auf einmal: OH Schreck die 2te. Blasen. Wie was? Noch mehr? Hab ich mir doch neue Patscherl gekauft - Birkenstock. Und jetzt auch noch von denen? Also von den Plastik-Flippis von Thailand versteh ich das ja irgendwie. Aber von den hochqualitativen Birkenstock? Leicht sauer, der Appetit ist mir vergangen, lauf ich wieder in Richtung Campingplatz. Ich spinn so vor mich hin, bis mir auf einmal in den Weiten den Nichts eine Leuchtreklame auffällt. Chinese Food Take Away - OPEN. Ich stech rein im Hunger meines Angesichts. Ganz ehrlich: Es schaut eher nach einem Auffang-Center für die „Lonely Hearts“ aus. Die, die noch keinen abbekommen haben. Voll die abbrennten Leut hier drin. Bist du narrisch. Naja - was soll‘s. Ich füll mir eine Plastik-Box und such das Weite. Neben Burli mach ich mir eine Flasche Rotwein auf, geniesse mein Chinese-Take-Away, bekomme einen HAMMER Sonnenuntergang in allen Farben, die man sich nur ausmalen kann - die Situation ist gerettet.
Wohl schon im Traum hab ich mir die Aktivitäten für den nächsten Tag zurecht gelegt. Ich geb dem Gisborne nochmals eine Chance und geh erneut in das Town-Center. Zuerst schau ich mir den Einheimischen Bauernmarkt (Gisborne Farmers Market) an und dann fahr ich noch auf einen kleinen Hügel, auf dem man über die Stadt glotzen kann. Anscheinend hat Lady Diana 1983 dort oben einen Pohutukawa-Baum gepflanzt. Das interessiert mich. Den Markt hab ich recht schnell abgehandelt. Wollt ja nur bisserl guggen, nix kaufen. Aufgefallen ist mir: Voll geil. Bauernmarkt mit Live-Musik. Tudelt doch ein Maori mit der Gitarre. Hat mir echt gefallen. Anschliessend mach ich noch einen Spaziergang durch die Stadt - aber irgendwie werd ich nicht so richtig warm. Gisborne, wird von denen, die die Stadt lieben auch „Gizzy“ genannt. Also von mir NICHT :) T´schuldigung. Dafür reicht‘s einfach nicht. Ich düse danach in das Titirangi-Reserve, der Park auf dem Hügel über der Stadt und suche nach dem Lady-Di-Baum. Gesucht gefunden. Mei - das hat mir wieder gefallen. Gut - sie hat mir einfach gefallen.
Ich mach mich wieder auf den Weg gen Süden. Mein nächstes Ziel soll Napier werden. Jedoch werde ich das heute nicht mehr erreichen. Will ja nicht nur fahren, sondern auch geniessen. Ich tuckerle nach Süden an der Küstenstrasse entlang und geniesse den Blick auf das Meer. Einfach herrlich. Zwischen Gisborne und Napier liegt die Mahia Halbinsel. Ich lese, dass sich ein Abstecher lohnt. Wow - sieht einfach total cool aus. Hügel, Sandstrände und das leuchtend-blaue Meer. Einfach paradiesisch. Ich überlege mir, dort zu übernachten. Als ich jedoch den Campingplatz dort erreiche: Ehm. Es ist niemand dort. Und nein, es ist nicht geschlossen. Es ist einfach kein Gast dort. Und das find ich irgendwie bisserl komisch. Auch lese ich etwas über eine neuseeländische Raketenfirma, die sich hinten auf der Halbinsel befinden soll. Na servas. Ich will ja im Schlaf ned abgeschossen werden. Es ist entschieden. Ich geniesse die Natur, fahre dann jedoch weiter mit dem Ziel: Waipatiki Beach Holiday Park. Der eher abgeschiedene Campingplatz ist direkt am Meer und doch sooo ruhig. Ich freu mich bereits jetzt schon drauf und koch gedanklich mein Abendessen: Omelette mit Zwiebeln und Pilzen, grüner Salat und ein (nein zwei) Glas Rotwein. PROST. So lässt es sich definitiv leben. Mir geht´s gut.
Sylvia, 7. Dezember 2019
Einzigartige Architektur und kulinarischer Genuss an der Ostküste
Ich bin ja kaputter als kaputt ins Bett gefallen. Leckomio, war ich müde. Die Fahrt war mit knapp 300 Kilometer doch relativ lange. Somit beschliesse ich es am Sonntag etwas ruhiger anzugehen. Ich fahre die gute halbe Stunde vom Campingplatz nach Napier - der übrigens der absolute Hammer war. Warum? Nun ja - da hat´s einige Highlights gegeben. Absolute Ruhe, coole und easy Leute, viel Platz und Sicht auf das Meer und: Wenn man will, wird einem vom Chef persönlich ein Gasgrill direkt ans Zelt, Camper, etc. geliefert - mit einem 4x4-Gefährt. Ich konnte mir das Lachen ja kaum verkneifen, aber den Service fand ich einsame Spitze. Hätte ich etwas für auf den Grill gehabt, hätte ich das garantiert auch in Anspruch genommen. Aber bei mir blieb's bei einem easy Omelette.
Ich war schon sehr früh wach (0500 Uhr) aber dachte ganz und gar ned ans Aufstehen. Ich hatte erst um 9, halb 10 ein Rendezvous (mit mir) im Milk & Honey (Restaurant in Napier am Ahuriri Beach) zum Frühstück. Drum schlummerte ich nochmals ein, was sich mal wieder als semi-richtig herausstellte. Mein Gott habe ich einen Scheiss vor mich hingeträumt. Ich bin wie eine Wilde durchs Posthotel Weggis gelaufen, musste an ein Abschiedsfest und ich wurde immer wieder aufgehalten. Bin gelaufen und gelaufen, aber ned vom Fleck gekommen... äääh fertig - ich steh auf. Es reicht. Voll gerädert fahr ich nach Napier zum Frühstück, das mich definitiv wieder aus meinem Loch rausgerissen hat. Kaum am Hafen angekommen, staun ich schon Mal ned schlecht. Ich wusste, dass es eine Art-Déco-Stadt war... Aber das, was ich zu sehen bekam, liess mir mal wieder die Schublade entgleisen. Ein Haus resp. Gebäude hübscher als das Andere. Ich glaub, ich bin mal wieder in einer Hollywood-Kulisse angekommen. Aber Frühstück zuerst, sonst kann ich mich nicht konzentrieren. Ich geniesse ein Asia-Omelette (mit Shiitakepilzen und Spinat - ooohhh wooooow war das lecker) und einen feinen Cappu und mach mich frisch gestärkt und mit der Kamera bewaffnet an den Stadtrundgang. Ich geniesse es voll, durch das Hafenquartier zu schlendern, da es sogar noch einen Markt, eine Art Flohmarkt, hat. Hier was zu guggen, da was. Hier, da. Ahhh ich komm gar nimmer vom Schauen raus und merk, wie mir das gefällt. Anschliessend fahr ich in das Town-Center und dort geht's mit glotzen einfach weiter. Eine wunderschöne Promenade, wunderschöne Gebäude und ich lass mich einfach durch die Strassen treiben. Nebenbei erkundige ich mich bisserl über Napier. Bisserl Geschichte muss ja auch sein: In den 30gern wurde es von einem furchtbaren Erdbeben heimgesucht, das ziemlich alles dem Erdboden gleich gemacht hat. Auch war die Stadt auf einmal um 40 qm grösser, da das Erdbeben Teile von unterm Meeresspiegel um zwei Meter angehoben hatte. Krass oder. Schnell waren die Kiwis bemüht, die Stadt wieder aufzubauen und es entstand eine der einheitlichsten Art-Déco-Städten der Welt. Also ich muss ehrlich sagen: Diese Stadt hat mich bisher am Meisten beeindruckt. WOW. Somit entscheide ich mich, auch hier zu übernachten, damit ich am nächsten Tag auch noch etwas davon hab. Gute Idee, gell. Ich schlendere durch die Strassen, bestaune die wunderschönen Gebäude, die schönen Wandmalereien (es gibt in der ganzen Stadt verstreut circa 50 davon) - auch „Sea Walls: Artists for Oceans“ genannt - und glotze mir die Augen raus. Es ist einfach herrlich und zum Glück ist es heute auch mal nicht so heiss - perfekt für einen „Städtetrip“. Schaut Euch unbedingt das „Daily Telegraph Building“ (Zickzack-Ornamente) und das „National Tobacco Company Building“ an - dann wisst ihr definitiv, dass sich ein Abstecher hierher lohnt.
Da mir ja die Sushi-Bars hier so gefallen (ich hatte ja bereits schon davon berichtet), entscheide ich mich, in Napier eine solche aufzusuchen. BINGO. Was für eine lustige Begegnung. Der Koreaner an der Kasse - er bewundert meine Kamera fragt mich woher ich komme. Und ich Austria. Und er „what? Australia?“ Und ich „no - Austria - no Kangoroos“ und er: Ahhhhhhh ich hab in Linz und Innsbruck studiert (er auf Deutsch) und ich: a whot? (Nix verstehen - voll perplex hahahahhaahh). Wie lustig. Er hatte Zeit auf einen kurzen Schwatz und hat mir im Eiltempo sein Leben erzählt und wie krass-schwer es ist, Deutsch zu lernen, was er in Linz und Innsbruck so alles gemacht hatte, Palaver, Palaver. Wie lustig - ach, solch Begegnungen sind einfach nur der HIT und bleiben in Erinnerung.
Übernachten tu ich heute an einem etwas ausserhalb von Napier gelegenen Campingplatz. Ich will mir Morgen noch die Marine Parade (Boulevard von Napier am Meer) und das Napier Gefängnis reinziehen. Da bin ich schon voll gespannt drauf und ich hab morgen auch noch was von der coolen City. Boah, hier gefällt's mir aber. Während der Fahrt zum Camping mach ich mir Gedanken zum heutigen Abendessen. Das Menu ist gemacht - check. Und es gibt: Spaghetti mit Miesmuscheln und Spargeln. Gut gell - ich mutiere bereits zum Gault-Millau-Camping Cook - höhö. Bitte kein falscher Neid.
Sylvia, 8. Dezember 2019
Darf ich jetzt auch mal was dazu sagen?
So, nun melde auch ich mich zu Wort. Seit Tagen schreibt Sylvia von ihren tollen Erlebnissen in der Ferne - und was passiert, alle bekommen lange Zähne. Damit ist jetzt aber genug junges Fräulein. Ab sofort steige ich in die Kommunikation mit ein und generiere ebenfalls Fernweh. Und das Beste daran: ich mache das direkt vor Ort!
Bis es aber soweit ist, muss ich mehrere Ozeane und Zeitzonen überwinden. Auf den Flug freue ich mich nicht sehr und irgendwie bekomme ich schon Phantomschmerzen in allen möglichen Gelenken wenn ich nur dran denke (ich weiss Fosi, man muss die Zeit an Board geniessen). Nun ja, aber nicht jeder ist Aviatik-Fan, deshalb schmiede ich schon einen Plan wie ich am effizientesten das Wein-Programm abspule, um dann mit einem kleinen weissen Helferlein möglichst lange zu schlafen.
Aber zuerst packen - ach, was soll ich nur mitnehmen? Ich habe das Glück, das Sylvia schon den Monsteranteil von unserem gemeinsamen Habseligkeiten mitgeschleppt hat - wäre ja auch fatal, wenn sie vor Ort ohne Weinöffner, Taschenmesser und Co. dahinvegetieren müsste. Diesmal mache ich es besser, nehme ich mir vor, (einige von euch wissen ja, dass ich für meine Südamerika-Reise nicht ganz so präpariert auf dem anderen Kontinent angekommen bin). Da Sylvia diesmal aber nicht postwendend nachhause fliegt und mir ihre Sachen abtreten kann, muss ich das wohl besser planen.
Einen Tag vor Flug habe ich bereits meine gröbsten Pendenzen erledigt, mit einem tollen Deal ein Upgrade in die Business finanziert (zumindest für den Nachtflug nach Hongkong) und den Byebye-Apero nehme ich diesmal erst, nachdem der Rucksack sozusagen reisefertig ist. Ich werde nicht nur älter, ich lerne auch dazu.
Sonja, 9. Dezember 2019
Es muss runter gehen, damit es wieder rauf gehen kann
Den Vormittag in Napier hab ich sehr genossen. Die Stadt ist echt schnuggelig und es macht sehr Spass, hier Zeit zu verbringen. Bisserl den Menschen zusehen, dem bunten Treiben der Einheimischen und natürlich den immer etwas tollpatschigen Touris. Hier kann man sich eine Stadtrundfahrt mit Oldtimern buchen - das ist sicher ganz lustig, zumal die Chauffeure auch wie in den 60gern angezogen sind. Echt cool aufgezogen. Das Gefängnis lass ich aus (irgendwie hab ich gar keine Lust drauf), aber dafür schlendere ich noch etwas dem Marine Boulevard entlang und schau mir den Tom Parker Fountain an (ein stinknormaler Springbrunnen). Ein echter Genuss dieses Fleckchen.
Meine Fahrt geht nun weiter nach Süden mit Stopp am Cape Kidnappers (so benannt, weil einheimische Maori hier einstmals versuchten, Captain Cooks tahitianischen Dienstjungen zu entführen). Mir hat der Namen schon sehr gut gefallen und wie ich erfahre, sollen zu dieser Jahreszeit riesige Australtölpel-Kolonien dort nisten. Das muss ich mir ansehen. Das Wetter übertrifft sich ja schon wieder selber und da ich in Napier noch keine Lust auf Frühstück hatte, schlage ich direkt vor dem Cape mein Buffet auf. Omelette mit Feta und Spinat, Erdbeeren und Kaffee. Ich geniesse es bei schönster Aussicht und wunderbar beruhigendem Meeresrauschen. Frisch gestärkt will ich mich auf den Weg zu den Tölpeln machen, als ich auf einem Schild vernehme, dass der Weg dorthin gesperrt ist. Da ist wohl etwas Geröll ab und das muss erst gerichtet werden. Hmmmm, schade. Das hätt ich mir schon gerne angesehen. Zumal wenn es um Tierli geht, mich ja echt fast alles interessiert (ausser die Begegnung in der kommenden Nacht beim nächtlichen Klo-Besuch - aber dazu dann später).
Ich lass mich nicht von der Planänderung beirren und mach mich auf - noch ein bisserl mehr nach Süden - Ziel: der längste Ortsnamen der Welt. Achtung - und der geht so: Taumatawhakatangihangakoauauotamateaturipukakapikimaungahoronukupokaiwhenuakitanatahu (falls ich mich vertippt hab, wird es wohl niemand merken). Der Name heisst in der Übersetzung: „Die Kuppe des Hügels, wo Tamatea, der Mann mit den grossen Knien, der rutschte, kletterte und Berge verschluckte und der deshalb der Landverspeiser genannt wird, seinem Bruder auf der Flöte vorspielte“. Zum Schiessen, nicht?
Da es dort unten nicht wirklich was zu tun gibt entscheide ich mich, gleich weiter zu fahren. Es war ja mehr ein Jux, dort hin zu fahren, schnell ein Foto zu knipsen und gut is. Es ist schon recht spät, als ich am Camping im Totara Reserve ankomme. Totale Ruhe, ich bin ganz allein inmitten eines riesigen Waldes, kein Handy-Empfang - genau das richtige. Ich bin ja echt viel gefahren heute und brauch absolute Ruhe (auch von mir selbst). Ich hab die Wahl und parke meinen Burli mitten auf die Wiese. Nicht mal jemand vom Camping-Platz selber ist dort und so positioniere ich meinen Camping-Stuhl in die Sonne, nehme ein Buch heraus und geniesse die Ruhe und die wunderbaren Geräusche des Waldes. Es gibt einen 120 Meter Walk zur Forest Church - die zwei Minuten schaff ich noch. Echt schön gemacht, aber es war ja sooo anstrengend. Ich geh wieder retour und auf einmal steht da eine. Ach - die Rezeptionistin. Ich „checke“ ein und sie erzählt mir, dass in Gehdistanz ein toller Platz sein soll, wo es nach Dämmerung nur so von Glühwürmchen wimmelt - wenn es nicht regnet. Cool dachte ich mir - das mach ich. Zwei Minuten bevor ich los will, fängt es zu regnen an. Thank you! Somit vergrabe ich mich mit Fleece-Pulli, Stirnband und Wärmeflasche im Camper. Es ist voll kalt und ich muss ehrlich sagen, dass es mässig angenehm ist, bei unter zehn Grad im Camper zu schlafen. Aber da muss ich jetzt durch. Voll angezogen, die Decke über mich geschlagen, schlaf ich recht schnell ein. Ich muss ja leider obligatorisch einmal in der Nacht das „Loo“ aufsuchen. Auch diese Nacht soll es mir nicht erspart bleiben. Ich torkle im Halbschlaf und merke, dass es fast taghell ist. Logisch - ich bin draussen in der Pampas, keine Lichtvermutzung und der Mond und die Sterne machen es einfach nur traumhaft. Leider gibt‘s hierzu keine Bilder - ich bin fast erfroren.... brrrrrrr. Ich mach die Tür zum Loo auf und „KREISCH“ - danke scheiss-arschiges Spinnen-Viech. Eh klar, musst genau auf dem Lichtschalter hocken. Echt wahr. Mein Gott. Da schreist echt mal schnell den ganzen Wald zusammen. Aber niemand wird mich hören. Wieder zurück im Camper merke ich, wie huschi das es ist. Ich roll mich wieder in Vollmontur ein (inkl. Stirnband) und penn wieder durch bis halb 8. Ich staun ja, wie gut mir das Schlafen gelingt. Ich dachte echt, ich vermiss mein tolles Boxi daheim mehr. Nö geht mir gar ned ab.
Mittlerweile ich bin bereits wieder nord-westlich gefahren. Weiter runter kann ich grad nicht, weil ich es sonst bis Freitag nur mit Ach und Krach nach Auckland schaffe würde. Hab dort um 13.30 Uhr einen WICHTIGEN TERMIN - drum geht‘s ab jetzt wieder gen Auckland zu. Mein nächstes Ziel heisst Lake Taupo und schon zische ich los. Ach stopp: Ich muss zuerst noch zwei Haserl zusehen, die gechillt um meinen Burli herumhoppeln. Sooo liab! Da stirbst ja fast. Und es kann losgehen. Dann seh ich noch mehr Hasen und auch Rehe. Also das ist ja neben den vielen Kuh- und Schafherden und Pferden ja mal was ganz Neues. Aber mag ich. Gut es ist ja noch früh - evtl. hab ich darum Glück. Die Anfahrt über die Desert Road ist einfach ein Traum. Schön geschwungen ist diese Strasse, auf einem Hochplateau mit vielen Grasbüschen und eine wunderbare Sicht auf die verschneiten Gipfel des Mount Ruapehu (2´797m) und des Vulkan-Massivs Tongariro. Da muss ich echt ein paar Mal stehen bleiben und mich fototechnisch ausleben. Ach herrlich ist das. Das Wetter ist wunderprächtig und so macht´s definitiv Spass.
Leider gibt‘s auch weniger schöne Neuigkeiten: Der Vulkan auf White Island ist am 9.12.2019 um 14.11 Uhr (Neuseeländische Ortszeit) völlig unerwartet ausgebrochen und es befand sich gerade eine Touristengruppe mit 47 Personen auf der Insel. Leider gibt es bereits einige Tote zu verzeichnen und einige werden noch vermisst. Ach - das geht einem durch Mark und Bein. Zumal ich zwei Tage vorher noch dort oben an der Küste gesessen bin und zur Insel rüber geschaut hab. Hab mir dann bei mir gedacht: „Mei i gfrei mi auf den Trip zum Vulkan dann mit der Sonja“.... Schlimm. Ich wünsche allen Angehörigen viel Kraft und bin unendlich dankbar, dass es mir gut geht. Der Vulkan-Trip ist für uns gestrichen.
So und nun gab‘s heute, 10.12.2019 um 13.00 Uhr (Neuseeländische Ortszeit) noch ein Erdbeben an der Küste vor Gisborne. Ach herrrrjeee. Aktuell weiss man noch nicht mehr von den möglichen Schäden. Ich hoffe jedoch, dass es für alle in dieser Region glimpflich ausgegangen ist.
Neuseeland lebt - über und nicht weniger unter der Erde!
Sylvia, 10. Dezember 2019
Entspannt reisen - Neuseeland ich komme
So geht also entspanntes Reisen. Die Zeit von Zürich auf Hong Kong ist im wahrsten Sinne wie im Flug vergangen. Und mein Plan? Komplett aufgegangen. Ein netter Apero während alles Fussvolk sich nach hinten in den Flieger verkrümelt hat, exklusives Dinner in meinem Einzel-Thron, dazu die Weinkarte einmal durchprobiert und nach Ende des Spielfilms habe ich wunderbare sieben Stunden geschlafen. Was will man mehr? Ich will mehr - und zwar nochmals einen so tollen Platz. Allerdings liegt das in meinem Budget nicht drin und drum sitze ich jetzt etwas wehleidig mit dem Fussvolk im Wartebereich für die Holzklasse. Naja, what solls. Dafür habe ich die Hälfte der Strecke schon geschafft.
Ich bin nun in Hong Kong angekommen. Die vier Stunden Aufenthalt vergehen weniger schnell als erhofft, aber ich nutze es für ein bisschen rumlaufen und ein paar Zeilen im Blog. Grundsätzlich ganz enspannt hier, es ist verdächtig leise, obwohl es scheinbar 530 Gates gibt.. hmmm, echt.. kann das sein? Ich lese immer wieder die Schilder Gate 1-5, 203-230 und eben irgendwas bis 530. Wollen sich die kleinen Asiaten künstlich aufplustern?
Beim Rumlaufen fällt mir auf, dass ausser den chinesischen Schriftzeichen nicht wirklich erkennbar ist, dass man woanders ist als in Zürich, Paris oder sonst an einen Flughafen auf der Welt. Die üblichen Verdächtigen reihen sich auch hier Geschäft an Geschäft - somit müsste man auch hier auf Toblerone, Lindt, Gucci und Co. nicht verzichten. Rolex hat sogar ein verdammtes Haus hier aufgestellt - eine riesige Verkaufsfläche auf zwei Stockwerken. Die Schweizer wieder, Understatement weit gefehlt. Auffällig ist, das im unteren Stock, wo die grossen Touristenströme durchkommen, die internationalen Marken sind und im oberen scheinbar die einheimischen. Asiaten-Bling-Bling in höchster Reinform, begleitet vom typischen Masssageöl-Duft.
So, bald geht's los in Runde 2 meiner Anreise. Mal sehen was mich dort erwartet - fürs erste hoffe ich auf etwas Sonnenschein und eine warme Dusche. Ach, wie genügsam wird man doch, wenn man sich an das Fussvolkleben gewöhnt hat. Und natürlich freue ich mich auf meine Mitfahrgelegenheit, die mich hoffentlich, dort schon erwartet.
Sonja, 12. Dezember 2019
Schlaflos mit Frostbeulen
So, ich sitze im Flieger. Ich find's wie üblich zu kalt, vermutlich will die Airline mit der Freezing-Zone die speziellen, vorwiegend menschlichen Gerüche in Schach halten. Mein Platz ist ziemlich toll - Beinfreiheit ohne Ende, leider mit Abstrichen in der Verstaumöglichkeit. Da ich nicht wie andere einen Platz vor mir habe, fehlt mir auch das Täschchen zum Verstauen von jegweiligen Notwendigkeiten. Ich bin gefühlt ständig etwas in meiner Tasche am kramen, oder suche rund um und auf meinen Sitzplatz gerade gefragte Ablenkungsmittel. Kopfhörer, Kugelschreiber, Ohropax - alles scheint genau dann in einer Ritze zu verschwinden, wenn ich es brauche. Zudem klemme ich mir den Finger im Klapptisch ein. Unschön, die erste Verletzung schon bevor ich angekommen bin. Ein Zeichen? Ist das der Fluch des „ergaunerten“ Emergency Seats? Naja, nur nicht zu viel Nachdenken, der Plan ist eh wieder klar. Essen, Zähne putzen, Tablette, schlafen.. Klappt soweit, aber mit dem Schlafen für nur etwa drei Stunden, dann bin ich wieder hellwach. Bäh, was mach ich - in Auckland ist es schon morgens um 8, also passend zum Aufstehen (ja, mein liebes Schäfli, ich weiss - nicht in jedem Universum ist die Zeit passend zum Aufstehen). In Hong Kong wär's jetzt mitten in der Nacht, aber da bin ich ja schon weg und die Schweiz scheint kein Massstab mehr. Ich hätte eh nicht mehr einschlafen können, somit ist die Situation auch klar: ich bleibe wach und zappe mich durchs Programm. Die Zeit vergeht so viel weniger schnell und ich merke wie mir langsam die Extremitäten einschlafen, in der Schulter zieht's und ich werde wehleidig. Noch drei Stunden zeigt das Display an, dann bin ich erlöst. Ich freue mich und zappe vorerst weiter bis das Frühstück Abwechslung bringt.
Sonja, 12. Dezember 2019
Wiedersehen mit meinem Spiegelbild
Als dann endlich das Anschnallzeichen zur Landung ertönte, war ich mehr als erleichtert. Die letzten drei Stunden haben sich wie Kaugummi auf Schuhsohle dahingezogen. Als ich dann, wegen aufkommender Turbulenzen, nur ein lauwarmes Rührei mit Gummi-Würstchen ohne Kaffee oder Getränk hingeknallt bekommen habe, war dann mein letzter Nerv definitiv auf dünnem Faden. Zeit zum Aussteigen und ins Abenteuer. Ich war voll motiviert loszulegen, auch im Wissen, dass draussen Sylvia schon in den Startlöchern steht. Nur leider hat das Priority-Pickerl auf meinem Rucksack auch diesmal wieder Mal versagt und mein Gepäck kam als eines der letzten auf das Laufband. Zwischenzeitlich hat mich schon ein Zollbeamter nach meinen Plänen der nächsten Tage und meinen Mitbringsel ausgefragt. Aber weder er, noch die stämmige Zollbeamtin oder der herzige, wenn auch nicht sehr effektive Schnüffelhund, haben herausgefunden, dass ich Mettwurst eingeschmuggelt habe. Ha, da ist unsere erste Jause schon gesichert. Endlich vollgepackt torkle ich gen Ausgang und blicke plötzlich in mein Spiegelbild. Steht doch die Sylvia vor mir (als ich sie endlich erkannt habe - ha, blindes Huhn lässt grüssen) und schaut aus wie ich - Schuhe, Hose, T-Shirt identisch. Naja, wir sind halt doch Schwestern.
Schnell die ersten News beim Kaffee (endlich Koffein) ausgetauscht und schon geht‘s los zum Camper und gleich raus aus Auckland. Der Verkehr ist, obwohl's erst früher Nachmittag ist, schon massiv und uns zu viel, deshalb geht‘s mal Richtung Westen - Erstes Ziel Piha Beach.
Sonja, 13. Dezember 2019
Unüberlegtes Manöver
Oh meno, das war ja wieder ein Erlebnis - wir lachen und schämen uns heute noch (die Reihenfolge variiert immer ein bisschen). Wir haben uns lange überlegt, ob diese Geschichte überhaupt erzählt werden darf, aber schlussendlich wollen wir die Reise ja unverblümt und pur darstellen. Also Fazit, unser Fauxpas von gestern muss hier rein.
Aber mal von Anfang. Gestern sind wir an den sehr schönen und beeindruckenden Piha Beach gefahren und haben dort unser Nachtlager aufgeschlagen. Dieser Ort ist wirklich einen Abstecher wert. Der Camping liegt direkt am Wasser, auf grossräumiger Wiesenfläche. In kurzer Gehdistanz liegen halb im Wasser halb auf schwarzen Sand-Strand die Wahrzeichen dieses Ortes, der Lions Rock und der Camels Rock. Zwei imposante Steine, die zusammen mit den weissschäumenden Wellen des Meeres eine einzigartige Szenerie bilden. Es ist wolkig am späten Nachmittag als wir an den Strand kommen, aber mit den wenigen durchstechenden Sonnenstrahlen umso mystischer. Wir laufen am Strand entlang, durch die vielen Pfützen, die von der Ebbe noch gefüllt sind. In einer entdecken wir eine kleine Qualle, die pumpend durch das schwindende Nass gleitet. Durch ihre Bewegung verändert sie sich stetig - mal zu einer Blume, mal scheint sie ein Spiegelei. In einer der nächsten nassen Stellen finden wir eine Biene, die wir rettend mit an die Dünen nehmen (wieder mal Karma-Punkte gesammelt) und sie in eine Blume zum Trocknen setzen. Alles in Allem ein toller Nachmittag und auch der Abend beginnt toll: mit Apero vor unserem Camper inkl. der geschmuggelten Mettwurst und Wein aus Neuseeland, der übrigens wirklich zu empfehlen ist.
Die Nacht bricht herein und es wird kühl, wir beschliessen uns bettfertig zu machen und in die Heia zu gehen. Kurz bevor wir die Decke über uns schlagen, merken wir noch, wie die Äste des Baumes, unter dem wir stehen, durch den Wind über unser Dach kratzen. Ein unangenehmes Geräusch höchster Güte, welches uns sicher nicht zu einer geruhsamen Nacht verhilft. Aber wir nicht dumm (der Rezeptionist hat uns noch gesagt, wir können den Camper parken wo immer wir Lust haben, sie sind bei weitem nicht ausgelastet) fahren einfach auf den Platz vor uns. Da es nur eine kurze Strecke von etwa zehn Metern ist, haben wir es nicht für Nötig empfunden spezielle Sicherheitsmassnahmen zu ergreifen. Wir haben also weder die Ladung gesichert, noch die Vorhänge geöffnet. Die zwei Tassen mit Gute-Nacht-Tee, den wir soeben heiss zubereitet haben, halte ich in den Händen. Brumm, Motor an Sylvia fährt nach vorn. Top, wir stehen wieder gut. Aber halt, als Sylvia wieder in den Camper kommt, stellt sie fest, dass wir wohl schief stehen. Aktuell würde uns beim Schlafen das Blut in den Kopf laufen, nicht sehr angenehm. Aber wir, schlau die Zweite, beschliessen einfach, das ganze Manöver retour zu machen und den Platz nebenan zu belegen. Also wieder Motor an und Retourgang drin tuckern wir mit 3 km/h rückwärts, ich wieder mit dem Tee in der Hand. In dem Moment als Sylvia feststellt „wir sind ja nur gerade ausgefahren, gell“ macht es einen Wumms mit gefolgtem Klirr. Oh ha, wir hatten wohl beim ersten Mal doch eine kleine Kurve gemacht, oder der Baum, den wir gerade touchiert haben, ist in den letzten zwei Minuten nach links gehüpft (blöder Wanderbaum). Ohweh, nicht nur dass ich mir den heissen Tee über die Finger geschüttet habe, ist uns auch noch ein Rücklicht zu Bruch gegangen. Peinlich berührt über unsere eigene Dummheit wissen wir nicht, ob wir lachen oder uns ärgern sollen. Wir entscheiden uns für Lachen, denn immerhin haben wir eine umfassende Versicherung und glücklicherweise haben wir nur den Baum und nicht das nebenstehende Zelt anfahren. Na toll, hoffentlich hat uns keiner gehört und noch wichtiger, niemand gesehen. Peinlich berührt gehen wir ins Bett, Licht aus und hoffen, dass dies nur ein Traum war.
Sonja, 14. Dezember 2019
The night is over
Die Nacht schon, aber leider war das letztnächtliche Erlebnis absolut kein Traum. Als wir am Morgen das Heck kontrollieren klafft immer noch ein Loch im Rücklicht. Verdammt - und das am ersten Tag. Naja, was soll’s. Jammern macht’s nicht wieder heile und verderben lassen wir uns die Ferien sowieso nicht. Wir machen eine Schadensmeldung an den Vermieter und planen die weitere Reise.
Wir wollen an den nördlichsten Zipfel der Insel, nach Cape Reinga und auf dem Weg dorthin einen Kollegen aus Weggis besuchen, der sich vor Jahren hier sesshaft gemacht hat. Nach einem stärkenden Eierspeis-Frühstück und nochmaligem Besuch der zwei Rocks (diesmal bei Sonnenschein und mit Surfern, Sonnenanbetern und Baywatch-Mitchs am Strand) starten wir unsere Fahrt nach Whangarai, einem kleinen Ort an der Ostküste der Nordinsel. Die Strecke ist lang, aber Sylvia und Burli meistern sie mit Bravour während ich mich an der Landschaft nicht satt sehen kann. Die Vegetation zeigt sich in den unterschiedlichsten Grüntönen und Variationen. Immer wieder wechseln sich Farne (das Nationalgewächs Neuseelands, das auch die Fahne ziert), Palmen, Christmas Trees, Gräser aller Art und sonstiges Grünzeug ab. Auf den Weiden stehen wechselweise Kühe oder Schafe, meist in grosser Zahl. Das Verhältnis Menschen zu Weidetieren nimmt zugunsten der Nutztiere stetig zu, je weiter wir uns von Auckland entfernen.
Als Sylvia plötzlich das Pipi drückt müssen wir blitzschnell von der Strasse, rein in den nächsten Ort. Wir landen in Puhoi ,einem echt sehr kleinen Ort mit umso mehr Charme, in dem die Zeit stehengeblieben scheint. Viel mehr als eine Bücherei, einzwei Cafés und eine Hotel scheint es hier nicht zu geben. Die Bücherei gibt ein tolles Fotosujet ab, während wir im Café Schrägstrich Supermarkt Schrägstrich Postamt, einen sehr leckeren Cappuccino trinken. Das Hotel ist soweit spektakulär, da sich in der Bar jenste Gäste mit Fotos, Banknoten und sonstigen Souvenirs an den Wänden verewig haben. Kein Platz, der hier nicht vollgepint ist und von der Geschichte des Pubs erzählt. War ein toller Lulu-Abstecher. Aber leider müssen wir weiter, denn die Zeit rennt. Und zu sehen gibt es Vieles.
Es ist bereits Mitte Nachmittag als wir Whangarai erreichen. Das Wetter ist einigermassen gut und wir beschliessen unseren Hunger in einem schnuckeligen Restaurant direkt am Hafen zu stillen. Die geteilte Pizza und der grüne Salat schmecken herrlich und machen uns bereit für den letzten Abschnitt der Reise, der uns nicht weiter als bis an den fünf Minuten entfernten Camper Park direkt an den Whangarai Falls führen soll. Hier schlagen wir unser Nachtlager auf und kühlen uns direkt im hauseigenen Pool auf. Dies nicht unbemerkt. Einige andere Besucher fangen mit uns ein Gespräch an. Einer davon so fasziniert von Sylvia, dass ich schon dachte er ist verliebt. Wie sich allerdings noch im Gespräch herausstellt war er nur so zugänglich weil Sylvia ihn an einen berühmten Hollywood-Schauspieler erinnert. Er rätselt lange und stellt dann fest, dass sie aussieht wie Matt Dillon. Oder war es doch Matt Damon?
Sonja, 14. Dezember 2019
Der Lacher des Tages und erste Aktivitäten
Ha, jetzt hab ich euch doch den Brüller des ersten Tages vorenthalten. War ich so geschockt? Nach meiner Ankunft in Auckland sind wir in einen Supermarkt, um das Wichtigste für die nächsten Tage einzukaufen. Eier, Milch und Eiswürfel standen gross auf der Liste, aber auch ein Rotwein aus Neuseeland musste in den Einkaufskorb - wie sollen wir sonst Apéro machen? An der Kasse packen wir alles vorbildlich auf das Band bis uns die Verkäuferin vor dem Zahlvorgang nach unserer ID fragt - hä, wie bitte? Warum sie die braucht, will Sylvia wissen. Und jetzt kommt's: im vollen Ernst sagt sie, weil sie checken will, ob wir alt genug sind, um Alkohol zu kaufen. Hallo, Achtung Kamera! Sie lässt auch nicht locker, als wir ihr erklären, dass wir bald 40 sind. Ich muss tatsächlich auf den Parkplatz raus, meinen Reisepass holen, um Sylvia und unsere Rotwein an der Kasse auszulösen. Ein echter Schrei, nicht wahr?
Heute Vormittag haben wir eine tolle Wanderung im Naturschutzgebiet in Whangarei und zu den Whangarei Falls unternommen. Der Zugang zum Park ist gleich bei uns am Camping um die Ecke, somit können wir früh morgens (auch meinem Jetlag geschuldet) los und sind nahezu allein auf der etwa zweistündigen Wanderung unterwegs. Die Wasserfälle selbst sind einfach und schnell vom Parkplatz aus erreichbar. Imposant stürzt das Wasser aus dem Hatea River 26 Meter in die Tiefe, bevor das Wasser wieder gemächlich durch das dichte Grün des Waldes weiter läuft. Die Wanderroute führt uns entlang des malerischen Flusses, der gesäumt wird von Grünpflanzen aller Art und den imposanten Kauri-Bäumen. Die 500 Jahr alten Kauri Bäume im Reed Kauri Park am Ende des Wanderwegs machen diesen tollen Rundweg komplett, bevor es über dieselbe Strecke wieder zurück zum Campingplatz geht. Wir stärken uns mit der aufgewärmten Pizza vom Vortag ehe die Reise weitergeht Richtung Norden. Wir fahren nochmals in das Town Basin der Stadt, um dort das unvollendete Werk Hundertwassers zu bewundern. Hier soll 2021, wenn es mit der Finanzierung klappt, das letzte Werk von ihm vollendet werden. Ein Kunstcenter mitten in der Fussgängerzone des Hafens. Zu sehen ist, ausser einem eingerüsteten Gebäude, und eine Art begehbare Sitzgelegenheit, noch nicht viel. Aktuell wird wohl darüber abgestimmt, ob für die Fertigstellung Steuergelder verwendet werden dürfen.
Wir fahren weiter, rauf auf einen Hügel, der wohl einen wunderbaren Ausblick auf die Stadt gewähren soll. Aber durch das schlechte Wetter ist der weniger spektakulär als erwartet und das Generve von sechs Kindern (die scheinbar zu einem überforderten Elternpaar gehören) lässt uns schnell wieder das Weiter suchen. An Eingang zum Lookout fragen drei ältere Damen (nicht die vom Grill) nach Spenden für die Sanierung von.. ja, von was eigentlich? Egal, wir geben drei Dollar und erhalten dafür einen traditionellen Lions-Cake (irgendein Kuchen, den man zu Weihnachten ist, mit sehr trockenem Teig und viel zu süssen Beeren), den wir vor ihnen zwar als lecker betiteln, aber ganz furchtbar schmeckt.
In Tutukaka, unserem nächsten Halt, wollten wir ursprünglich übernachten und sogar einen Tauchgang machen. Wir erkunden uns im Padi-Shop nach den Möglichkeiten. Sie zeigen uns tolle Bilder von Poor Knight Island, die sie am nächsten Tag anfahren wollen. Sieht alles wunderbar aus, aber wir sagen dennoch ab. Nicht wegen den Mädels, die haben es super erklärt. Aber wir waren zu wenig überzeugt - schlechtes Wetter, zu dicke Anzüge und jetzt kommt's, max. 18 Grad Wassertemperatur. Und das alles für einen Preis von 360 Dollar. Nein, das war‘s uns dann nicht wert. Wir ziehen von dannen und bleiben als nächstes in Kawakawa stehen. Ein unscheinbares und ehrlich gesagt auch nicht wirklich schönes Dorf, das aber einzigartig wird, weil Hundertwasser sich hier verewigt hat. Hier hat er die letzten Jahre seines Lebens verbracht und in dieser Gegend, und in diesem Ort besonders, viele seiner unverkennbaren Werke umgesetzt. In Form von verschiedenen Einzelobjekten wie z.B. einer Sitzbank oder auch Verzierungen an den Hausmauern und ganz einfallsreich, einer kompletten Toiletten-Anlage. Ihr könnt jetzt lachen, aber diese Klos sind wirklich sehr speziell und wundervoll umgesetzt und es macht Freude dort sein Geschäft zu verrichten. Weiter soll hinten dran im Park ebenfalls eine Kulturstätte mit Werken von Frederick (wie die Neuseeländer ihn genannt haben - vermutlich war sein richtiger Name zu schwierig auszusprechen) erbaut werden.
Wir fahren nach Kerikeri und schlagen unser Camping-Nachtlager in einem tollen Campingplatz direkt am Fluss Puketotara mit Blick in das Grün des Waldes auf. Das Wetter ist bei der Anreise sehr schlecht, es schüttet aus Eimern und so wirkt das Dörfchen düsterer als es eigentlich ist. Wir rechnen auch bereits damit den Rest des Tages im Camper zu verbringen. Doch als wir beginnen unsere Jause mit Rotwein (diesmal ohne ID gekauft) auszupacken lugt plötzlich die Sonne durch eine blaue Störung und wir können den Abend genussvoll ausklingen lassen.
Sonja, 15. Dezember 2019
Neuseeland mit dem Camper und die täglichen Dinge
.... mit denen man sich rumschlägt. Wennst mit dem Campingbus unterwegs bist, kommst immer wieder an unterschiedliche Herausforderungen. Entweder Wiederkehrende oder natürlich auch Neue. Wäre ja voll fad sonst.
Da wäre zum Beispiel der Fakt, dass der Camper immer tiptop aufgeräumt sein muss, damit's hier und da ned „klagglt“. So und wenns dann klagglt, dann Gnade dir Gott. Wie findest den deplatzierten Übeltäter? Ist er irgendwo im Fahrercockpit? Oder doch hinten in den langen, grossen Staufächern? Oder doch in der Kühlbox? Oder oder oder. Die Möglichkeiten sind auf einmal in dem kleinen Burli RIIIIESSIG. Zuerst denkst noch: Ahhh EASY, das kann ich furt-ignorieren. Ich sag‘s euch - nein. Es geht NED. Trotz aller Ignoranz bleibt das Geräusch. Einmal bin ich sage und schreibe 6!!!! Mal stehen geblieben. Jedes Mal hab ich gedacht: Jetzt hab ich den deppaten Schas gefunden, wo immer irgendwo Ton von sich gibt. Und dann war er‘s wieder ned. Oida. Da wirst richtig zwida. Und was wars dann schlussendlich? Das gschissene Schneidbretterl, wo bei den Tellern immer hin und her geschlagen hat in den Kurven. Hat sich angehört, wie so ein kleiner Gummihupfball. Kurve rechts: Dong / Kurve links: Dong / Kurve rechts: Dong .... und so weiter und so fort. Ähhhhhhh.....
Es ist einfach herrlich, wenn man den Tag so intensiv erlebt, so aktiv und in der Gegenwart, dass man jede Kleinigkeit wahrnimmt. Diese Zeit, dieses Wahrnehmen ist wahrlich unbezahlbar.
So. Nun melde ich mich auch mal wieder zu Wort. Mein Schweigen war ja wahrscheinlich fast unaushaltbar - gell :) Zum Glück schreibt ja auch Sonja sehr viel, da kann ich mich ja auch aktuell etwas zurücklehnen. Natürlich ist ja wieder allerhand passiert. So haben wir uns nach Sonjas Ankunft am letzten Freitag entschieden, in den „Far North“ zu fahren. Dort fahren wir vom Piha Beach nach Whangarei (Sonja hatte bereits von den Whangarei Falls berichtet) und dann weiter nach Kerikeri. Es regnet aus Eimern, als wir in Kerikeri ankommen und checken in einen Camping ein. Wir bekommen einen wunderbaren Platz direkt an einem Fluss (mit Blick auf drei Jeans - die da so ausgestopft an einem Baum stehen) und sobald wir unser Jauserl auspacken, hört es auch zum Regnen auf - auch das hat Sonja ja schon berichtet. So - ich überspringe das mal und wir hauen uns gleich in den nächsten Tag zu unserer Wanderung. Wir fahren eine kurze Strecke quer durch die „pulsierende“ (höhö) Stadt Kerikeri (was auch soviel wie „graben, graben“ bedeutet) und stellen Burli an einem Parkplatz ab. Dort geht auch die knapp acht Kilometer lange Wanderung los. Der Weg ist echt schön und auch easy-peasy zu laufen. Es ist ein Weg durch einen wunderbaren Wald - tiertechnisch siehst zwar ned viel, aber es ist schön, die Natur zu geniessen. Entlang am Kerikeri River geniessen wir den Weg und schlendern so vor uns hin bis wir die Rainbow Falls erreichen. Leider ohne Rainbow - aber trotzdem schön. Im Google steht: Wasserfall mit natürlichem Pool inmitten üppig bewachsener Umgebung, erreichbar über kurzen Spazierweg. So. Da sitzen wir nun auf dem Bankerl und springt da nicht ein Irrer den Wasserfall (circa 30 Meter) runter? OIDA hat das klescht... Bistu narrisch. Aber war halt so ein Junger. Der hat wohl noch einen Facebook-Eintrag gebraucht: Been there, done that! Von mir aus. Wir müssen den gleichen Weg zurücklaufen - es ist kein Loop - aber was soll's. Dafür nehmen wir noch die Fairy Pools wahr, die uns beim Hinlaufen echt nicht aufgefallen sind. Ich glaub, es sollen so natürliche Pools zum Schwimmen sein. Weiss auch ned genau. Auch passieren wir die Wharepuke Falls nochmals und kommen wieder beim Parkplatz raus. Wie wir dann auch mitbekommen (gar ned gecheckt vorher), sind wir bei zwei der wichtigsten Bauwerke Neuseelands gelandet. Wir dachten uns schon, was die ganzen Chinesen dort machen. Aber eh klar. Stehen bleiben, Händi auspacken, knips knips und weiter fahren.
Am Ufer des Kerikeri Basins liegen der Stone Store und das Kemp House. Der Stone Store ist komplett aus Stein errichtet worden (1836) und beherbergt einen Laden und ein Museum. Das Kemp House ist im georgischen Stil gebaut (1822 von Missionaren) und ist Neuseelands ältestes Gebäude. Gefällt uns, zumal es auch herzig am Fluss liegt und echt idyllisch ist dort. Wir trinken gemütlich einen Kaffee, essen einen Eierkuchen (ähhh, der Name fällt mir nimmer ein) und fahren dann weiter gen Norden. Ein echt cooler Ausflug. Auf den Weg nach Kaitaia, wo wir einen Bekannten aus Weggis besuchen, bezwingen wir mit Burli den Mangamuka Pass, der sage und schreibe 383 Meter hoch ist. Ja bist du narrisch. Aber zu fahren ist das „Ding“ echt ned einfach: Rauf, runter, rechts, links, Haarnadel-Kurve, äh.....
Dani Fasnacht oder auch Fasi ist nunmehr seit sechs Jahren hier in Neuseeland „endemisch“ und hat mit seiner Freundin (die auch aus der Schweiz mitgekommen ist) mittlerweile ein Restaurant, ein Backpacker Hostel und ein Hotel. Natürlich konnten wir es uns nicht nehmen lassen, um ihn zu besuchen. Geht ja gar ned. Wir fahren am späteren Nachmittag in Kaitaia auf und starten gleich mal mit einem Schläfchen und dann mit Apéro. Hmmm, leckerer Roséwein aus der Hawkes Bay. Es gibt ja nach einigen Jahren viel zu erzählen und so reden wir, reden, reden... Uhhhhhh, ich merke aber den Rosé schon gewaltig.... Ich glaub, es braucht echt mal ein paar Bissen, damit wir nicht sofort dem Untergang geweiht sind. Anscheinend ist es ja hier so, dass der „Beizer“ für die Alkoholmenge des Gastes haftet. So kann uns Dani nicht niederschwemmen, denn wenn die Polizia uns dann erwischt und wir nicht mehr zurechnungsfähig sind, zahlt er die Busse. Hehe... Eigentlich gut für uns. Wobei. Nicht mehr zurechnungsfähig? No sänk ju. Wir verbringen einen wunderbaren Abend im Restaurant Beachchomber in Kaitaia und fallen dann (betrunken) ins Bett. Wir haben uns für eine Nacht bei Dani eingemietet und geniessen den neu gewonnenen Luxus von Bett und Badezimmer.
Am nächsten Tag regnet es Katz und Opossum vom Himmel und wir entscheiden uns, das Cape Reinga (der nördlichste Punkt auf der nördlichen Nordinsel) zu kippen. Wir verabschieden uns von Dani und Dienstag ist ein reiner Fahrtag - uffa, voll streng. Wir fahren von Kaitaia direkt nach Auckland, da wir noch eine andere Challenge zu bewältigen haben. Aktuell sitzen wir wieder in Auckland in der Camper-Vermietung. Unser Burli bekommt heute eine kleine Behandlung beim Schönheits-Dökti. Ihr wisst noch? Kawumm? Der Baum? Knall, klesch und wimms.... Wir müssen den kleinen Streifschuss gemäss Vermieter SOFORT reparieren lassen - aber gut. Dann machen wir das halt. Burli soll's ja gut haben und wir schauen auf unseren fahrbaren Untersatz wie zu unserem Augapfel. Und während Burli da so wieder hübsch gemacht wird (und seine Massage hinten links erhaltet - ahhhh, das hätte ich aber auch ganz gerne jetzt), sitzen wir wie aufgefadelt im Office und warten, warten, warten..... Und freuen uns auf die weiteren Abenteuer (die natürlich schon in der Pipeline sind).
Back on the road
Nach dem Schönheitsdoktor schnurrt unser Burli wieder wie gewohnt, aber mit neuer schönerer Kehrseite dahin. Wir verlassen Otahuhu und somit die verkehrsreiche und anstrengende Gegend von Auckland. Wir düsen gegen Süden, via Hamilton nach Otorohanga, wo sich ein Kiwi Rescue Center und natürlicher Vogelpark befinden soll. Je weiter wir uns vom Grossstadtrummel entfernen, umso grüner wird die Landschaft und umso leerer die Strasse. Scheint, als zieht es alle Ferienhungrigen an die Strände und nicht in die verlassene Gegend, wo wir hinwollen. Das Fahren ist heute schwierig - wie schon gestern weht ein heftiger Seitenwind und das Lenken des Campers ist ein wahrer Kraftakt. Immer wieder schütteln Böen uns kräftig durch, beide Hände sind am Lenkrad gefordert - aber wir schaffen die Strecke mit Bravour.
Es ist bereits Nachmittag als wir im Kiwi Haus eintreffen. Wir spekulieren auf die Nachmittagsfütterung, um die nachtaktiven und scheuen Kiwis aus nächster Nähe betrachten zu können. Da bis dahin noch Zeit bleibt, schlendern wir durch den Vogelpark. Die Aal-Fütterung soll ein wahres Spektakel sein, irgendwie aber ein bisschen ekelig (auch haben die Tiere nicht so richtig Hunger). Wir bestaunen Neuseelands Vogelwelt und lernen wirklich noch einiges dazu. Keas, Kakas, Papageien und die selten gewordene Blue Duck, um nur einige aus Neuseelands faszinierender Vogelwelt zu nennen, tummeln sich hier im Park.
Kurz nach drei gehen wir schon mal ins Kiwi-Haus, wir wollen einen Platz ganz vorne an der Scheibe und unsere Augen an die Dunkelheit gewöhnen. Da die Tiere nachtaktiv sind, befinden sie sich in einem Raum, der nur mit ganz wenig Licht erhellt wird, so als ob der Mond scheinen würde. Wir haben Glück, und sind nahezu allein im Raum und plötzlich bewegt sich etwas, husch und schon wieder weg. War das ein Kiwi? Und wieder, raschel raschel.. und plötzlich ist er vor uns, genau vor unseren Augen. Wir glauben es kaum, ein echter und wahrhaftiger Kiwi und er stochert vor uns mit seinem Schnabel in den Blättern und sucht nach Nahrung. Wow, was für ein magischer Anblick. Und wie aus dem Nichts, kommt auch noch das Weibchen aus den Büschen und beginnt ebenfalls mit der Nahrungssuche - super cool, und wir immer noch fast allein im Nachthaus. Mehr als 20 Minuten können wir den beiden nahezu ungestört zusehen, bis wir glückselig unsere Weiterfahrt antreten.
Nächstes Etappenziel: die geothermische Region im Osten der Nordinsel, dort wo es aus den Löchern zischt und blubbert und man mehr über die Ureinwohner Neuseelands den Maori erfahren kann.
Sonja, 19. Dezember 2019
Ein gelungener Tag
Heute war von A (wie Aufwachen) bis Z (Znacht) ein absolut gelungener Tag. Wir sind gestern in Rotorua aufgeschlagen und haben uns auf einem Zeltplatz in der Nähe von Te Puia niedergelassen. Da wir geplant haben uns ganz auf die Maori-Kultur einzulassen sind wir hier gleich für zwei Nächte. Schon bei der Anfahrt an die Stadt steigt einem der beissend faulige Eiergeruch in die Nase. Er ist nicht stetig zu vernehmen, aber je nach Windrichtung mit geballter Ladung. Egal, das Erlebnis ist es wert und auch gewöhnt man sich relativ schnell daran. Da sich unser Campingplatz gleich in direkter Nachbarschaft mit dem 60 Hektar grossen Geothermal-Feld von Te Puia befindet, bekommt man hier regelmässig eine Nase voll vom Schwefelgeruch ab.
Aufgewacht sind wir heute sehr früh, durch die ersten Sonnenstrahlen, die in den Camper gedrungen sind. Im Gegensatz zu den vorherigen und auch dem nächsten Tag, soll der heute mehrheitlich sonnig und vor allem trocken bleiben. Ideal also, um auf Erkundungstour zu gehen. Wie gesagt, geben wir uns die komplette Te Puia-Erlebnis-Dröhnung und haben deshalb einen Tagespass und noch die Abendveranstaltung mit einem Hangi-Essen* gebucht.
Der Tag vergeht wie im Flug, wir schlendern zwischen typischem Maori-Dorf und Kiwi-Haus (jaaa, wir haben wieder Kiwis gesehen - soo lieb), den Mud-Pools und den Geysiren hin und her. Hier in Te Puia ist der Pohutu Geysir der grosse Star. Er ist der grösste Geysir der südlichen Hemisphäre und bricht 20 Mal am Tag aus. Wasser und Dampf schiessen dann bis zu 30 Meter hoch. Ein Wahnsinn und wir haben tatsächlich an diesem Tag das Glück, in drei Mal in voller Aktion zu sehen. Ngararatuatara ist nach ein, nach Neuseeland grösstem Reptil benanntes, natürliches kochendes Wasserloch, in dem die Maori ebenfalls Essen in Flachskörben gekocht haben. Zudem beherbergt Te Puia noch das New Zealand Maori Arts and Crafts Institut, in dem alle Aspekte der Maori-Kunst gefördert und gelehrt werden. Hier darf man sich nur als Student einschreiben wenn man in seinem Stammbaum einen Maori als Vorfahren hatte. In dieser Schule werden wunderschöne Kunstwerke geschnitzt und gewebt, die sowohl dekorativ wie auch funktionell sind. Natürlich auch alles käuflich erwerblich. Da wir aber weder wissen was wir mit einem traditionellen Festtagsgewand aus Flachs noch mit einer Handwaffe aus Stein anfangen, lassen wir es beim bewundern.
Der Tag neigt sich schon dem Ende zu als wir im Rotowhio Marae (dem Treffpunkt eines Stammes) eine typische musikalische Aufführung mit Gesägen und Kampftänzen gezeigt bekommen. Das Highlight ist natürlich, als das Essen endlich aus dem Hangi ausgegraben wird und wir bei einem sagenhaften und reichhaltigen Buffet den Abend verbringen. Den Ausklang machen wir dann nochmals beim Pohutu Geysir mit heisser Schokolade und untergehender Sonne. Es ist bereits finster als wir den kurzen, aber mit gefülltem Magen beschwerlichen Heimweg in unser Camp antreten. Geschlafen haben wir nach kurzer Zeit wie Engel (aber die dicken, die von Botticelli :)
*Hangi ist die traditionelle Art der Maori ein Essen zuzubereiten. Hierzu wird ein Loch in den Boden gegraben. Auf heisse Steine werden dann in grosse Blätter eingewickelte Speisen wie z.B. Fleisch (Huhn, Schwein, Lamm) und Gemüse (Kürbis, Süsskartoffeln, Kartoffeln) gelegt, diese wiederum mit Blätter bedeckt und mit Erde zugeschüttet. Nach einigen Stunden sind die Speisen gar und können gemampft werden.
Sonja, 20. Dezember 2019
Der Maori-Kultur folgt Taupo folgt Art Deco
Nach (fast) zwei Tagen brechen wir von Te Puia auf gen Süden. Schliesslich steht nun unser Plan bis Weihnachten und dem müssen wir akribisch (oder zumindest fast akribisch) folgen. Wir haben nämlich die Fähre auf die Südinsel gebucht und dieser Termin ist fix. Aber dazu dann sicherlich später. Wir kommen im sturzbach-artigem Regen in Taupo an. Also ganz ehrlich: Gar nicht lustig. Sonja war den ganzen Tag schon bisserl madig drauf und drum entschliessen wir und mal für ein bisserl easy. Zumal bei dem Schiff kannst eh ned richtig was angehen. Wir schneuken etwas in den Souvenirläden (gibt´s hauptsächlich eh nur billigen China-Scheiss), kaufen ein paar Postkarten und entschliessen uns, uns gemütlich in ein Kaffeetscherl zu sitzen, die weitere Planung zu machen, Postkarten zu schreiben und bisserl zu relaxen. Kommt uns natürlich auch noch in den Sinn (bei dem schirchen Wetter), dass eine Massage oder ein Treatment auch ziemlich der Hit wären. So werde ich in der Planung immer aktiver und Sonja immer madiger. Hmmmm.... Was ist denn mit der los? Wir buchen die Fähre zur Südinsel, gehen in den nahen Outdoor-Shop und melden uns dann in einer Massage-Klinik für eine Massage an (allerdings erst für den nächsten Tag). Ich hab meine liebe Sis dann noch gefragt: Sy zu So: „Magst lieber eine Massage machen oder eine Gesichtsbehandlung?“ So zu Sy: „Lieber eine Massage. Des im Gsicht hilft eh nix mehr bei mir.“ OK - klare Worte. Somit steht auch der Plan B. Sonja wird immer und immer madiger. Ich frage mich, ob's bei dem Schiffwetter für sie cool ist (und natürlich auch für mich) im Camper zu übernachten und so entschliessen wir uns sponti, in ein Motel zu gehen. Dann hat sie ihr eigenes Bett (und ich meine Ruhe). Gesagt, getan. Wir checken ein, ich leg die Sonja nieder und geh noch bisserl am Lake Taupo spazieren. Mittlerweile hat nämlich der Wettergott richtig Gas gegeben. Der Regen hat aufgehört, es scheint die Sonne und es herrscht herrlichste Stimmung. Ich geniesse den wunderschönen Weg am See entlang und hau mich dann auch recht früh in die Federn.
Sonja fühlt sich nach 14 Stunden Schlaf Gottseidank wieder besser und somit können wir uns wieder ins Abenteuer stürzen. Nach dem spartanischem Frühstück checken wir aus und gehen vor der Massage nochmals an den See. Der Lake Taupo hat etwa die Grösse von Singapur (ist das ein verständlicher Massstab?) und hinter dem See sieht man auf die schneebedeckten Gipfel des Tongariro National Park. Angehen kannst hier ja wirklich allerhand - von Adrenalin-Aktivitäten (Bungee, Fallschirm springen, etc.), über warmen Thermalbädern bis hin zu Spaziergängen und Wanderungen ist die Palette fast komplett. Der Lake Taupo ist eigentlich ein riesiger Vulkankrater. Der Ausbruch des Taupos im Jahre 180 n.Chr. war die gewaltigste und grösste Eruption, die jemals von Menschen aufgezeichnet wurde. Zum Glück ist das schon sehr lang her - alles Leben wurde zerstört, auf einer umliegenden Fläche von 30´000 km2 wurde Auswurfmaterial verteilt und ganz Neuseeland wurde von Asche bedeckt. Krass nicht. Und kaum vorstellbar. Aufgrund dieses Ausbruchs entstand der Lake Taupo. Tia, einer der frühen Maori, erkundete als Erster die Gegend. Nachdem er den See entdeckt hatte, legte er sich zum Schlafen nieder, eingehüllt in seinen Umhang. So erhielt der See den Nahem Taupo Nui a Tia (Tias grosser Umhang). Ach - ich mag die Maori-Geschichten. Die sind fast bisserl poetisch.
Die Massage war einfach himmlisch (und auch bisserl schmerzhaft) und wir gehen frisch durchgewuzelt wieder ans Aktivitäten-Werk. Wir besichtigen die Huka-Falls - eigentlich eine schmale Schlucht, durch die Neuseelands längster Fluss schiesst und dann in einen gewaltigen Wasserstrudel einstrudelt. Echt schön. Und anschliessend laufen wir durch die Craters of the Moon - ein Thermalfeld, das durch den Bau eines Kraftwerks entstanden ist. Der Wasserspiegel sank dort und der Druck veränderte sich. So traten Dampfquellen und Schlammlöcher an die Oberfläche. Ein knapp drei Kilometer langer Rundweg durch fast surreale Landschaft. Anschliessend und weil's so schön war: Wir fahren (noch mal) nach Napier. Ich freu mich schon drauf: Meine neue Lieblingsstadt.
Angekommen in Napier haben wir uns entschieden, gleich mal den Campingplatz aufzusuchen. Zuerst jedoch sind wir nochmals in den bereits bekannten Sushi-Laden (der Koreaner, der ja in Österreich studiert hat) und haben dann nochmals in den Camping eingecheckt, auf dem ich bereits schon übernachtet hatte. Wir machen uns einen leckeren Apéro und erledigen das „Administrative“ (Blog, Route, Kilometer, etc.). Ach, es ist so streng und gibt einfach immer was zu tun. Am nächsten Tag holen wir uns im Infocenter (iSite) die Karte „Sea Walls: Artists for Ocean“. 50 farbenfrohe und auch zum Nachdenken anregende Wandmalereien sind in ganz Napier verstreut. Entstanden sind diese im Rahmen des 2016/2017 abgehaltenen Strassenkunst-Festivals. Die Werke haben sich dem Wohl des Ökosystems des Ozeans verschrieben. Echt coole Idee. Zuerst hat´s mich zwar ein bisserl angezipft. Warum? Naja - die Stadt ist echt schön und die ersten Bilder sind irgendwo im windigen Hinterhof von Napier. Da hab ich echt mal grad herumgezickt. Aber als wir wieder im schönen Downtown waren, war ich auch wieder ganz lieb :). Anschliessend fahren wir nach Ahuriri - ein kleines Fischerdorf gleich bei (in, um) Napier. Dort hat´s auch noch Malereien und wir gönnen uns einen leckeren Cappu und ein Eis. Wir haben ja was voll Geiles entdeckt. A) Sonja stürzt sich auf Mint-Choco und B) Sylvia stürzt sich auf Hokey Pokey Eis. Ein Urtraum. A) = kaltes After Eight und B) ehm, nicht definierbar mit nicht definierbaren Crisp. Ach ja. Wir mussten Socken kaufen, da ich leider nur noch im Besitz von 2.5 Paar Socken bin. Irgendwie schwinden meine Sachen: - 1 (gesprochen Minus Eins) Socken, - 6 Ohropax (gesprochen: Scheissdreck). Ach ja, da wär noch eine Frage an den Michi „brauchst du, wenn die Sonja bei dir ist auch Ohropax?“
Nach Napier fahren wir nun definitiv in den Süden. Am 25. haben wir die Fähre auf die Südinsel gebucht und wir haben am 24. noch spezielles Programm. Drum entscheiden wir uns, uns für zwei Nächte in eine kleine Strandwohnung einzuquartieren. Aber dazu noch später. Auf den Weg zu unserer Strandwohnung machen wir noch den einen oder anderen Zwischenstopp. So fuhren wir PER ZUFALL in das Sockendorf Noersewear, wo wir zu HAUF fündig werden. Wir haben ja den Spezialauftrag aus Frohnleiten erhalten, dass wir auf den Spuren der Neuseeländischen Socken gehen anno vor 30 Jahren. Und weiter geht die lustige Fahrt, bis wir - respektive ich - wieder mal sturzbachartig aufs Klo muss.... und dann....
Sylvia, 21. Dezember 2019
Schräg, schräger, Onga Onga
... Wir fahren wie durch einen nebligen Vorhang, drehen uns mit unseren Camper drei Mal im Kreis, stehen Kopf, wir werden mit einer einhornfärbigen Flüssigkeit bespritzt, treten durch eine Blase und befinden uns auf einmal in: EINEM ANDEREN UNIVERSUM. Herzlich Willkommen in Onga Onga. Ok. So dramatisch war´s auch wieder nicht, aber befinden wir uns auf einmal tatsächlich in einer anderen Welt. Onga Onga ist ein kleines Dorf mit geschätzt 250 Einwohnern, wo die Tankstelle, gleichzeitig die Post, der Einkaufsladen und das Cafehaus ist. Der Typ dort (volltättowiert am Kopf) ist somit der Tankwart, Briefmarken-Picker, Detailhandelsangestellte und Servierdüse gleichzeitig. Das nenn ich mal Multitasking. Wir warten, bis irgendwo die versteckte Kamera aus einem vorbei fliegenden Grasbuschen rausfliegt - aber das passiert nicht. Tatsächlich. Was für ein schräger Ort, der dann doch so viel Spass macht, ihn zu erkunden. So finden wir eine alte Schule, ein Gefängnis und ein Plumpsklo. Einfach nur Hammer. Wohin einem die „normale Not“ so bringt. Wahnsinn.
Wir träumen von einem Steak. Somit ist der Fall klar. Unser Übernachtstungsstopp in Martinborough wird zugleich unser Steak-Stopp. Vollgeil. Wir freuen uns schon mit raushängendem Spuckefaden und kommen wieder kurz vor Schiff-Unfall beim öffentlichen Klo an. Martinborough ist ein kleines Kaff inmitten eines Weinanbaugebietes auf der Nordinsel. Die pulsierende Grossstadt (hahaha, ja genau) hat sage und schreibe 1470 Einwohner und ist eigentlich nur ein Quadrat. In der Mitte hat´s ein Weltkriegsdenkmal (mit denen sind´s echt ned sparsam - gleich wie Mäcs und Golfplätze hat´s hier zuhauf) und aussen rum sind Weinbars und Restaurants. Ohhh, wie perfekt für uns, zumal wir uns unser Steak bereits im Mund vorstellen. Gesagt, getan sitzen wir zehn Minuten später bereits mit lechzender Zunge da und warten auf unser bestelltes Angus Steak. Hmmm... ahhhh... wooow.... ohne Worte... Wir haben hier oben (auf der Nordinsel) leider keine Zeit mehr für eine Weintour, aber die ist fest für die Südinsel eingeplant. Somit übernachten wir auf einem tollen Camping und starten am nächsten morgen früh los.
Weil wir das Cape Reinga im „Far Nord“ gekippt hatten, ist unser nächstes Ziel das Cape Palliser am südlichsten Zipfel der Nordinsel. Wow - was für eine perfekte Entscheidung. Die Küste zum und am Cape ist rau und wild. Und: Es gibt Seelöwen - noch und nöcher. Wir fühlen uns wie an einer Safari und können uns gar nicht satt sehen. Da liegt einer, dort, hier und da. Einfach nur genial die Tiere in freier Wildbahn zu beobachten. Auch lassen wir es uns nicht nehmen, die 250 Stufen zum Leuchtturm raufzusteigen. Auch wenn ich Weichei ein paar Mal stehen bleiben muss, kommen wir dann doch schnaufend oben an. Der Ausblick ist trotz regnerischem Wetter einfach nur einzigartig. Die wilde und raue Küste, der mystische Nebel. Was für ein gelungener Abstecher. Wir sind hell-begeistert und würden das wirklich jedem empfehlen.
Sylvia, 22. Dezember 2019
Weihnachten am Strand
Voll geflashed machen wir uns auf den Weg nach Waikanae. Ein kleiner Ort direkt an der Küste etwa 45 Kilometer vor Wellington. Hier werden wir den Rest vom Tag und auch den 24ten verbringen. Sonja hat uns in ein wunderbares Strandhäuschen gebucht. Als wir ankommen: Geflashed die 2te. Was für ein perfektes Häuschen, 100 Meter vom einsamen Strand entfernt, mit kompletter Infrastruktur. Zwei Betten, Küche, Badezimmer, riesige Terrasse mit Grill, Sitzsäcken, Tisch, Stühle, etc. Darf ich hier bitte für immer bleiben? Wir „checken“ ein (mein Gott - schon wieder so eine liebe Kiwi-Frau) und fahren aber gleich nochmals los, um unsere Einkäufe zu erledigen. Wir haben wohl dasselbe im Kopf: Wir wollen morgen den ganzen Tag einfach hier hängen und das „dolce far niente“ geniessen. So machen wir uns auf den Weg in den nächsten Supermarkt und kaufen für Grill (heute Abend) und Brötchen (eh klar - am 24sten gibt's Brötchen bei Schöberl´s) ein. Im Supermarkt - sooo geil - in der Fleischabteilung (abgepackt) werden wir vom Verkäufer ertappt, als wir mit den Fingern wie wild hin und her zeigen (wir wussten echt ned, was wir kaufen sollten für auf den Grill). Er (der Paul) hat uns gleich Tipps & Tricks für das perfekte Lamm-Rack gegeben. Gesagt, getan. Wir bereiten uns ein Vorweihnachtliches Festessen zu (Lamm-Racks, Crevetten-Spiesse, grüner Salat mit Tomaten und Radieschen, Maiskolben, Knobli-Brot und mit Philadelphia gefüllte Pilze - alles vom Grill). Dazu eine feine Flasche Rosé von der Hawkes Bay. Ein Urtraum. Zum Sonnenuntergang gehen wir kurz zum Strand runter. Einfach ein wunderschönes Schauspiel, dem feuerroten Ball zuzusehen, wie er im Meer versinkt (also fast haben wir das gesehen. Uns war nämlich kalt und es hatte ein paar Wolken :). Wir sind einfach nur happy.
Sylvia, 23. Dezember 2019
Akoha at Peka Peka
Wir beziehen für die nächsten zwei Nächte und somit über Weihnachten ein wundervolles "Tiny House" mit grosser Holz-Terrasse. Herzlich begrüsst wurden wir durch Pipa, die uns in Vertretung für ihre Schwester Sarah (der das Haus gehört) in Empfang genommen hat. Ebenfalls willkommen geheissen hat uns Haus-Tiger Lily, die sich bereits in unserem Bett ein Schläfchen gönnt.
Ein grosses Bett, eine Couch (auch als Bett nutzbar), eine komplette Küche und ein Badezimmer mit Waschmaschine erwarten uns und gehören die nächsten zwei Tage nur uns. Nicht mal zwei Minuten Fussweg sind es bis zum Strand, der nahezu verlassen ist. Hier findet man höchstens ein paar Surfer und Spaziergänger mit Hunden. Das Wasser ist zwar kalt, aber erfrischend (zu viel Erfrischung für mich). Die Sonnenuntergänge hier wirken magisch und rahmen den Strand in eine besondere Stimmung.
Den zum Haus gehörenden Grill nutzen wir gleich am ersten Abend für ein leckeres BBQ, die Terrasse für ein Sonnenbad und zum Relaxen. Das Häuschen, der Standort und die Gastgeberin sind absolut ideal für uns und wir fühlen uns wie zuhause. An Weihnachten hatten wir und auch die Leute die uns gesehen haben, jede Menge Spass, als wir als Weihnachtsmänner verkleidet an den Strand gehen (warum wir das tun? Das erfahrt ihr noch). Das wundervolle Tiny House in Peka Peka ist absolut einen Besuch wert, und man sollte mindestens zwei Nächte hier verbringen, um alle Vorzüge geniessen zu können.
Sonja, 23. Dezember 2019
Meri Kirihimete
Wir wünschen allen unseren Lesern ein wundervolles Weihnachtsfest!
Für uns hat Weihnachten ja schon 12 Stunden früher als in Europa begonnen, drum waren wir, als ihr noch geschlafen und vom Christkind geträumt habt, schon aktiv. Wir haben uns wunderbar die Zeit in unserem tollen Strandhaus vertrieben (lesen, schlafen, essen, Rosé trinken, Strand gehen, Sonne tanken...) Und unser Weihnachtsessen vorbereiten: das besteht bei Schöberl's in Tradition aus Brötchen (für die Nicht-Ösis unter euch: das sind hübsch und reichhaltig belegte Sandwich-Böden oder Toasts - kein langweiliges Eingeklemmtes mit ausgetrockneter Tomate). Googelt das Mal (belegte Brötchen Österreich) und euch werden Augen und Zunge rausfliegen.
Aber nicht nur das stand auf dem Tagesprogramm. Wenn Schöberl's Zeit haben, kommt ihnen sinngemäss auch viel Blödsinn in den Kopf. Wie soll’s hier auf der anderen Seite der Weltkugel auch anders sein, haben wir auch diesmal wieder was ausgeheckt. Da ihr uns ja alle schon schrecklich vermisst und Weihnachten ohne uns nicht dasselbe ist, haben wir ein kleines Video vorbereitet: ein Weihnachtsgruss inkl. gesanglicher Darbietung. Viel Spass und bis bald... Meri Kirihimete, Frohe Weihnachten, Merry Christmas!
Sonja, 24. Dezember 2019
Nordinsel ade
Es ist soweit: nach zwei (für mich) bzw. vier Wochen (für Sylvia) verlassen wir die Nordinsel und treten die Überfahrt mit der „Interislander“ von Wellington nach Picton an. Wir fahren am "Boxing Day" (am 25.12., den höchsten Feiertag der Neuseeländer) und die Fähre ist voll, voll voller als voll. Und es ist nicht so, dass die anderen Tage weniger ausgelastet sind. Wir hatten, obwohl schon (?) letzte Woche gebucht, nicht die grosse Auswahl an Daten, obwohl zwei Fähren insgesamt sieben Mal pro Tag hin und her fahren. Scheint beliebt zu sein diese Strecke. Wir kommen relativ früh an der am Check-In Point am Hafen an und sind zwar unter den Ersten die sich in den fünf Wartespuren einreihen, aber es geht nochmal 30 Minuten, bis die ersten Fahrzeuge (Wohnmobile & Lastwagen) auf das Schiff fahren dürfen. Als dann die PKWs und Vans (zu denen auch wir zählen) dran sind, geht es nochmal 45 Minuten und hinter uns ist noch lange nicht fertig mit Schlange (gut haben wir noch Rest-Brötchen von unserem gestrigen Weihnachtsessen).
Als wir in den Schiffsbauch einfahren, sehen wir auch weshalb es so lange ging. Hier leisten die Einweiser Präzisionsarbeit, alle Fahrzeuge werden so verparkt, dass hunderte Fahrzeuge auf zwei riesigen Park-Decks Platz finden. Dreieinhalb Stunden dauert die Reise, die wir mit einem schmackhaften Frühstück (naja) und leckerem Kaffee (wäh - habt ihr schon mal Kaffee im Teebeutel getrunken? Würg) verkürzen wollen. So stecken wir uns die Gabelbissen lustlos runter und beschäftigen uns den Rest der Reise mit napsen und recherchieren.
Klar ist, dass die Südinsel viel natürlicher, wilder und auch dünner besiedelt ist als die Nordinsel. Wir freuen uns auf die Weingegend, die Fjorde, Gletscher, Wälder und vielen Naturparks. Es ist schnell klar, wie die weitere Route in etwa aussehen wird: Picton - Abel Tasman National Park (Wandern) -Nelson (Wein) - und dann runter die Westküste so weit wir kommen - wieder rauf Richtung Christchurch (und wenn wir noch Zeit haben nach Kaikoura zum Whale Watching) dann am 9. wieder zurück (weinendes Auge). Aber bis es soweit ist, geniessen wir noch zwei spannende Wochen hier im Süden. Mal sehen wohin uns die Strasse tatsächlich treibt.
Sonja, 25. Dezember 2019
Die ersten Eindrücke der Südinsel
Landschaftlich unterscheidet sich die Südinsel im ersten Eindruck nicht wesentlich von der Nordinsel. Wir fahren direkt von Picton los Richtung Abel Tasman National Park. Wir sind müde, sehr sogar. In der letzten Nacht haben wir beide nicht sehr gut geschlafen - warum nur? Vermutlich hatten wir Angst den Anschluss äh.. die Fähre zu verpassen. Auf dem Schiff werden die Augenlieder immer schwerer, der Kopf nickt immer wieder zur Tischkante.
Der Ausblick, als wir in die Marlborough Sounds einfahren, ist trotz Wolken sehr schön, aber eben für zwei von Müdigkeit geplagte Steirerinnen zu wenig spektakulär, um grosse Sprünge zu wagen. So kommt es, dass wir kaum aus Picton raus, nach nicht mal einer Stunde Fahrt, an einem Rastplatz halten und ein Nickerchen halten. Wow, das tat gut. Als wir wieder Aufwachen checken wir erst, dass hinter uns eine grosse Wiese direkt an den Fluss angrenzt und sich dort Familien zum Weihnachtsfest niedergelassen haben. Total idyllisch. So sehr, dass wir uns hier einen Kaffee kochen und unsere unsere restlichen Weihnachtskekse (ja, wir hatten selbstgemachte Weihnachtskekse dabei) essen - direkt am Fluss inmitten der Einheimischen.
Weiter geht die lustige Fahrt. Wir sind wieder gestärkt und fit und der Rest der Reise geht mühelos. Wir fahren durch die Weingegend rund um Nelson und es sieht wunderschön aus. Wir passieren Weingut um Weingut, ein Feld mit Reben reiht sich an das andere. Schon mal gehört? Ja sicher, wir Steirer sind sich das ja mehr als gewohnt - die Südsteiermark lässt grüssen. Sieht ähnlich aus, nur weniger hügelig.
Wenn man wieder in die Grasländer kommt, ähnelt auch hier das Bild den Weiten im Norden: viel Grün, mit weit verstreuten Häusern und den dazugehörigen Nutztieren drauf. Nutztiere sind in absteigender Reihenfolge Schafe (oh meno, es hat so viele Schafe), Kühe (in allen Musterungen und Farben), Pferde und gaaaaaanz selten (eigentlich nur einmal gesehen) Schweine. Tiere, die man auch sehr häufig sieht, aber meist nur noch als unerkennbarer Fleck auf der Strasse (mal mit mehr, mal mit weniger Fell dran) sind Opossums. Die Tiere sind hier eine absolute Plage und von den Einheimischen nicht gerne gesehen, da sie die Wälder zerstören. Sind wohl auch irgendwann durch den Mensch eingeschleppt worden und haben sich unkontrolliert, da fehlende Fressfeinde, ausgebreitet. Das ist wohl auch der Grund weshalb man hier für sie, wenn sie die Strasse queren, nicht unbedingt bremst (einen „ich bremse auch für Opossums“-Sticker habe ich hier noch nicht gesehen). Sie sind also nicht sehr beliebt und in grosser Zahl vorhanden (ich habe mal was von 50 Millionen gehört) und scheinbar nicht sehr schnell - ihr könnt euch vorstellen, wie in manchen Gegenden die Strassen aussehen (würg, nicht sehr ansehnlich). Also wir haben bis jetzt noch keins überfahren - und ich würde auch sagen, dass wir bremsen bevor es dazu kommt. Plage hin oder her. Opossums werden von Unnutztieren erst wieder zu Nutztieren, wenn es um ihr Fell geht. Das wird nämlich zusammen mit Schafwolle zu Socken und Pullovern verarbeitet. Schafwolle allein wäre wohl zu kratzig (also mir schon - aua, autsch, piecks). Aber zusammen mit dem Opossumfell wird es immerhin nur noch zu „bisschen piecks“ und weniger aua. Also ich könnte die Socken nicht tragen, auch wenn es Leute gibt, die behaupten, dass die bequem sind.
So, aber das war nur ein Ausschweifer. Wir sind aus der Weingegend raus und direkt nach Kaiteriteri gefahren, wo wir uns für eine Nacht in einem Campingplatz direkt am Meer niedergelassen haben. Es ist Hochsaison, Ferien der Neuseeländer und der Camping ist rappevoll. Wir bekommen den letzten Platz von etwa 400 Stellplätzen. Aber immerhin nicht mitten im Bulg, sondern ganz hinten an den angrenzenden Bäumen. Grosse Sprünge machen wir heute eh nicht mehr - wir sind immer noch müde und wegen des Feiertags hat alles zu. Und die nehmen das hier Ernst. Zu heisst zu - jeder Supermarkt, nahezu jedes Restaurant (ausser ein paar Asiaten), sogar Mac Donalds und viele Tankstellen sind dicht. Wer nicht vorgesorgt hat, geht hungrig schlafen oder schnorrt sich durch die Reste der anderen Campinggäste. Ihr kennt uns, natürlich haben wir vorgesorgt. Wir lassen, nach einem kurzen Strandspaziergang den Abend mit einem Glas Wein und Spaghetti à la Chefkoch Sylvia ausklingen. Als wir gerade noch die letzten Nudeln mampfen, bekommen wir Besuch. Nein, diesmal keine bettelnden Enten oder Möwen, sondern unsere Campingnachbarin. Sie bietet uns Dessert an, das vom Weihnachtsessen übrig geblieben ist. Wow, was für eine tolle Fügung! Nachdem wir aufgegessen und den Abwasch erledigt haben, klopfen wir bei den Nachbarn an. Jo & Ian, zwei Hardcore-Camper aus Christchurch (in diesem Jahr schon 12 Mal unterwegs, reisen immer wieder mal auf die verschiedensten Campingplätze der Süd- und Nordinsel mit Auto, riesigem Anhänger und Fahrrädern, sind mit 73 Jahren noch rüstig im Kopf und aktiv im Leben) versüssen uns den Abend nicht nur mit ihren Süssspeisen inkl. Schokomus und Hokey Pokey-Eis, sondern geben uns auch tolle Inputs für unsere weitere Reise.
Sonja, 25. Dezember 2019
Ein Himmel voller Sterne
Das Zwitschern der Vögel ist dominant und wird höchstens durch kurze, tiefe Grunzlaute von zwei Emus unterbrochen. Emus? Denkt ihr euch, die hat's hier in Neuseeland ja gar nicht. Korrekt! Aber hier, in unserem heutigen Camping, hat es einen Wildpark mit Emus, Enten, Hühnern, Rehen und sogar einem herzigen Wallaby. Und ich sitze hier, glotze ins Grüne und mache meine Maniküre (muss ja auch mal sein - nur weil man campt ist man ja noch kein Wildling). Wir sind in Murchison. Ein kleiner Ort auf dem Weg von Nelson nach Westport - es hat gerade mal 490 Einwohner hier, aber bekannt ist der Ort wohl durch seine vielen Adventure-Angebote wie River Rafting, Speedboot fahren, etc. Wir sind hier gelandet, weil wir echt kaputt sind nach den letzten beiden Tagen und der Weg bis an die Westküste für heute zu weit war. Aber es hat sich gelohnt: nach einer echt und wirklich fantastischen Pizza, die wir uns sowas von verdient haben, sind wir in diesem schnuckeligen Camping gelandet und stärken uns körperlich und geistig für die Weiterfahrt morgen.
Warum wir so kaputt sind? Gute Frage. Wir waren gestern im Abel Tasman National Park wandern. Die Route führte uns über mehr als acht Kilometer an der idyllischen Sandy Bay entlang. Der Weg ist wahnsinnig spektakulär, nicht sehr anstrengend da grösstenteils flach, aber der Ausblick aufs Meer ist einfach sagenhaft. Das Wetter ist traumhaft und da die Sonne doch noch recht vom Himmel heizt, sind wir froh, dass der grösste Teil des Weges im Wald verläuft. Es ist bereits Mittag als wir nach zwei Stunden die Apple Bay erreichen. Es hat einige wenige Leute hier, vielfach auch jene, die mit dem Kajak hier gelandet sind. Wir machen eine kurze Rast und erfreuen uns an einem brütenden Torea Vogelpärchen (neuseeländischer Austernfischer) und am süssen Nachwuchs einer Seemöwe. Herrlich ist es hier und eigentlich wäre es schön hier zu bleiben, aber wir müssen den Weg ja auch wieder zurück machen, also marschieren wir wieder los. Der Marsch ist immer noch genau so faszinierend wir auf dem Hinweg (obwohl es ja derselbe Weg ist), aber wir entdecken immer wieder Neues. Lustig hier oben an den Stränden des Nordens sind auch die Gezeiten. Da kannst du am Vormittag direkt neben dem Ufer laufen und das Wasser reicht bis an den Weg und sobald Ebbe ist, geht das Wasser so weit zurück, dass man sicher zwei Kilometer Richtung Wasser laufen muss, damit auch nur eine Zehe nass wird.
Wir sind gestern noch nach Nelson weiter gefahren und haben uns hier in einem Stadt-Camping einquartiert. Ganz ok, wäre da nicht das laut krähende Kind der Nachbarsfamilie - oh meno.. Erziehung gleich null. Aber wir verbringen ja zum Glück nur eine Nacht hier und sind auch ziemlich schnell am Morgen wieder losgezogen. Unser Ziel: ein Fahrradverleih in der Stadt. Wir haben heute den Great Taste Trail gemacht - jedoch nur einen Teil, den der Ganze wäre über 174 Kilometer abzustrampeln. Wir haben uns für E-Bikes entschieden, da man sich das Leben ja nicht unnötig schwer machen muss. Der erste Teil der Strecke war ganz ok, dann haben wir uns aber verfranzt und sind in Richmond in irgendeinem Industriegebiet gelandet und ab dann war's kacke. Irgendwo auf einer Hauptstrasse mühen wir uns neben vorbeirasenden Autos dahin, bis wir endlich eine Abzweigung zur richtigen Route wiederfinden. Bah, das hat uns aber gar nicht gefallen, aber so was von gar nicht.
Die Tasting Route führt an verschiedenen Bierbrauereien, Weinkellern (ihr erinnert euch, wir sind ja noch in der Weingegend), Früchte-Bauern und sonstigen Produzenten vorbei. Die Idee ist ganz witzig, allerdings für Österreicher, die das Schmankerln erfunden haben und zelebrieren ist es etwas enttäuschend. Nicht mal beim Steirer, der hier seit Jahren ein erfolgreiches Weingut betreibt, bekommt man eine Brettljause, geschweige denn überhaupt was zu essen. Der Zweigelt war gut, aber nur ein Zungenbefeuchter, denn sie haben nur die Lizenz, um Verkostungen zu machen, aber nicht im grossen Stil auszuschenken. Wir ziehen von dannen, wieder 30 Kilometer zurück nach Nelson - durstig und mit blutendem Hinterteil (wer ist schon so schlau und fährt ungeübt ohne gepolsterte Hose einen 60 Kilometer Weg über steinige Radlwege - ich denke ihr kennt die Antwort). Auch hier, bei der Rückfahrt wieder dasselbe Phänomen wie im Nationalpark. Wo am Vormittag noch Wasser war, sind am Nachmittag ausgetrocknete Weiten, in denen die Gräser hoch empor stehen und abertausende Krebse sich in ihren Erdlöchern vor der Sonne verstecken. Alles in Allem muss ich sagen, dass mir der Radweg selbst sehr gut gefallen hat, schön entlang am Meer (wenn man den richtigen Weg findet), gut ausgebaut, mit einigen Infos zu Flora und Fauna. Die Räder waren sehr gut, zwar keine Highclass Bikes, aber für den Weg absolut ausreichend. Vom Taste hätte ich mehr erwartet, aber da sind wir als Schmankerl-Spezialisten wohl auch kein Massstab dafür.
Sonja, 27. Dezember 2019
Goldgräber und die raue Westküste
Wenn man im Campervan in der Nacht aufs Klo muss, ist das der absolute pain in the ass. Druckst es noch durch bis in der Früh und riskierst eine schlaflose Nacht, weil die Blase drückt? Oder quälst dich auf, ziehst deine Schuhe an, suchst das Lamperl und den Autoschlüssel und ziehst los? Die Wahl fällt meistens auf Zweiteres. Wenn's blöd geht, sind es dann noch einige Schritte über den halben Campingplatz. Ganz blöd, dann regnet es auch noch. Da lernt man erst ein Indoor-Badezimmer wieder richtig zu schätzen.
Auch in dieser Nacht drückt mich wieder das Pipi und ich gehe widerwillig los. Aber diesmal werde ich belohnt. Ihr erinnert euch, wir sind ja auf dem tierischen Camping mitten im Nirgendwo. Es ist sternenklar und auf dem ganzen Platz kein Licht. Die Not wird mit einem wundervollen Sternenhimmel inklusive Sicht auf die Milchstrasse belohnt. Wow! Wenn ich nicht so müde wäre und die Temperaturen nicht bei gerade Mal zehn Grad, ich würde glatt meinen Stuhl rausholen und den Rest der Nacht hier verbringen. Magisch!
Von Murchison aus starten wir unsere Fahrt an die Westküste. Bevor wir jedoch richtig losstarten machen wir noch eine Überquerung des Buller River und zwar über die längste Swing-Bridge Neuseelands (110 m). Hmm, naja.. Also ich muss sagen es war ok, aber nicht wirklich thrillmässig, wie versprochen. Da ist mir der Atem bei anderen Brücken schon mehr gestockt. Was soll’s wir waren da, haben’s getan und sind wieder weg. Nach einer wilden Fahrt über einen sehr grünen und kurvenreichen Pass kommen wir schlussendlich in Westport an - der erste richtige Ort, wenn man aus dem Norden kommt. Das Städtlein ist, wie nahezu alle Orte an der Westküste, von der Goldgräber-Geschichte geprägt. Die Häuser sind hier vielfach im Stil des 19. Jh. erhalten bzw. nachempfunden. Wir bleiben allerdings nur kurz, trinken einen Cappuccino in einem herzigen Café und machen weitere Reiseplanung.
Die Cafés hier in Neuseeland sind übrigens ein Traum. Wir haben bisher keines erwischt, in dem wir nicht super freundlich bedient, einen tollen Kaffee und etwas Leckeres zu essen bekommen haben. Zudem sind viele wirklich sehr geschmackvoll und individuell eingerichtet. Absolut zu empfehlen. Dies nur schnell dazu.
Wir planen die Westküste runter zu fahren, um in den nächsten Tagen bei Milford Sound zu landen und dort eine Bootstour zu machen. Muss der Hammer und auch ein „das-musst-du-gesehen-haben“ sein. Apropos Hammer - die Fahrt entlang der Westküste ist ein Traum. Die von der wilden Tasman See gesäumte Westküste umfasst beinahe 9% von Neuseelands Landmasse, wird aber von weniger als 1% der Bevölkerung bewohnt. Früher, also im 19. Jh., war hier sicher mehr los, als die europäischen Siedler sich hier mit der Goldsuche, dem Kohleabbau, oder auch mit der Holzarbeit versuchten ein Vermögen aufzubauen. Ich denke gelungen ist es nur den wenigsten, die anderen haben ihre wenigen, zu Geld gemachten Nuggets gleich wieder im Saloon verprasst. Als dann der Goldrausch Mitte der 1800er Jahre vorbei war, sind auch die Meisten wieder abgezogen. Geblieben sind Geisterstädte und Pionierfriedhöfe und viele viele Geschichten.
Wir fahren die The Great Coast Road entlang. Auf hundert Kilometern reiht sich hier zwischen Westport und Greymouth ein atemberaubender Meeresausblick an den anderen. Man möchte gefühlt jeden Meter stehenbleiben und glotzen. Es ist wahnsinnig beeindruckend, wie die wild rauschenden Wellen auf die Küste zureiten. Die romantischen Kiesstrände mit der schäumenden Brandung auf der einen, die eindrucksvoll überhängenden Klippen auf der anderen Seite - wo soll man da nur hinsehen? Ein Stopp, der sich auf diese Strecke lohnt, ist jener bei den Pancake Rocks bei Punakaiki. Wir machen einen kurzen Halt, um den Rundweg entlang der Kalksteinplatten zu machen, die an gestapelte Pfannkuchen erinnern. Sieht schon echt speziell aus, und man weiss scheinbar auch noch nicht genau, wie diese Gebilde entstanden sind. Uns gefällt's auf jeden Fall super gut, auch in Kombination mit den Klippen, den dort brütenden Vögeln und dem wilden Wasser, das hier ungebremst auf die Küste schlägt.
Wir kommen in Greymouth an und da wir wissen, dass man hier besser tanken sollte, falls Benzin oder Bargeld zu Neige gehen (oder auch die Weinvorräte) erledigen wir hier alles, damit wir die nächsten Tage beruhigt weiterfahren können. Für die Übernachtung wählen wir einen kleinen Camping am Lake Brunner, der circa 30 Minuten landeinwärts liegt. Leider ist das Wetter nicht sehr gut und auch die Temperaturen fallen in der Nacht unter 10 Grad. Unser hervorragendes Beef Sirloin mit Salat können wir, trotz Wind, noch draussen geniessen. Dann aber heisst es Bettflasche füllen und ab unter die Decke.
Sonja, 28. Dezember 2019
Hart am Limit
Neuseeland ist riesig, das wird einem erst bewusst, wenn man versucht alles Interessante und dann noch von zwei Inseln in einen sechs-Wochen-Zeitrahmen zu quetschen (ähnlich wie „Europa in acht Tagen“, haha). Dass man nicht alles machen kann, sei es zeitlich, weil es nicht auf dem Weg liegt oder auch wetterbedingt, mussten wir heute erfahren. Mehr dazu aber später.
Unser Ziel heute Morgen ist Shantytown, ein mehr oder weniger (es hat hier drei originale Gebäude) künstlich angelegtes Goldgräber/Holzfäller-Dorf in der Nähe von Greymouth. Hier wird einem in Europapark-Stil erstelltem Gelände die Geschichte von anno dazumal näher gebracht. Die Häuser sind lustig, auch die kurze Fahrt mit einer Dampflok auf den Original-Schienen, man lernt ein bisschen mehr über die Zeit von damals. Hier kann man sogar das Goldschürfen erlernen, und obwohl jedem ein „goldiger Fund“ versprochen wird, hat Sylvia keine Lust und sagt mir gleich, dass ich eh keine Geduld habe. Also nun gut, wir lassen das und somit bleibt mein bisher einziges Schürferlebnis mein aufgeschürften Knie, dass ich mir letzte Woche am Cape Palliser zugezogen hab (jaja, Hans-Guck-in-die-Luft lässt grüssen). Wir verlassen Shantydown vor dem Mittag wieder mit der Einsicht, dass es sicher bessere Erlebnisse in Neuseeland gibt.
Wir machen Mittagessen-Halt in Hokitika, einem (immerhin) 3000-Seelen-Ort hier an der Westküste. Der Ort ist bekannt für seinen Schmuck und zwar den aus Jade. Der wird hier nämlich von ansässigen Künstlern geschnitzt und poliert. Auch hier zeichnen die grossartigen Gebäude des 1860er Goldrauschs die Strassen. Wir hatten an einem Strand nach Westport ebenfalls (aus unserer Sicht) Jade am Strand gesammelt. Als die Steine jedoch trocken waren, waren sie nicht mehr hübsch grün, sondern eher schimmlig grüngrau. Wir haben uns die Blamage erspart in einen Schmuckladen zu gehen, um zu fragen, ob wir einen grossen Fund gemacht haben. Stattdessen haben wir unsere Reise an der wundervollen Küste fortgesetzt. Nächstes Ziel, der Franz Josef- und der Fox-Gletscher. Dort wollen wir dann einen Rundflug über die Berge machen, und uns die schöne Landschaft von oben ansehen.
Als Österreicher im Herzen wählen wir den Franz Josef-Gletscher für unser Vorhaben. 1865 wurde dieser vom Geologen Julius von Haast zu Ehren des österreichischen Kaisers getauft. Früher reichte das Eisschild des Gletschers bis ans Meer, heute ist er, wie so viele andere, vom Klimawandel geplagt und man kann ihn nur noch fliegender Weise erreichen. Als wir in Franz Josef Town ankommen schüttet es aus Eimern. Wir informieren uns über die Flüge und auch das kommende Wetter, müssen uns allerdings eingestehen, dass uns das unsichere Spektakel zu wenig wert ist, vor allem weil wir a) Schnee und b) Gletscher schon kennen und auch in schönster Pracht gesehen haben. Auch der Guide meinte, dass wir mit diesen Voraussetzungen allenfalls unzufrieden sein werden. Somit beschliessen wir weiter zu düsen. Franzerl ade.
Wir sehen, dass am Dienstag, also in zwei Tagen, schönstes Wetter am Milford Sound sein soll. Und dann ab Mittwoch dort nur Regen. Somit ist der Plan gefasst, wir düsen auf schnellstem Weg dorthin und planen für Dienstag eine Schiffstour ein. Es wird bereits dunkel, als wir an einem self-contained (es hat nur ein Klo) Platz ankommen. Aber uns kommt es gerade recht, wir wollen nur noch schlafen und morgen früh wieder los. 400 Kilometer haben wir heute runtergeradelt, uffa!
Sonja, 29. Dezember 2019
Neuer Tag, neues Glück
Wir sind mitten im Regenwald der Westküste gelandet, dementsprechend hat sich die Vegetation und auch das Klima verändert. Erstaunlich, denn wir sind immer noch an der Westküste, nicht weit entfernt vom Meer. Wir starten sehr früh los, denn auch die heutige Strecke wird nicht kürzer werden als die gestrige. Auch wenn der Weg das Ziel ist (und das ist es hier definitiv), ist unser Zielziel Te Anau, ein Ort, der als Ausgangspunkt für alle Schifffahrten an den Milford Sound gilt.
Wir sind in der Region Haast, am südlichen Ende der West Coast Strasse. Der landschaftlich absolut reizvolle Haast-Pass zwischen der Westküste und Central Otago bietet auf 145 Kilometer einen spektakulären Ausblick um den anderen. Wie an der Westküste könnte man auch hier an jeder Ecke einen Halt machen und Glotzen. Wir haben Glück, dass wir hier durchfahren können. Vor drei Wochen waren der Pass und auch viele Strassen rund um die Gletscher komplett gesperrt, da die lange anhaltenden Regenfälle viele Strassen über- und weggeschwemmt haben. Es mussten sogar Touristen ausgeflogen werden, da sie tagelang hier festgesessen sind. Es ist wahnsinnig, was die Strassenbauer geleistet haben. Wenn man hier langfährt und sieht wie viel von den Strassen immer noch zerstört ist, kann man das Ausmass nur erahnen. Immer wieder kommen wir an Flussmündungen und Rinnen vorbei, in denen das reissende Wasser grosse Steine, Bäume und viel Geröll mitgerissen hat. Teilweise ist die Strasse nur einspurig befahrbar und wir müssen einige Zeit warten. In der Nacht wird sie weiterhin für Aufräumarbeiten gesperrt. Wie gesagt, wir haben absolut Glück, dass wir durch können. Aber wenn man sieht was die Natur anrichten kann, wird einem schon mulmig, wenn man sich neben den steilen Talwänden entlang schlängelt. Das Wetter ist immer noch unbeständig und dick nebelig. Für uns die Bestätigung, dass wir gestern richtig entschieden haben und die Gletscher-Flüge fürs nächste Mal aufgeschoben haben.
Erst als wir ins Flachland kommen, wo sich auch wieder riesige Herden von Schafen und Kühen tummeln, klart das Wetter auf und lässt sogar blauen Himmel erahnen. Nun kommen zu den vielen Schafen und Muhkuhlis auch noch grosse Herden von Rehen, Elchen und Hirschen dazu. Platz haben sie hier unten ja mehr als genug.
Es ist erst Mitte Vormittag als wir Arrowtown erreichen. Das malerische Örtchen ist, wie soll es auch anders sein, ebenfalls den 1860er Jahren im Zuge der Entdeckung von Gold im Arrow River entstanden. Hier stehen über 60 Originalgebäude aus der Zeit des Goldrauschs (da hätten wir uns Shantytown definitiv sparen können, aber wer weiss das auch schon vorher). Wir bestaunen ein wenig den Ort und schmausen dann in einem wieder mal äusserst netten Café ein leckeres Frühstück. Man darf sich aber von den rustikal anmutenden Fassaden nicht täuschen lassen, hier in Arrowtown pulsiert das Leben in bunten Läden, hübschen Speiselokalen und sogar einem Kino. Hier soll es sogar Strickwaren geben, die über 30 Jahre halten. Wer hätte das gedacht?
Im nicht weit entfernten Queenstown haben wir dann den Versuch gewagt, uns für die Schiffstour in Milford Sound zu informieren. Viele Touren gehen von hier los und wir überlegen uns kurz auf der Fahrt dorthin, in der Stadt zu bleiben. Als wir jedoch den Trubel und die Touristenströme in den Strassen sehen, ist es uns augenblicklich verleidet und wir sind schnurstracks weitergezogen. Zumindest wollten wir das auf dem schnellsten Weg, aber der Stau geht über jede Strasse in das Zentrum hinein und auch wieder raus. Also wer nicht unbedingt nach Queenstown muss, sollte den Ort weit räumig umfahren. Wie wir später erfahren haben, galt der ganze Tumult dem grossen Silvester-Feuerwerk das hier jedes Jahr stattfindet – vielleicht haben wir beim nächsten Besuch (nicht am 31.12.) mehr Glück.
Belohnt werden wir dafür wieder als wir den wundervollen Lake Wakatipu entlangfahren. Der See sieht von oben aus wie ein Blitz und reicht von Glenchory über Queenstown bis runter nach Kingston. Er ist der drittgrösste See Neuseelands und die tiefste Stelle liegt mit 370 Meter sogar unter dem Meeresspiegel. Beeindruckend, gell. Das Wasser soll sehr sauber sein und sieht auch wundervoll klar aus. Aber es ist arschkalt. Zur Erfrischung reicht es nur mal schnell reinzustehen, schon sind die Zecherl blau.
Weil es bei uns mit dem Strecke einfach schnellschnell durchfahren nicht klappt, weil wir immer wieder mal was schauen müssen, erreichen wir erst am späteren Nachmittag Te Anau. Wir hüpfen in eine der zahlreichen Infohütten der Schifffahrtsgesellschaften und buchen uns eine Tour für morgen früh. So weit so einfach. Nicht so einfach ist es eine Unterkunft zu finden, der Ort ist brechend in alle Richtungen ausgebucht, kein Betterl geschweige denn ein Camping ist frei. Wollt ihr mich verarschen? So viel Grün und kein Stellplatz auf dem ich einen kleinen Camper stellen kann? Tatsächlich, alles voll. Wir wagen noch den kläglichen Versuch und fragen bei zwei Campings und zwei Hotels an, aber nix nada niente. Wir stehen im wahrsten Sinne des Wortes auf der Strasse. Okay, was tun?
Wir gehen mal tanken, wir müssen ja morgen in das 230 Kilometer entfernte Milford Sound kommen. Und wie durch Zufall fällt und beim angeschlossenen Café ein Symbol eines Duschkopfes auf. Hmmm, gibts da Duschen? (und oh ja, wir müssen duschen). Und tatsächlich, für „läppische“ acht Dollar kann man sich hier sieben Minuten lang warmes Wasser auf den Kopf brausen lassen. Ha, neuer Plan: wir duschen hier, checken Eis und Vorräte und übernachten dann irgendwo auf einem der wilden Campings Richtung Milford Sound. Und so ist es schlussendlich auch geschehen, und wir stehen nun auf einem echt wundervollen Camping am Cascade Creek. Umrahmt von einer wunderschönen Bergkette gluckst hier ein kleines Bächlein, gesäumt von in allen Farben blühenden Lupinen, neben dem Camping. Man hört die Vögel ihre verschiedensten Lieder zwitschern und es ist idyllisch ruhig (Memo an mich selbst: das nächste Mal mehr Zeit hier verbringen für Wanderungen).
Als die Sonne hinter den gewaltigen Bergen untergeht, sitzen wir mit einem Glas Wein und selbstgemachten Eiernudeln vor dem Camper und geniessen die romantische Stimmung. Bereit für unser neues Abenteuer morgen früh.
Sonja, 30. Dezember 2019
Vom Trauma zum Traum
Trotz Vorfreude auf die Milford Sounds scheisst es vor allem mich grausam an, als der Wecker abgeht. Aber nicht, weil ich aufstehen muss, sondern weil das Klo des Grauens auf mich wartet. Wie bereits berichtet, verbringen wir die Nacht auf dem Cascada Camping, was ja wirklich die beste Idee ever war. Jedoch haben wir nicht mit dem Klo des Grauens gerechnet. In den maximal 30 Sekunden, die ich letzten Abend auf dem Plumpsi verbracht habe, hat es mit A) gereckt B) in den Augen gesengt C) im Hals gebrannt D) desillusioniert forever. Ich hab ein Klo-Traumata. So. Ich snooze nochmals, um dem bösen Klo-Dämon eventuell doch noch auszukommen. Aber die Blase drückt und es gibt kein Entrinnen. Ich muss auf den Hafen des Untergangs. Sonja meinte, ich soll doch das „Linke“ nehmen, dass sei nicht so schlimm. Es hätte sogar Papier. Mit gesenktem Haupt und bereits tiefen Frischluftatmen gehe ich mit zitternden Knien auf das Plumpsi zu. Tür auf, rein und............
Ich komm zurück in den Camper und sag: War echt nicht so schlimm. War´s gar nicht wert, so kindsch zu tun wie gestern Abend. Alles gut.
Sylvia, 31. Dezember 2019
Das faszinierende Fjordland
Wir machen die Schotten dicht und fahren endlich zum Milford Sound (Maori: Piopiotahi - bedeutet ein einzelner Piopio, ein Singvogel, der in Neuseeland endemisch galt, aber bereits ausgestorben ist). Ich hätte ja irgendwie gar nicht wirklich damit gerechnet, dass wir es tatsächlich so weit runter in das neuseeländische Fjordland schaffen. Aber die letzten zwei Tage haben wir uns fahrtechnisch so rangehalten, dass nun ein Traum wahr wird. Ja, ja. Es mag sich ja kitschig anhören, aber das ist wirklich so.
Wir parken den Burli und gehen natürlich viel zu früh (wir wollen ja nichts verpassen) ins „Terminal“. Wir checken ein und drücken uns einen Kaffee aus dem Automaten. Sonja hat leckere Frühstücksbroti für uns gemacht und die verspeisen wir nun genüsslich (die scheiss chinesischen Cupnoodles können uns echt mal - wir haben Schinkenbrot mit Gurkerl, Ei und Mayo - so schauma aus).
Wir haben die Naturalist-Tour mit The Real Journey gebucht und fahren mit einer Art Segelschiff durch die Sounds. Sonja hat natürlich schon klar gemacht, wo auf dem Schiff für uns der beste Platz ist, damit wir das Maximum rausholen. Die Naturalisten Tour ist, im Gegensatz zu der Scenic Tour, viel besser weil: A) fährt man links und rechts sehr nahe an den Klippen (nicht einfach in der Mitte durch) und B) fährt mal länger (zeitlich) und weiter raus (bis nach den Leuchtturm auf die Tasmansee raus). Wir haben definitiv richtig entschieden. Wir besteigen als 2te und 3te das Schiff, pünktlich um 10.30 Uhr fahren wir raus und nach den Sicherheitsinstruktionen vom Kapitän (die wir vor lauter Aufregung nicht mehr hören) geht das Sightseeing schon los.
Anscheinend haben einst die Gletscher die Klippen (die scheint's messerscharf sind) geschliffen. Das Wasser scheint blau-schwarz und durch den Nebel, der noch an den Bergen hängt, wirkt es einfach magisch. Mir laufen ja schon mal wieder die Tränen runter - ich bin echt einfach nur gerührt von dieser Kulisse. Wenn Engel reisen... Wir erwischen einfach nur das traumhafteste Wetter. Das Thermometer steigt auf gut 20 Grad und wir geniessen schönen Sonnenschein und mystischen Restnebel vom vergangenen Regen. Der Mix macht es einfach nur perfekt.
Die Maori betrieben Fischfang, lange bevor die ersten europäischen Siedler zu den Sounds fanden, und suchten nach dem begehrten Pounamu (Jade). Sie glaubten an die Erschaffung des Fjords durch Tu-te-raki-whanoa, einem göttlichen Wesen. So sieht es aber auch aus. Wie aus einem Fantasiefilm - einfach die schönste Kulisse - aber real. Neben den imposanten Berglandschaften sind die Sounds auf für die beeindruckenden Wasserfälle bekannt. So sind die Stirling Falls und Bowen Falls begehrte Foto-Sujets und hängen wohl in dem einen oder anderen Wohnzimmer auf Fotoleinwand. Zu Recht. Jedoch muss ich feststellen, dass es gar nicht so einfach ist, diese Szenerie mit dem Fotoapparat festzuhalten. Am besten steckt man die Linse einfach weg und saugt die Bilder einfach in sich auf....
Mittlerweile sind wir in Gore angekommen - wir bleiben hier für eine Nacht in einem Luxushotel - das gönnen wir uns für die Silvesternacht. Gore ist eine Kleinstadt auf dem Weg an die Ostküste - unser nächstes Ziel. Aber zuerst freuen wir uns, auf einen gemütlichen Abend, ein paar Glaserl Rosé und eine erholsame Silvesternacht (definitiv ohne Ramba-Zamba). Wir wollen nämlich zum neuen Jahr wieder Turnschuh-fit sein - es warten noch einige Abenteuer auf uns.
In diesem Sinne: Schönen Silvester und rutscht gut ins neue Jahr 2020.
Sylvia, 31. Dezember 2019
Happy New Year - wir freuen uns auf neue Abenteuer
2020, wow - nun ist es tatsächlich da. Und es kam so unspektakulär wie es gegangen ist. Ohne Party, ohne Feuerwerk. Nur mit ein paar Gläsern Rosé, einer heissen Dusche, einem gemütlichen Bett und „Dinner for One“. Wir sind gestern in Gore angekommen, eine etwas grössere Stadt (über 10‘000 Einwohner - he, wow, das ist hier schon eine grosse Sache).
Wir schwärmen immer noch von Milford Sound - das war definit einer der Highlights dieser Reise. Und wie wir heute sehen, haben wir auch vollkommen Recht behalten die Schiffstour gestern zu machen. Denn heute ist es grau, oder braun, oder gelb... Ja, was ist es denn eigentlich? Es ist dunkel, aber doch nicht. Der Himmel ist gelborangebraun und hängt irgendwie tiefer als sonst. Und es riecht verbrannt, wie ein Kamin, der gerade ausgelöscht wurde oder ein Holzfeuer, das zu Ende ist. Die Stimmung ist komisch, und die ausgestorbene Stadt macht den mulmigen Schauplatz nicht besser. Ist die Stadt wegen dem ersten Tag im neuen Jahr so leer, oder ist die Apokalypse ausgebrochen und wir haben es nicht bemerkt?
Wir tuckern los Richtung Ostküste, unser Ziel ist die Otago Peninsula, mit vorherigem Stopp am Nugget Point. Der Himmel ist weiterhin dunkelgelb und nach einiger Zeit kommt noch Regen dazu. Es ist ermüdend und wir haben das Gefühl bald wieder ins Bett zu müssen. Es ist auch deutlich kühler geworden. Die aktuellen 15 Grad sind ein krasser Kontrast zu den gestrigen 29 und lassen uns die Heizung im Van höher drehen. Doch wir haben Glück, am Nugget Point wird es etwas heller und der Regen lässt für kurze Zeit nach. Wer in den Catalins unterwegs ist, sollte diesen kurzen Abstecher einplanen. Der Weg dorthin ist selbst schon ein Erlebnis - wunderschöne Strandabschnitte mit gelben Sand und zerklüfteten Steinen säumen die Küste. Vom Parkplatz geht man dann nochmals etwa 20 Minuten über einen schmalen Wanderpfad entlang der Landzunge zum Leuchtturm. Der Nugget Point stellt reine Postkartenidylle, mit tollem Weitblick auf Ozean und Küste dar. Auf dem Weg dorthin kann man auf den rauen zerklüfteten Felsen Möwen, Robben und mit Glück „white spoonbills“ (Löffelstöre) beobachten.
Wir nehmen unser geplantes Ziel wieder auf - die Peninsula von Otago. Dort wollen wir Pinguine, Albatrosse und Seehunde in ihrem natürlichen Lebensraum beobachten. Der Himmel wird wieder dunkler und der rauchige Geruch stärker. Beim nächsten Tankstellenstopp fragen wir nach und erhalten die Bestätigung, die uns vorher so unwahrscheinlich erschien: beim aktuellen Wetter- und Geruchsphänomen handelt es sich um die Auswirkungen der verheerenden Brände die seit Wochen in Australien herrschen. Der Wind trägt die Rauchwolke bis ins über 4000 Kilometer entfernte Neuseeland und färbt hier den Himmel orange. Das ist sehr traurig und erschüttert uns zutiefst.
Es ist Mitte Nachmittag als wir in Portobello, einem kleinen Fischerort auf der Otago Peninsula nur zehn Kilometer von Dunedin entfernt ankommen. Es regnet stark und wir beschliessen ein „Upgrade“ vom reinen Wiesenplatz zu einem kleinen Zimmer zu nehmen. Vier Wände, ein Stockbett und ein Tisch sind immerhin schon eine Steigerung zum Campervan, in dem man nur in gebückter Haltung sitzen kann. Hier werden wir zwei Nächte bleiben und die Natur inkl. Tierwelt erkunden. Morgen soll auch der Regen nachlassen. Lassen wir uns überraschen.
Sonja, 1. Januar 2020
Naturparadies
Wenn wir eines auf unserer Reise rausgefunden haben, (wir haben noch mehr rausgefunden, aber das ist uns nun wirklich bewusst) dann, dass alles einen Grund hat. Wir sind immer noch auf der Otago Peninsula und wollen Königs-Albatrosse, Pinguine, Seevögel und Robben beobachten. Wir hatten gestern Abend den Versuch gestartet eine Abendtour für die seltenen blauen Pinguine zu bekommen, aber die war schon ausgebucht - deshalb steht diese heute auf dem Programm. Und hier der Grund: gestern hat es in Strömen geregnet und heute ist ideales Wetter. Gestern hat es den ganzen Abend, die Nacht hindurch bis heute Mittag in allen möglichen Varianten Wasser aus den Himmel gepumpt (von Sprüh-, über Niesel-Regen bis hin zu Entleeren-des-Wassereimers war alles dabei).
Heute haben wir ausgeschlafen. Huch, hat das gut getan. Wir sind in den letzten Tagen sehr sehr viel gefahren und mit dem komischen Wetter von gestern hat das doch sehr angehängt. Wir stehen erst am späten Vormittag auf, geniessen gemütlich unser Frühstück (es regnet noch) und machen uns langsam bereit für unser Nachmittagsprogramm. Es geht zum Royal Albatross Centre am Taiaroa Head. Hier befindet sich die einzige Royal Albatros Kolonie, die auf dem Festland brütet. Aber es sind nicht nur diese anmutigen Vögel, die uns anziehen. In dieser Ecke findet man auch die bereits bedrohten Yellow-Eyed Penguins und den kleinsten aller Pinguine, den Blue Penguin. Sowie zwei Komoran Arten (Little Shag & Spotted Shag), Rotaugen-Seemöwen, Löffelstöre, die Neuseeland Fell-Robben und die Hocker‘s Seelöwen. Für alle Tiere ist gerade Brut- bzw. Aufzuchtsaison, das heisst wir sehen möglicherweise auch Babies von jeder Spezies.
Als erstes, wenn man ans Albatros Center kommt, fallen die vielen Möwen und beim Aussteigen der beissende Kaka-Geruch auf. Sie fliegen über unsere Köpfe, scheissen auf die Autos und scheinen den Menschen nicht zu scheuen, denn ihre Nester befinden sich direkt an den Pfaden, an denen wir uns entlang bewegen.
Eine Tour hier im Center lohnt sich aber absolut - nicht nur weil man viele interessanten Fakten über die Albatrosse zu hören bekommt, oder auch in das geschützte Areal einen Blick werfen kann, in dem die grossen Vögel brüten, sondern auch weil das Eintrittsgeld grösstenteils für die Erhaltung und den Schutz des Gebietes und natürlich der Vögel verwendet wird. Toll, mir gefällt das schon absolut und als sich dann einer der Albatrosse wirklich fliegend zeigt wirkt es nochmals beeindruckender. Drei Meter Flügelspannweite, wahnsinnig. Da sehen wir aus wie Liliputaner. Wir bleiben noch einige Zeit auf dem Parkplatz stehen, denn plötzlich sehen wir weitere fliegende Albatrosse und es zeigt sich wie gross sie gegen die rumfliegenden Möwen sind. Wie ein Airbus ziehen sie ihre Kreise bis sie hinter dem Hügel, vermutlich im Anflug auf ihr Gelege, verschwinden.
Wir verlassen vorerst das Center und machen uns auf den Weg in den nicht weit entfernten Penguin Place. Hier hoffen wir, dass wir (wie der Name schon sagt) Pinguine sehen. Und zwar die Gelbaugen-Pinguine. Das riesige Areal, auf dem wir uns befinden, gehört einer Bauernfamilie, die vor einigen Jahren realisiert hat, dass hier Pinguine an Land kommen, um zu brüten. Sie wollten dies der Welt nicht vorenthalten, haben ein Schutzprogramm gegründet und auch einer Organisation Zutritt gewährt, die sich um die Erhaltung, den Schutz und auch die Pflege der Pinguine kümmert. Mit den Geldern, die sie mit den Führungen einnehmen, finanziert sich das Schutzprogramm mittlerweile von alleine. Auch hier bekommen wir wieder Spannendes über die Pinguine (Gelbaugen und blaue Pinguine) erklärt und sind bei der anschliessenden Tour total geflashed als wir einen Erwachsenen Gelbaugen-Pinguin mit seinem flauschigen Jungen antreffen. Fellrobben liegen in Küstennähe auf den Steinen und den Wiesen herum und erholen sich vom anstrengenden Fischfang. Man muss aufpassen, dass man nicht aus Versehen auf einen der ruhenden „Felsen“ draufsteht.
Wieder zurück im Albatros Center genehmigen wir uns ein Abendessen mit Blick durchs Fenster auf die Albatrosse, die hier mittlerweile in grosser Zahl über den Hügel kreisen. Wie es scheint, sind die Jungtiere von ihrem Ausflug zurück und machen sich bereit für eine erholsame Nacht an Land. Wenn sie mal komplett ausgewachsen sind, werden sie, wie ihre Eltern, die meiste Zeit fliegend und über dem Meer verbringen, wo sich auch ihre Lieblingsspeise, der Squid (Tintenfisch) befindet. So, jetzt warten wir aber erst Mal bis es nahezu dunkel ist, bis die kleinen blauen Pinguine ihren Weg zurück an Land und zu ihrem Nachwuchs finden.
Sonja, 2. Januar 2020
Nachtrag:
Meeiiiiiwauiimmahaaahhliabneinneinneinsooosüüsswatschelwatschelmeiimeiimeiiliebliebliebichfresssieauf...
Meimeimei, war das heute Abend ein spektakuläres, eindrückliches, immer-in-Erinnerung-bleibendes Erlebnis! Ich bin total geflashed und verliebt.
Die Sonne ist bereits untergegangen als wir uns auf der Plattform direkt am Meeresufer positionieren. Alle starren gebahnt aufs Meer, denn von da sollen sie kommen. Die kleinen blauen Pinguine, die kleinsten ihrer Art, gerade mal einen Kilo schwer. Auf Maori heissen sie Korora und man findet sie tatsächlich hauptsächlich noch auf Neuseeland. Leider sind sie nicht sehr scheu und brüten auch schon mal unter den nicht ganz so befestigten Wohnhäusern. Dort werden sie auch schon mal Opfer von Katzen oder Hunden, da sie leider kein Fluchtverhalten haben, sondern starr stehen bleiben, wenn sich ein Fressfeind nähert. Bei anderen Vögeln mag das funktionieren, für die jagenden Felltiere sind sie so leider ein leichtes Menü.
Wir starren und starren und können nicht glauben, dass in Kürze hier ein solches Spektakel stattfinden wird. Aber da, was ist das? Plötzlich kräuselt sich das Wasser, wir sehen einen langgezogenen dunklen Streifen, der ans Ufer zusteuert. Sind sie das? Noch ist nichts klar zu sehen.. Der Streifen kommt näher und man sieht tatsächlich kleine Kügelchen aus dem Wasser kommen. Sie sind schnell, sehr schnell sogar und ehe wir uns versehen hüpft tatsächlich eine Gruppe von etwa 30 Tieren aus dem Wasser und watschelt an Land. Maahhhmeimeimei, sooooo lieb! Sie kämpfen sich über die Steine und beginnen sich direkt vor der Plattform zu putzen und das Fett, dass ihre Federn schützt wieder optimal zu verteilen. Die ersten springen auch gleich zu ihren Nestern, die rund um uns verteilt sind. Der Nachwuchs ist hungrig und das bekommen die Eltern auch lauthals zu hören. Das ist ja so süss, wir können uns kaum sattsehen. Und da plötzlich, landet nochmals eine Gruppe aus dem Wasser. Nochmals etwa 40 Tiere und gleich wieder ein paar. Ich kann nicht aufhören sie anzustarren. 250 Brutpaare befinden sich hier auf diesem Teil von Taiaroa Head und das sich diese seltenen kleinen und leider schon stark dezimierten Kerlchen hier so gut vermehren, liegt auch am Engagement des Albatros Centers.
Viele der Besucher haben sich bereits wieder auf den Heimweg gemacht, das kann ich gar nicht verstehen, ich will jede Minute hier auskosten und den lieben blauen Pinguinen zusehen. Wir sind auch wahrhaftig die Letzten, die die Plattform verlassen - total entzückt von diesem Erlebnis. Ich bin mir sicher, dass ich heute hervorragend schlafen werde. Das ist es, mein Highlight von dieser Reise!
Es gibt immer was zu sehen
Wir verlassen die Otago Halbinsel und fahren nach Dunedin zum Frühstücken. Erneut finden wir ein tolles, sehr spezielles und schönes Café in dem wir hervorragendem Kaffee und einen leckeren Start in den Tag geniessen. Dunedin selbst ist nicht so sehr von Interesse von uns. Uns sind die Städte immer zu anstrengend und zu gross. Deshalb beschliessen wir nach einer kurzen Fahrt an das wichtigste Gebäude (dem Bahnhof) weiter Richtung Norden zu fahren.
Wir halten in Koehohe Beach, wo sich die Moeraki Boulders befinden. Ungewöhnlich grosse Kugeln, die einzeln oder in Gruppen im Sand liegen und zwischen 0,5 und über 2 Meter im Durchmesser haben. Die Stimmung am Strand ist sehr schön. Der gelbe Sand, das wellige dunkelblaue Meer und der mit kleinen weissen Wolken behangene Himmel ergeben zusammen mit den Boulders ein tolles Schauspiel. Man möchte länger bleiben, aber der heftige Wind verabreibt einem ein ungewolltes Peeling. Wir fahren wieder etwas ins Landesinnere, unser Ziel Omarama. Wir möchten die letzten Tage noch ein paar Wanderungen machen, bevor wir uns auf der Banks Peninsula noch ein zwei Tage Ruhe vor der Rückreise gönnen. In Omarama kommen drei Strassen zusammen und genau in der Mitte ist der Camping. Der Ort umfasst gerade mal einen Einkaufsmarkt, ein Café (geschlossen), einen Souvenirladen (geschlossen), einen Kebabstand (geschlossen), ein Restaurant und noch ein Motel. Ansonsten nix, null, nada. Ausser ein übereifriger Polizist, der fleissig Autos aufhält. Aber nicht uns, wir beobachten das nur von unserem sicheren Camping-Platz mit einem Glas Rotwein vor der Nase.
Sonja, 3. Januar 2020
Natur - kitschig hoch drei
Heute haben wir eine fantastische Wanderung durch das Hooker Valley zum Mount Cook gemacht. Diesen Tipp haben wir gestern von der Rezeptionistin im Camping bekommen - sie hat uns darauf gebracht, dass der Nationalpark ja gar nicht mehr so weit weg ist. Und der Tipp war wirklich Gold wert. Immer entlang des Hooker River führt die etwa zehn Kilometer lange Wanderung durch den Aoraki/Mt. Cook Nationalpark. Während man am Anfang den Muller Gletscher ständig in Sicht hat, dominiert zum Schluss vorwiegend der beeindruckende und weiss verschneite Mount Cook. Der Aoraki, wie er von den Maori genannt wird, ist mit 3724 m die höchste Erhebung in Australasien. Die ganze Region ist eine wildschöne, von Eis und Fels geformte Region. Der Weg selbst ist schon ein einziges Highlight, wenn er sich über steinige Wege, durch grüne Landschaft über den Hooker River und den dazugehörigen drei Hängebrücken schlängelt. Jedoch der Ende des Wanderwegs ist nochmal ein Highlight für sich: vom Gletschersee mit darin schwimmenden Eisbergen bietet sich eine fantastische Sicht auf den Mount Cook.
Wir fahren weiter zum Lake Tekapo. Mir gefällt die Gegend hier um die türkisblauen Seen wirklich sehr. Der Kontrast mit den, in allen Farben blühenden Lupinen, den blauen Seen und den dahinter weiss verschneiten Bergen ist einfach nur kitschig hoch drei und wunderschön.
Am Lake Tekapo halten wir uns gerade mal für einen Spaziergang zur dortigen Attraktion (der Church of the Good Shephard) und für einen kleinen Einkauf auf. Ansonsten ist es uns hier zu chinesig. Wir fahren weiter zu unserem heutigen Endziel. Die nächste Nacht verbringen wir im Camping in Geraldine. Auf dem Weg dorthin, auf dem Burkes Pass (der wieder mal aus unserer Sicht eher ein Hupferl als eine Passhöhe darstellt), entdecken wir einen kleinen Ort mit Ansammlung verschiedenster Oldtimer-Sachen wie alte Schilder, Autos, Zapfsäulen, und vielem vielem Flohmarktzeugs. Echt lustig, was Leute immer wieder so ansammeln und wie daraus gleich eine Touristenattraktion wird.
Sonja, 4. Januar 2020
Es geht dem Ende zu
Zum Glück nicht mit uns, aber mit unserer Zeit hier in Neuseeland. Ganz bewusst ist man sich dem ja noch nicht, aber man spürt schon die ersten Anzeichen - man bekommt Anfragen von zuhause, wann genau wir zurückkommen, die Fluggesellschaft schickt schon Infos zum Flug und der Reiseweg führt schon bedrohlich nahe an den Abflughafen.
So, wo sind wir jetzt? Oder wo waren wir die letzten Tage? Als ihr das letzte Mal von uns gehört habt, waren wir in Geraldine, ein kleiner Ort mit dörflicher Atmosphäre. Alte Siedlerhäuser säumen auch hier die Strasse (ja, nur Einzahl, den viel mehr als eine Strasse gibt es nicht) und rundherum ein grüner Wald in dem man mehrere kurze Spaziergänge unternehmen kann. Geraldine hat eine kleine Kunstszene (Schmuck, Bilder, Skulpturen) und eine grosse (zumindest für ihr Verhältnis) Gourmet-Szene. Hier ist man richtig, um lokalen Käse zu probieren, sich beim Chocolatier das Wasser im Mund zusammenrinnen zu lassen oder den tollen Shop der international bekannten Firma Baker‘s zu bestaunen. Bei Letzterem findet man eine riesige Auswahl an Frucht-Produkten, wie Aufstriche, Marmeladen, Saucen, Säfte uvw. und man kann nahezu alles im Laden probieren. Lecker! Der Kaffee und das Frühstück sind übrigens auch ganz toll, also unbedingt vorbeischauen, wenn ihr in dieser Ecke seid.
Wir sind, nach unserem Besuch bei Baker‘s, gestärkt weiter in Richtung Norden. Es ist früher Nachmittag als wir in Christchurch ankommen und wir haben ein klares Ziel: wir wollen eine Massage, oder ein Facial oder zumindest etwas das unseren Körper gut tut. Von aussen, denn von innen haben wir ihm schon mehr als genug Gutes getan. Leider ist unsere erste Wahl - ein sehr hübscher Spa-Tempel mit Thai-Treatments im schönen Blumen-Garten mit See - vollkommen ausgebucht. Aber wir geben nicht auf und landen bei Moss, mitten in der Stadt. Auch hier bekommen wir für den aktuellen Tag eine Abfuhr, können uns aber am Vormittag für den Tag danach eine Massage mit Gesichtsbehandlung buchen. Ah, herrlich! Welch Aussichten.
Wir sind fürs erste zufrieden und werfen uns ins Getümmel der Stadt. Den Burli parken wir in einem schönen Park und laufen in die nahegelegene Fussgängerzone und hüpfen von dort direkt in eine der schönen alten Trams, mit denen man eine Stadtrundfahrt machen kann. Hop-on, hop-off, nur eben in einer historischen hölzernen Strassenbahn. Toll!
Christchurch hat starkes englisches Flair. So ist es auch nicht verwunderlich, dass hier Nachbildungen von Englands Colleges oder auch deren Gärten zu finden sind. In den Jahren 2010 und 2011 wurden viele der historischen Steingebäude durch Erdbeben zerstört und auch wenn vieles wieder aufgebaut wurde, kann man das Ausmass noch an einigen Plätzen der Stadt sehen und erahnen.
Es geht bereits wieder dem Abend zu, als wir den Camping der Stadt erreichen. Es wird unsere letzte Nacht im Burli sein, denn für die letzten drei Nächte haben wir uns in Akaroa auf der Banks Peninsula in ein Motel direkt am Meer eingebucht. Belohnt werden wir an diesem Abend mit einer nahezu leeren Camping-Wiese, einem entspannten Apero mit Rotwein in der Sonne und einem wundervollen Sonnenuntergang in schönsten Gelb-, Rot- und Blau-Tönen.
Da sind wir natürlich fit am nächsten Morgen, als wir voller Erwartung und auch etwas aufgeregt den Wellness-Tempel betreten. Und Leute, das war die beste Entscheidung und auch wieder eine Fügung des Schicksals, dass der andere Spa ausgebucht war. Wir haben wundervolle nahezu himmlische anderthalb Stunden in diesem Körper-Amusement-Tempel verbracht. Eine entspannende Massage in einem ruhigen, leicht duftendem Ambiente mit leiser Musik und eine wundervolle vitalisierende Gesichtsbehandlung durchgeführt von mehr als qualifizierten Händen - was will Frau mehr? Heavenly Spa kann ich dazu nur sagen.
Leichten Fusses und total relaxed verlassen wir Christchurch mit nächstem Ziel, der Banks Peninsula. Wir wollen noch ein paar ruhigere Tage, ohne viel fahren oder aufreibende Aktivitäten, verbringen, deshalb haben wir beschlossen, die letzten Tage auf der 1000 km2 grossen und zu Christchurch gehörenden, aber viel ruhigeren Halbinsel zu verbringen. Am 9. geht‘s dann am Morgen ins Depot, um den Camper zurückzubringen und dann direkt an den Flughafen. Auch denken wir, dass es im Motel einfacher ist unsere Habseligkeiten zusammenzupacken, denn den Überblick im Camper haben wir schon länger verloren. Und hier sitzen wir nun, vor dem Kleider-Krimskrams-Chaos der letzten Wochen. Etwas ratlos, denn irgendwie scheint der Haufen mehr geworden zu sein, oder unsere Rucksäcke sind geschrumpft. Nun ja, das hilft kein Jammern, da müssen wir ran - bewaffnet mit einer Flasche Rotwein.
Sonja, 6. Januar 2020
Don‘t drink and pack
Nun ja, Koffer packen und trinken verträgt sich irgendwie nicht so sehr. Irgendwann war die Flasche leer, die Rucksäcke aber auch. Voll waren nur wir. Und das nicht zu knapp. Wir haben den Ort des Chaoses verlassen und uns erstmal für ein anderes Programm entschieden. Das Wetter ist nicht sehr gut, gar nicht wie Sommer. Aber wir machen, dick eingehüllt in Schal und Daunenjacke, das Beste draus. Und das Beste ist, dass wir endlich unseren lang ersehnten Fish Platter bekommen haben. Mhhhh lecker, das Essen zergeht uns auf der Zunge. Eine Gaumenfreude, nach der wir gleich beschliessen, dass dies auch unser Abschiedsmahl werden soll. Abgerundet von einer Tüte Hokey Pokey-Eis verlassen wir den Ort, der zugegeben etwas ausgestorben wirkt, und gehen in die wohlverdiente Heia.
Sonja, 6. Januar 2020 - Nachtrag
Akaroa - tres chic
Uhh, ahh, ohaaua... wir leiden ein wenig als wir heute Früh aufwachen. Das „Packen“ hat uns doch sehr mitgenommen. Es regnet in Strömen und das graue Wetter passt zu unserer Stimmung. Ein starker Kaffee holt uns erstmal aus der Lethargie. Hmmm, und Frühstück wäre toll, aber der Regen kommt jetzt nicht nur runter, sondern von links nach rechts und der Wind pfeift und überhaupt scheint es draussen super ungemütlich. Aber auch hier, Jammern hilft nicht, also haue ich mich in die Fluten zum 130 Meter entfernten Bäcker und ergattere, oh meno wie lecker, unser erstes richtiges Brot seit Wochen - ein Mehrkorn-Sauerteig-Brot. Ah, da wird die Sylvia aber staunen. Also, das mit dem Brot haben sie hier nicht so. Alle essen Toast, wäh.. labbrigen, weissen Toast. Am liebsten ungetoastet und ohne Rand - ganz ehrlich was kann man da noch wegschneiden?
Der erste Biss in die wiedergewonnene Leckerei ist himmlisch. Hmmm, wie gut doch richtiges Brot schmeckt. Herrlich! Da sind wir gleich wieder fit und planen die nächsten Abenteuer. Es soll am Mittag trocken werden und drum gehen wir um diese Zeit los, auf einen kleinen Rundspaziergang rund um Akaroa. Dieses Örtchen ist der französischste Ort auf Neuseeland. Da hier vor mehr oder minder 150 Jahren die Franzosen eine der ersten waren, die hier eine Flagge gesteckt haben, wurde diese Gegend tres français. Und das leben sie auch. Die Strassennamen hier sind auf Französisch, ebenso viele der Häuserbezeichnungen. Vielfach sieht man Flaggen in blau, weiss, rot - ebenso wie Dekor in diesen Farben. Das Städtlein befindet sich rund um eine Bucht mit türkisblauem Wasser, ursprünglich der Krater eines Vulkans. Hier tummeln sich Gänse, Rotaugenmöwen und Kormorane ebenso wie Austernfischer und King Fisher.
Wir starten unsere Wanderung rund um Akaroa, immer wieder mit kleinen Stopps, um entweder in einem der Souvenirläden zu gucken oder auch die schöne Aussicht auf den nicht mehr aktiven Vulkankrater und jetzigen Hafen zu machen. Das Wetter ist tatsächlich schöner geworden und wir schwitzen nahezu als wie die steilen Strassen hinter der Uferpromenade erklimmen. Hier befinden sich viele Ferienhäuser. Gerade mal sechs Leute leben dauerhaft hier, der Rest residiert nur während wenigen Wochen des Sommers hier. Sommer, das sollte es auch jetzt sein, aber es ist kühl. Um einiges kühler, als man es sonst hier erwarten würde. Und wenn man mit den Einheimischen spricht, merkt man, dass dies alles andere als normal ist. Auch sie, und nicht nur wir Touris, sind frustriert und frieren.
Unser Fazit: Als französischste Stadt Neuseelands verzaubert Akaroa durch historische Gebäude, einen wunderschönen Hafen und eine Leidenschaft für gutes Essen.
Sonja, 7. Januar 2020
Das war‘s dann wohl
Heute ist die Stadt voller Menschen, um einiges mehr als in den letzten beiden Tagen. Aber warum nur? Wir finden es schnell heraus - ein Kreuzfahrtschiff liegt in der Bucht vor Anker und karrt viele viele Leute ans Ufer. Während hier alle möglichen Anbieter von Freizeitaktivitäten ihre Angebote feilbieten, laufen wir auf den Steg raus zum Katamaran von Akaroa Dolphins. Wir haben eine kleine Hafentour gebucht und hoffen dabei Delfine, genauer die kleinsten aller, die Hector‘s dolphins zu sehen. Mit an Bord ist Buster, ein kleiner Terrier, der scheint’s Delphine riechen kann. Also gut riechen, denn er soll uns sagen wo sich die schwimmenden Kerlchen befinden. Aber zuerst fahren wir mal raus aus der Bucht, entlang am Hafen und vorbei am mehrstöckigen Kreuzfahrtschiff, auf dem immer noch mächtig gewuselt wird. Naja, das Captains Dinner muss ja vorbereitet werden. Wir erfahren von unserem Kapitän viele spannende Details über Akaroa, dessen Geschichte und auch über die Leute, die hier leben. Und tatsächlich, wir sind gerade mal aus dem Hafen raus und bei einer wunderschönen Klippenformation, die aussieht wie ein Elefant um die Ecke, als Buster anschlägt. Nervös wedelt er mit dem Schwanz und nicht viel später sehen wir zwei schwarze Flossen aus dem Wasser ragen. Wir (also Buster) haben sie gefunden - zwei Hector-Delfine ziehen um unser Boot ihre Kreise. Wir beobachten sie einige Zeit wie sie elegant durchs Wasser gleiten. An einem Ort auftauchen und für mich viel zu schnell wieder untertauschen, um an einer komplett anderen Stelle wieder hoch zukommen. Wir fahren weiter, sehen uns mehr von den steinigen Klippen an, an denen das Wasser laut und brausend aufschäumt. Plötzlich zeigt sich vor uns ein kleiner Pinguin im Wasser, jöööö. Aber so schnell wie er kam ist er auch wieder weg. Dafür bekommen wir nochmals vier Delphine zu sehen. Sie sind verspielt und schwimmen für einige Zeit vor unserem Boot her. Hector-Delfine sind, wie gesagt, kleinsten Delfine und kommen nur noch in Neuseeland vor. Leider sind auch sie stark gefährdet. Hier in der Bucht leben noch rund 30 von ihnen, deshalb wurde auch extra ein Naturschutzgebiet an der Küste für diese Meerestiere eingerichtet, damit sie nicht von Fischernetzen verletzt werden.
Wir sind müde als wir nach anderthalb Stunden wieder den Bootssteg erreichen und es ist uns kalt, sehr sogar. Wir waren lange, bei nicht ganz so sommerlichen Temperaturen auf Deck, ganz vorne und somit voll im Fahrtwind, damit wir ja nichts verpassen. Zur Erwärmung hat nicht mal der Welcome Chardonnay geholfen, den wir als Begrüssung bekommen haben (war wohl zu wenig). Aufgewärmt sind wir erst wieder nach einem scharfen Curry, einem Mittagsschläfchen und einer heissen Dusche.
Was jetzt noch kommt, war angekündigt und wir freuen uns drauf: nochmals die leckere Fischplatte und als Krönung ein Hokey Pokey-Eis, diesmal sogar mit zwei Kugeln... mmmhhh, lecker. Ein kulinarischer Abschluss dieser wundervollen Reise!
Ja, das war er nun - unser letzter Tag hier in Neuseeland. Morgen früh geht es zurück nach Christchurch an den Flughafen und dann über Singapur in die winterliche Schweiz. Schön war‘s hier und wir haben viel erlebt, viel gesehen. Was das alles war, müssen wir selbst erst zuhause mit den Reiseberichten und Fotos aufarbeiten. Faszinierend war die Natur, spannend die vielen neuen Eindrücke. Wir haben viele nette Menschen kennengelernt und auch uns selbst ein bisschen besser. Es war eine Reise mit vielen Höhepunkten und auch wenn man in so kurzer Zeit nicht alles sehen kann, konnten wir einen guten Eindruck von diesem Naturparadies am anderen Ende der Welt bekommen.
Sonja, 8. Januar 2020
Sechs bzw. vier Wochen waren Sylvia und Sonja in Neuseelands wundersamer Inselwelt unterwegs. Es gab viele Highlights und noch viel mehr zu entdecken. Neuseeland wollte es genau wissen und hat die beiden zum Interview gebeten.
NZ: Sylvia und Sonja, bitte nennt uns fünf Dinge, die ihr aus Neuseeland vermissen werdet.
Sonja: Die Freiheit, jeden Tag neu zu entscheiden, was ich machen werde und dann in den Tag hineinleben. Mhhh, die leckere Eiscreme. Hokey Pokey & Pfefferminz-Schoko haben es mir besonders angetan. Es wird mir fehlen wirklich jeden Tag neu erstaunt zu werden. Die ehrlich freundlichen Menschen und nicht zuletzt das Meer. Auch wenn es zum Baden viel zu kalt war (lacht).
Sylvia: uh, da gibt es Vieles (überlegt). Das neu entdeckte Hokey Pokey Eis zum Beispiel. Ganz sicher die Camperbus-Freiheit. Man hat immer alles dabei - inkl. Bett für spontane Napser. Das ist super praktisch. Der grosszügige Platzbedarf - es hat nur wenig Menschen auf viel Fläche - und die damit verbundene Weitsicht. Das entspannte Fahren auf den Strassen (wenig Verkehr, kein Ich-muss-die-anderen-im Strassenverkehr-erziehen). Und das Gefühl, am Ende der Welt zu sein und dieses besondere Gefühl am richtigen Ort zu sein.
NZ: Und worauf werdet ihr verzichten können?
Sylvia: Linksverkehr, sowohl im Strassenverkehr als auch zu Fuss. Bis zum Schluss habe ich immer zuerst in die falsche Richtung gesehen. Die haarigen Duschräume auf den Campingplätzen. Geduscht haben wir nur mit Flippis - ansonsten: Fuss- und Graussligkeitspilz-Gefahr. Das WC des Grauens vor Milford Sound - dieses ist mir ganz speziell schrecklich in Erinnerung geblieben (schüttelt sich). Auf die unnötigen Sandfliegen und die Massen an Chinesen an den NZ-Hotspots kann ich auch sehr gut verzichten.
Sonja: Ah, das fällt mir leicht. Die Gemeinschaftsduschen. Duschen in Flip Flops, fremde Haare, verstopfte Abflüsse, unter Wellness verstehe ich etwas anderes. Dann das Outdoor Klo. Mitten in der Nacht mit Taschenlampe über eine Wiese zu laufen bis zur Toilette ist nicht immer ein Spass.
Was mich erstaunt und als Tierliebhaber auch persönlich nahe gegangen ist, sind die vielen toten Tiere auf der Strasse. Klar sind Opossum und Co eine Plage und zerstören die Wälder, aber die Schlachtfelder, die wir teilweise auf den Strassen gesehen haben, sind doch wirklich nicht nötig.
Das Fetzerl, das sie hier Klopapier nennen - hauchdünnes, einlagiges Papier, vermutlich aus altem Karton, sorgt nicht immer für Wohlgefallen am "anderen Ende".
Das „Brot“. Halten Neuseeländer wirklich labbrige Toastscheiben für Brot?
NZ: Haha, ja hier sehen wir schon auch einige Übereinstimmungen mit den Einheimischen. Nun bitte noch die Erlebnisse, die ihr als Highlights der Reise bezeichnen würdet.
Sonja: Hier gibt es ganz viele Sachen, die mir in sehr guter Erinnerung bleiben, aber diese sechs haben sich besonders bei mir eingebrannt.
1. Otago Peninsula Albatrosse, Pinguine, Robben) – vor allem die blauen Pinguine
2. Wanderungen (Abel Tasman Nationalpark, Hocker Valley mit Blick auf Muller Gletscher und Mt. Cook)
3. Milford Sound - Schiffstour und die faszinierende Anreise durch den Valley
4. Te Puia (spannende Kultur und gutes Essen)
5. Tiny House am Peka Peka Strand, vor allem das Weihnachtsessen (mit dem richtigen Travel-Buddy (mein liebstes Schwestilein) ist es doch am Schönsten)
6. Bootsrundfahrt Akaroa inkl. Hector‘s Dolphins & Pinguine
Ah, und ich hab noch etwas Wundervolles. Die Fahrt entlang der Blue Lakes Richtung Mount Cook.
Sylvia: Hier macht ihr es mir nicht leicht. Da gibt es wirklich viele Highlights.
1. Milford Sound Bootstrip
2. Desert Road (Strasse von Süd nach Nord) mit Blick auf den Mt. Tongariro
3. Mein Reise-Buddy - zu 2t sind die wunderbaren Momente noch viel wertvoller
4. Die blauen Pinguine auf der Otago Peninsula
5. Immer wieder mit dem Camperbus
NZ: Und was waren eure wichtigsten Reisebegleiter, auf die ihr auch bei der nächsten Neuseelandreise nicht verzichten werdet?
Sylvia:
1. Wärmeflasche
2. Fleecepulli
3. Labello
4. Flip Flops (für die haarigen Duschen)
5. Die unendlich gute Laune und Dankbarkeit
Sonja:
1. Wärmeflasche
2. Fleecepullover
3. Sonnenbrille
4. Taschenlampe
5. Notizbuch (analog, elektronisch)
Herzlichen Dank, euch Beiden, für die ehrlichen Antworten. Neuseeland freut sich, euch bald wieder begrüssen zu können.