Kroatien 2019

(Start im September 2018)



Ich packe meinen Koffer...

.. und.. Erstmal gar nichts, denn unsere Reise startet erst in 11 Monaten. Ja, richtig gehört, in eeelheeelffff Monaten. So lange im Voraus habe ich noch nie eine Reise geplant, geschweige denn, gebucht. Und wir haben gebucht und zwar einen Katamaran. Aha, jetzt wird's interessant. Wir planen einen Motorkatamaran-Trip entlang der Küste von Kroatien. Tolle Idee! Aber nachdem wir das noch nie gemacht haben, viel Vorarbeit.

 

Vorweg zur Entstehungsgeschichte: wir haben dieses Jahr in unseren Tauch-Ferien auf Curaçao ein Pärchen kennengelernt, mit dem wir uns auf Anhieb gut verstanden haben. Ganz ungezwungen und natürlich hat sich eine Freundschaft ergeben, welche bereits in Besuchen unsererseits in Köln und ihrerseits in der Schweiz und on top in eine Einladung zu ihrer Hochzeit letzten Juli geführt haben. Irgendwie verstehen wir uns einfach und sind auf einer Wellenlänge. Daraus ist auch die Idee zu gemeinsamen Ferien entstanden. Wir verbringen ja unsere Freizeit schon ganz gern auf dem Boot, ich war als Kind bereits vielfach an der Adria, hab es in guter Erinnerung. Stefan ist Halb-Kroate, Anja gefällt das Land sehr gut, ich bin gerne am Meer, Michi fährt gerne Boot - grosser Mixer und tataaaa.. Bootsferien in Kroatien! Logisch, oder?

Aber was braucht man dafür? Welche Voraussetzungen muss man erfüllen? Ein Boot wäre nicht schlecht und ein passender Führerschein dazu. Michi hat den Bootsführerschein für Binnengewässer, aber reicht der auch für die stürmische See? Hmm, eher nicht. Also mal recherchieren..

Irgendwann im September 2018


Ein Schiff wird kommen..

Wir haben's geschafft! Nach langen Recherchen, dem einen oder anderen Telefonat, einigen Mails und langem Schnauf, haben wir tatsächlich unseren Motor-Katamaran für den Törn gebucht. Modell Fountaine Pajot MY 37 - 3 cab. - Mon Ami - 2019 (6 + 1 Kojen). Wonderfull! Du weisst nicht, was das heisst? Ich auch noch nicht, aber das Bild sieht geil aus :).

 

In 10 Monaten ist es soweit und wir schippern mit den zwei Kölnern und dem neuen (er wird scheinbar erst gebaut) "Böötchen" über das Mittelmeer. Zuvor gibt es aber noch ein paar kleine Hürden zu überwinden. Wir wollen ja nicht irgendeinen Fatzke, seines Zeichens Skipper, auf dem Boot; wir wollen das Ding ganz für uns allein und auch allein steuern. Somit heisst es, ab auf die Schulbank. Damit man in Kroatien ein Boot selber steuern kann, braucht man ein sogenanntes Küstenpatent und das hat keiner von uns Leichtmatrosen im Sack. Somit werden Michi und ich dies mit ein paar Stunden Kurs im März nächsten Jahres und einer praktischen Prüfung in Kroatien im Mai nachholen. Und damit wir uns ganz sicher sind, so ein Katamaran mit 11m Länge ist ja keine Nussschale, machen wir auch gleich einen Skipperkurs mit. Ach „Mon Ami“ – übrigens der Name von unserem Schiff in spe - du wirst uns ein guter Freund werden. Schaut euch mal das Bild an - also ich sehe mich schon hinten auf der Bade-Plattform sitzen, in der Hand ein Gläschen Prošek. Živjeli!

Mitte Oktober 2018


Küstenpatent - jetzt wirds ernst

Zwei Wochenenden Theorie haben wir bereits im März in der Schweiz absolviert. Mit dem Zirkel Positionen oder einen Kurs zu bestimmen, die wichtigsten Windarten oder auch wie Knoten knüpfen können wir nun schon. Aber eben, nur theoretisch.

Nun aber gilt Ernst - wir sind in Kroatien, genauer in Pirovac, wo wir in den nächsten Tagen die Fertigkeiten eines Skippers erlernen wollen. Let‘s get started!

 

Voller Elan sind wir in diesen Tag gestartet - früh, sehr früh sogar (um 6:15 sind wir schon auf den Zug Richtung Flughafen gesprungen. Naja, im Angesicht der Uhrzeit eher geschlurft, aber wir wussten ja, das es Richtung Abenteuer geht und deshalb waren wir frohen Mutes). Hat soweit auch alles gut geklappt - pünktlich waren wir am Flughafen und sind mit etwas Verspätung in Zürich Richtung Frankfurt abgeflogen. Dort haben wir dann schon die etwas heissere Sohle hingelegt, weil wir nur kurz Aufenthalt hatten und auch noch durch die Passkontrolle mussten. Nun ja, Kroatien gehört zwar seit 2013 zur EU, aber scheinbar ist Reisen ohne Kontrolle am Flughafen noch nicht möglich. Aber auch das war kein Problem, wir waren pünktlich zum Boarding am Gate. Weiter geht’s nach Zadar. Der Flug ist kurz (für Michi noch kürzer, weil er wie üblich schläft) und wir kommen am Mittag bei angenehmen Temperaturen in der Hafenstadt an. So weit so gut. Wäre alles super, wenn nur unser Gepäck auch so speditiv wie wir gewesen wäre. Das steht nämlich noch in Frankfurt. Na toll! Gefunden wurde es zwar schnell, kann aber erst mit der nächsten Maschine geschickt werden. Und das heisst morgen Abend. Super, das bedeutet wir verbringen anderthalb Tage auf dem Boot ohne Funktionskleidung und Hygiene-Artikel. Und das Wetter soll auf morgen umschlagen.

 

Aber da bekanntlich jammern nicht hilft, beginnen wir zu handeln. Wir sind nicht die einzigen von unserem Boot, denen das Schicksal ein Bein stellt. So sind wir am Nachmittag zu viert (nach einem wunderbaren Essen in einer kleinen Hafenbeiz) unterwegs Richtung Mini-Markt, um uns mit dem Nötigsten einzudecken.

 

Bewaffnet mit Zahnbürste und Deo checken wir auf dem Katamaran, auf dem wir die nächsten 4 Tage verbringen werden, ein. Insgesamt sind wir 6 Leichtmatrosen und ein Skipper, der uns in die hohe Kunst des Segelns einweisen wird. Sofern uns das Wetter keinen Streich spielt. Was heute bei strahlendem Sonnenschein noch unmöglich scheint, soll morgen wahr werden. Das Wetter wird umschlagen - Regen und Sturm sind angesagt. Aus diesem Grund fangen wir auch ohne grosse Umschweife mit dem Training an. Motor links, rechts, viele Segel, 40 Fuss Länge - die Alphabeta (so der Name unseres Bootes) ist verdammt gross. Das macht sie aber auch sehr angenehm zum Wohnen. Jedes Paar hat eine grosse Kabine mit Doppelbett, eigenem Bad und Dusche und viele Ecken zum Verstauen der Habseligkeiten. Die Küche ist ziemlich gross und funktionell und es hat viele Sitzgelegenheiten, ohne sich ständig gegenseitig auf dem Schoss zu sitzen. Gefällt mir, muss ich sagen.

Aber nicht ablenken lassen, wir sind damit beschäftigt den Pollerwurf zu lernen („mach den Pfau“ :)), die Eigenheiten der Motoren zu verstehen und eine Boje möglichst zielgenau anzufahren. Der Nachmittag geht schnell rum und ich muss sagen, ich bin zufrieden mit meiner Leistung (die Boje lebt noch).

 

Wohlverdient lassen wir den Abend bei einem leckeren Fisch-Teller im Hafen von Pirovac ausklingen.

11.5.2019

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"Es gibt kein schlechtes Wetter...

.. nur schlechte Kleidung", sagt ja ein Sprichwort so schön. Und hier sind wir beim Problem. Wir haben gute Kleidung, aber die macht immer noch Ferien in Frankfurt. Mit Glück bekommen wir sie heute Abend zurück, aber bis dahin müssen wir uns den Gegebenheiten anpassen. Immerhin hatten wir einigermassen warme Kleider in unserem Handgepäck und müssen so nicht komplett frieren. Das schützt aber nur bedingt vor dem Regen, der heute Morgen tatsächlich eingetroffen ist.

 

Wir üben uns wieder an den Motoren - die Boje kann sich sicher fühlen, jeder von uns kann das Boot einigermassen kontrolliert halten, drehen und einen Kurs einschlagen. „Auf dem Teller drehen“ finde ich besonders lustig, da lege ich gleich nochmal eine Runde ein, bis meine Mitstreiter etwas grün im Gesicht werden. Lustig war‘s (zumindest für mich) :).

 

Regen und Wind werden stärker und wir haben uns nun die Hafenmauer als Zielobjekt auserkoren. Rückwärts anfahren und etwa einen Meter davon stoppen, jetzt den Pollerwurf (ja, genau, der Pfau) und das Boot wäre angemacht. Aber wir üben ja nur und fahren deshalb nach gelungener Anfahrt wieder raus. Und nochmal ran, und raus, und ran.. (ihr könnt euch denken, wie‘s weiter geht). Auch dieser Tag geht schnell vorbei und wieder gibt es einen Ausklang mit feinstem kroatischem Essen. Und als Highlight werden auch noch unsere Rucksäcke kurz nach 22 Uhr angeliefert. Juhhee, duschen und Kleider wechseln. So sind wir gewappnet für den nächsten Trainingstag.

12.5.2019


Borabora - juhee!

Wer sich nun wundert und rätselt wie schnell wir auf die tropische Südsee-Insel gekommen sind, kann seinen Denkapparat entspannen. Wir sind immer noch in Kroatien und versuchen unsere Steuermann/frau-Künste zu perfektionieren. Allerdings unter erschwerten Bedingungen. Wir sind im Auge des Sturms! Seit gestern Nachmittag treibt die Bora (ein starker Wind aus Nordost) ihr Unwesen. Mit unkontrollierten Böen und Windspitzen bis 50 Knoten (in etwa 90 km/h) macht sie uns nicht nur das Steuern des Bootes schwer, sondern auch sonstige Aktivitäten an Board und Land. Obwohl, der Katamaran liegt erstaunlich ruhig im Wasser, während andere Boote ringsum abenteuerlich schaukeln.  Dementsprechend ruhig haben wir auch geschlafen. Der Regen hat zwar hart an die Scheiben und aufs Deck geknallt und man hat ringsum gehört wie Segelmasten aneinanderklopfen, aber für uns war es entspannt. Das ist es auch, solange man unter Deck ist. Draussen bleibt dir fast die Luft weg. Wasser spritzt einem ins Gesicht und das Laufen ist schwerfällig. Die plötzlichen Böen sind stark und heben einen fast aus den Schuhen. Wir bleiben im Hafen, denn sogar für einen Profi könnte die Situation lebensgefährlich werden. An Land wie im Wasser.

 

Wir halten Kriegsrat, denn rausfahren würden heute nicht mal die Segel-Meister. Und laut Wetterbericht soll sich die Situation bis geplantem Ende unseren Trainings nicht mehr bessern. Wir beschliessen vorzeitig abzubrechen und nach Zadar zu fahren. An der nächsten Station dieser Kurz-Reise werden wir zwei Nächte verbringen und tags darauf die Prüfung zum Skipper ablegen. Keep fingers crossed!

13.5.2019


Auf meinem Schiff da bin ich Kapitän

Okay, nun habe ich die Spannung schon mal rausgenommen. Ihr ahnt es - wir haben bestanden! Ab heute sind wir wahrhaftige Skipper und berechtigt in Kroatiens Gewässern unser Unwesen zu treiben. Haben wir uns heute Vormittag noch etwas in die Hosen gemacht (also ich zumindest, denn es schien, dass nach der ganzen harten Büffelei plötzlich alles Hirnschmalz von Boras Stürmen verblasen wurde), umso erleichterter waren wir, (also ich) als die ganze Geschichte nach nicht mal 15 Minuten Fragerei vorbei war. Ein bisschen Kurs bestimmen (die Zirkel sind auch in Kroatien doof), etwas navigieren, ein paar Punkte auf der Karte und dann noch Vorfahrtsregeln (die ich übrigens perfekt beherrsche) und Lichterführung (wenn's leuchtet fahre ich drum rum), und schon war die Prüfung vorbei. Miss Sonja is now captain! 

 

Zadar ist übrigens auch eine sehr schöne, sehenswerte Stadt. Wir hatten ein tolles Zimmer in der Altstadt, direkt am Meer. Es gibt leckeres Essen in kleinen versteckten Konobas (wir sagen nicht wo, sonst sind sie nicht mehr versteckt ;) und riesige Gläser mit Aperol-Spritz, den man vor dem Dom geniessen kann während man den verwirrten Chinesen-Gruppen zusieht wie sie hektisch versuchen Fotografieren und 'der richtigen Gruppe folgen' zu vereinbaren.

 

Die Möwen sind hier besonders frech und wissen schon, wie sie zu ihren Leckerlis kommen. So konnten wir an zwei Morgen ein listiges Exemplar dieser Spezies beobachten, wie sie an die Küchentüre eines Restaurants geklopft hat. Und prompt kam ihr Held in Weiss und gab ihr das verdiente Frühstück. 

15.5.2019


Kroatien Teil I ist vorüber und wieder heisst es Warten ....

Dreieinhalb Monate um genau zu sein.


Es geht los!!!

Unglaublich, aber nach fast einem Jahr Vorbereitungszeit geht es nun endlich in die wohlverdienten Ferien. Juhuiii! 

 

Aber zuerst mal packen: "Ich packe meinen Koffer und packe ein..". Hmm, muss ich denn überlegen? Wir gehen ja mit dem Auto, also keine 23 Kilo-Grenze. Dann müssen wir ja nicht so genau schauen.

Ich hab schon vor einer Woche angefangen "light" mein Zeugs zusammenzunehmen. Schlussendlich gab es da schon mal drei (!) Kisten. Oh weh! Fairerweise muss man sagen, dass wir ja auch einen halben Hausrat mitnehmen müssen. Auf dem Kat hat es gerade mal Bettwäsche. Somit muss, neben Dingen des persönlichen und täglichen Gebrauchs wie Zahnbürste und Sonnencreme auch Nützliches, wie Abwaschmittel, Reinigungstücher und die Grundnahrungsmittel (wie z.B. Aromat, wenn es nach Michi geht :)) mitgenommen werden. Oder vor Ort gekauft. Logisch, wenn man mit dem Flieger geht ist es nicht so einfach, aber machen wir ja nicht. Wir können den Kombi füllen. Und das haben wir bis zum Schluss auch.

 

Das Foto gestern von Michi, vom gepackten Auto, hat mich dann doch etwas schockiert. Voll bis an die Decke (und ich komme noch mit einem (kleinen) Rucksack), huch! Wie machen das Leute mit Kindern, die müssten ja auch noch irgendwo sitzen. Oder wie hat man das früher gemacht: Familie mit 2 Kindern im Nissan ohne Klima. Buh, da haben wir wohl doch etwas überboarded mit unserem Gepäck.

Nun ja.. relax! Wir haben Ferien - und die gehen jetzt los.... 

30.8.2019


In Etappen zum Ziel

Anfahrts-Etappe N.1 haben wir soeben geschafft. Auch der von mir noch mitgebrachte Rucksack hat sich ohne Probleme in die Gepäck-Landschaft eingefügt. Wir sind müde und hungrig, aber happy, dass es mit der Fahrt so gut geklappt hat. Wir hatten zwar ein wenig Stau, aber viel weniger als erwartet. Scheinbar war die Wahl Freitag bereits einen Teil der Strecke zurückzulegen nicht ganz verkehrt. Und immerhin sind es nahezu 1‘100 km im Ganzen. Klar hätte man das in einem Schnurz fahren können - mein Raser-König ja sowieso, aber ganz ehrlich: Wir haben Ferien und die sollen auch relaxed anfangen. Und da sind wir nun - in einem kleinen schnuckeligen Hotel etwas ausserhalb von Triest. Nach Basovizza, so der kleine Ort, verschlägt es glaube ich nur jene, die zu spät in Triest ein Hotel gesucht haben und nix mehr gefunden haben, Eremiten oder Leute mit extremem Bedürfnis nach Ruhe. Für uns der ideale Ort: mehr als die Hälfte der Anreise haben wir hinter uns, wie konnten einfach in den Ort rein, haben ein Hotel mit Parkplatz und bald vor uns ein leckeres Essen. Was will Frau mehr? Die Ferien starten bereits hervorragend...

31.8.2019


Pssistvieh

Ahhh, ich glaube es nicht! Wer stört meinen wohlverdienten Schlaf? Psssswiiiiieeeeehhhhh... Eine nervtötende Gelse. Bah, muss das jetzt sein? Um nicht mal 6 Uhr am Morgen. Das habe ich nicht verdient. Auch Michi fuchtelt schon wie wild in der Luft rum - leider ohne Erfolg. Und das Phänomen, das sicher schon mal jeden geärgert hat, kommt auch hier wieder zum Vorschein: Licht aus - Gelse da (man spürte sogar gerade noch den Luftzug, den das kleine Mistvieh neben dem Ohr verursacht hat); Licht an - das dumme Vieh ist wie vom Erdboden verschluckt. Grmlgrml... wie nervig, aber wir schaffen es irgendwie nochmal eine Stunde zu schlafen (vermutlich war sie gerade sattgesoffen). 

 

Naja egal, ich will mir durch so eine Munzigkeit den Ferienstart nicht vermiesen lassen. Mit Biteway (ein super Gerät, ganz nebenbei bemerkt) den Stichjuckreiz weggebruzzelt, ist der nächtliche Schlafunterbruch bald vergessen. Einigermassen munter, mache ich mich schon mal an die Routenplanung. Ich wusste von unseren Reisegespändli.. ach ja, das wisst ihr noch gar nicht (oder doch, wenn ihr bereits im letzten Jahr zu lesen begonnen habt): wir werden nicht allein auf dem grossen Kat sein (das wäre ja fast unverschämt ;)). Wir bekommen ganz nette Begleitung durch Anja und Stefan, zwei super nette Kölner, die wir letztes Jahr in Curaçao kennengelernt haben. Die sind so nett (und bleiben es hoffentlich auch), dass wir uns wirklich zwei Wochen, 24/7 mit ihnen vorstellen können, das Boot zu teilen. Natürlich mit getrennten Kabinen, wir machen ja keine Swingerfahrt, aber doch auf ziemlich engem Raum.

 

So, weiter im Text.. Ich wusste von unseren Reisegespändli, dass sie plus-minus um 6 Uhr in Gmunden (ihre erste Reiseetappe) abfahren. Mit der heutigen Technik ganz einfach, tiptiptip und ich habe errechnet, dass wir um halb 10 hier in Basovizza abfahren müssen, damit wir uns an der Gabelung, an der wir beide vorbeikommen müssen, treffen. Gesagt getan - Michi aufgeweckt und so lange auf den Wecker gegangen, bis wir tatsächlich um 9:30 Uhr wieder on the road waren. Und es hat tatsächlich geklappt: 3,5 Stunden und eine verpasste Raststätte später haben wir uns bereits getroffen und sind dann im Konvoy nach Šibenik weitergefahren. Das Meer, der Katamaran und zwei Wochen Boots-Abenteuer kommen immer näher..

31.8.2019


Nobel geht die Welt zugrunde

Hey Leute, das glaubt ihr nicht - der Katamaran ist der Hammer! Luxus pur auf 3 (!) Etagen. Wir haben zwei Kufen mit Schlafzimmer und Bad (aber wirklich grosszügig, zum Stehen (und nicht nur ich, nein auch mein nicht gerade kleinwüchsiger Mann steht hier ohne Probleme). Wir haben eine Etage in der sich im Inneren Steuerstand, Küchenzeile, Esstisch, Essbank und zwei Kühlschränken und aussen nochmal ein Tisch mit Bank befinden. Und ganz oben die Fly-Bridge mit nochmal einem Steuerstand, Liegewiese und ein weiterer Tisch mit Bank. Zudem, der Brüller, eine Badeplattform, die man elektrohydraulisch ins Wasser absenken (knietief) und natürlich auch wieder hochfahren kann (ist sogleich als Dingi-Hebebühne gedacht). Haha, da kann man sich zum Abkühlen einfach faul drauflegen und ins Wasser fahren lassen (und wieder rauf.. und wieder rein). Ein Wahnsinn das Schiff, und mit dem dürfen wir jetzt zwei Wochen durch Kroatiens Inselwelt schippern. 

 

Heute sind wir dann auch zum ersten Mal raus aus dem Hafen von Šibenik. Wir haben für gestern entschieden eine Nacht dort zu bleiben, noch ein bisschen zu üben, zu besprechen, zu quatschen und unser Krimskrams einzuräumen (wir haben ja Nahrungsmittel und sonstiges Zeugs für mindestens 6 Wochen dabei). Unsere gemeinsamen Ferien haben wir dann offiziell mit einem leckeren Essen in einer nahegelegenen Konoba (kleines Restaurant) gestartet. 

Nachdem wir alle früh auf sind, die zu fahrende Strecke doch sehr lang und die ersten Eindrücke überwältigend waren, sind wir auch ziemlich bald in unsere Kojen verschwunden und haben uns für das bevorstehende Abenteuer mal ausgeschlafen.

1.9.2019


Alles im Lot

Also ganz ehrlich, heute können wir wirklich sagen, dass wir alles richtig gemacht haben.

Aber mal von vorne inkl. Rückblende zu gestern. Wir sind am späteren Mittag, nach einem ausgiebigen Frühstück los, raus aus dem sicheren Hafen mit Kurs zu den vorgelagerten Inseln vor Šibenik. Hier haben wir unser erstes wundervoll verdientes Bad im Meer genommen. Herrlich, so eine Abkühlung ist bei schwitzigen 30 Grad mehr als willkommen. Nachdem wir wieder auf Wohlfühl- und somit Betriebstemperatur waren, haben wir mal ausgetestet was das Boot so an Leistung hergibt. Zwei Motoren mit je 220 PS bringen das Baby schon zum Vibrieren und hinten raus eine Monsterwelle, auf der man locker surfen könnte. Geiles Teil, echt. Wir sind dann mal Richtung Süden, haben ein bisserl Gegend geguckt und haben uns dann in einer netten Bucht niedergelassen. Man riecht das Salz vom Meer, die Pinien von den Inseln und hört unaufhörlich und eindringlich die Zikaden um Partner werben. Idyllischer geht es kaum. Malerisch war dann auch die Anfahrt nach Skradin, unsere nächste Übernachtungsstation. Wir wussten, dass wir am nächsten Tag in den Krka Nationalpark wollten, mit gemieteten Fahrrädern und das sehr früh, um den üblichen und nervigen Touristenströmen zu entgehen. Der Hafenplatz direkt in Skradin war uns mit 205 Euro allerdings viel zu teuer. Voll der Wucher, wir wollten ja nur anlegen, fertig und nicht gleich den halben Steg kaufen. Ein bisschen Recherche und wir haben rausgefunden, dass es 500m vor der Stadt eine super schnuckelige Konoba mit Steg gibt, an der man nix zahlt, wenn man dort zu Abend isst. Zwei Fliegen mit einer Klappe: wir wollen schlafen und essen. Gesagt getan, wir sind am Nachmittag an diesen Steg. Die Fahrt durch den Flusslauf der Krka war malerisch, wie aus einem Winnetou-Film. Die Uferregionen sind voller duftenden Pinien, Steinhaufen türmen sich über weites Land und das Meer schimmert in wundervollen Blautönen. Immer wieder fahren wir an Muschel- und Austernfarmen vorbei und freuen uns schon jetzt auf unser Abendessen. In Skradin verwandelt sich die Krka in eine lange und tiefe Meeresbucht und kurz davor unsere erste Übernachtungsmöglichkeit mit Steg.

 

So, nun steht es bevor: unser erstes Anlegemanöver. Da uns ja die Bora im Frühling einen Strich durch unser Übungsprogramm gemacht hat, konnten wir das Anlegen mit Muringleinen nicht üben. Egal, wir sind frohen Mutes. Michi hat Stefan und mich eingebrieft und die Arbeiten verteilt und los geht’s. Wir fahren rückwärts ran, die Leinen bereit, den Marinero im Auge. Leider war der Junge etwas nervös, hat widersprüchliche und hektische Anweisung gegeben, Gepaart mit seinen mickrigen Fremdsprachenkenntnissen hat uns das etwas aus dem Konzept gebracht. Das Anlegen war schlussendlich nicht hundertprozentig gelungen, aber in unserem Fall ein voller Erfolg: wir sind schön und kontrolliert an den Steg gefahren, haben die Leinen und auch Murings einwandfrei festgemacht, der Kahn hält und wir haben nix kaputt gemacht. Ich find‘s super, die anderen beiden auch, Michi macht sich noch Gedanken, was er als Hauptverantwortlicher besser hätte machen können. Natürlich hätte man weniger auf den Marinero und mehr auf den Kapitän hören müssen, Michi hätte hier energischer eingreifen können und vielleicht das und jenes. Ach, im Nachhinein ist das eh schwer zu analysieren. Und was soll’s bringen? Wir sind hier, das Wetter ist schön und wir bereit fürs Abendessen. Da nimmt man doch besser einen Prosecco, auf dem schlussendlich doch sicher festgemachten Schiff und freut sich auf einen lauen Abend, mit guten Freunden, leckerem Essen und einem herrlichen Sonnenuntergang.

2.9.2019


Alles im Lot (Teil II)

Da bin ich wohl ein bisschen abgeschweift, ich wollte euch ja erzählen, warum wir heute alles richtig gemacht haben.

Das Essen gestern Abend war einfach nur herrlich! Denn nachdem es leider einer von uns magentechnisch nicht sehr gut gegangen ist und den Nachmittag damit verbracht hat Punkte auf dem Land anzustarren um die Seekrankheit nicht noch mehr anzuheizen, haben wir alle aus Solidarität nichts gegessen. Ui, da hat uns aber bis am Abend der Magen in den Kniekehlen gelegen. Aber der frische Kalmar und die Scampi vom Grill mit knackigem Grillgemüse und Salat haben das Problem schnell wieder gelöst. Zufrieden sind wir ins Bett, mit Spannung auf unser nächstes Abenteuer. 

Und das startete um 6:45 Uhr mit dem Wecker. Sehr früh für Ferien, aber wie gesagt, wir wollten früh los in den Nationalpark. Frühstück quick und dirty, nebenbei die wichtigsten Utensilien gepackt und um halb acht waren wir schon mit dem Beiboot unterwegs nach Skradin. Dort haben wir die Bikes geholt und sind schnurstracks zum 5 Minuten entfernten Eingang des Nationalparks. Dort der erste Dämpfer: die Kartenmaschine funktioniert nicht. Leider waren die Leute dort nicht so spontan, dass sie uns Provisorien ausstellen konnten. Stefan und Michi mussten zurück ins Dorf und die Tickets dort kaufen. Zeitverlust fünfzehn Minuten. Naja, das verkraften wir. Aber als wir die Tickets hatten sind wir munterfröhlich und voller Staunen den idyllischen Weg zum Park gefahren. Einen Schotterweg entlang des Flusses Krka, mit glitzerndem Wasser, singenden Vögeln und üppiger Vegetation. Die Luft duftet herrlich frisch und es hat nahezu keine Menschen auf dem Weg. Hätte man natürlich gut zu Fuss laufen können. Es sind nur etwa dreieinhalb Kilometer bis zum tatsächlichen Parkeingang, aber ehrlich bei der Rückfahrt und bruzzeligen 28 Grad waren wir froh zwei Räder unterm Arxxx zu haben.

 

Der Spaziergang durch den Park war echt schön, die Luft war noch frisch, die Verkäufer waren gerade erst am Aufbauen ihrer Stände, es hatte sehr wenige Besucher und die Natur mit den Wasserfällen bot ein wunderschönes Schauspiel. Wir waren total fasziniert und waren einhellig der Meinung, dass sich das frühe Aufstehen gelohnt hat. Es war sozusagen perfekt.

Um zehn waren wir dann bereits auf dem Rückweg und konnten sehen, dass sich Boote über Boote gefüllt bis unter die Decke Richtung Park bewegen. Auch in Skradin an der Schiffstation derselbe Eindruck. Eine Menschenschlange bestehend aus schwitzenden Erwachsenen und nörgelnden Kindern mit tropfenden Eiscornets stand entlang der Promenade, in der Hoffnung auf eines der nächsten Boote zu kommen. Bis die im Park ankommen, haben wir uns bereits auf dem Markt mit frischem Gemüse und Brot eingedeckt und steuerten mit dem Dingi wieder auf unser Boot zu. 

Fazit: ein tolles frühmorgendliches Abenteuer mit bleibenden Eindrücken und nahezu ohne Anstrengung. Alles richtig gemacht!

2.9.2019


Auf Ruhe folgt Sturm

War das eine Nacht! Manometer, das hätte sich niemand gedacht, dass der Tagesabschluss (oder Tagesanfang, je nachdem wo man die Zeitrechnung hinsetzt) noch so holprig wird. 

Wir haben gestern Skradin wieder verlassen und sind gemächlich durch den wundervollen Seitenarm des Flusses Skradin Richtung Šibenik ins offene Meer getuckert. Unser nächstes Etappenziel sollte eine idyllische Bucht mit Ankermöglichkeit sein - dort wollten wir unsere nächste Nacht verbringen. Das Wetter herrlich, heiss und sonnig. Absolut einladend zum Baden und sich einfach wohlfühlen. Am frühen Nachmittag haben wir Primošten erreicht, dort unseren Anker geworfen und den Rest des Tages einfach mit Sein verbracht. Der Blick auf die Halbinsel mit den typischen Steinhäusern war einfach nur schön, der Sonnenuntergang atemberaubend. Am Abend gab‘s dann eine leckere Olma-Bratwurst vom Grill (ja, ernsthaft, wir haben einen Grill auf dem Boot :). Der frische Salat mit Gemüse vom Markt und ein anschliessendes Schoggi-Mousse haben das Menü perfekt abgerundet. Ein mehr als gelungener Tag.

 

In der Nacht dann die Wende: wir wussten ja von der Wettervorhersage, dass die Bora kommt. Aufgrund dessen haben wir unseren Ankerplatz auch dementsprechend gewählt (windabgewand, nahe an Land, gut zu ankern). Und wir hatten gut geankert, waren wir doch den ganzen Nachmittag und Abend an Ort und Stelle. Um drei Uhr am Morgen Blitz und Donner gleich auffolgend, was uns sagte, dass wir genau im Auge des Sturms sind. Michi und ich sind aufgestanden, um zu kontrollieren - Stefan war schon auf Deck und hat die wichtigsten Utensilien verstaut. Soweit schien alles gesichert. Plötzlich kam von Stefan der Warnruf „das Boot treibt aufs Ufer und andere Boote zu“! WAS?! Wie kann das sein, der Anker schien bombenfest. Dem war nicht so. Durch die mehrmalige Drehung des Bootes hatte er sich gelöst und zudem in einer wild unter Wasser treibenden Boje verfangen. Wir mussten den Anker einholen. Leichter gesagt als getan - Es schüttete wie aus Eimern, der Wind peitschte uns das Wasser ins Gesicht. Innert kürzester Zeit waren wir klatschnass bis auf die Knochen. Die gleisenden Blitze erhellten uns immerhin die Umgebung und leuchteten aus, was die zwar helle, aber nicht allumfassende Taschenlampe ausblendete. Überall um uns waren die Lichter in den Kabinen der Boote angegangen. Jeder Bootsbesitzer schützte was zu schützen war. Wir hatten aber die Badetücher und an der Reling hängenden Bikinis schnell vergessen, wir waren damit beschäftigt das sich drehende und durch Wind und Wellen immer schneller ans Ufer treibende Boot auf festen Grund zu bringen. Immer wieder löste sich der Anker und wir mussten ihn neu positionieren. Stefan und ich standen unseren Mann (und Frau) und kontrollierten immer wieder den Anker, während Michi ihn wieder löste, neu setzte. Es blitzte und donnerte unheimlich, immer und immer wieder und von allen Seiten. Das Unwetter kreiste genau über uns. Irgendwie ein schönes Spektakel, wenn man ausblenden kann, dass man als klatschnasse Galionsfigur und somit idealer Blitzableiter am Bug des Schiffs steht. Nachdem wir nach einem weiteren missglückten Versuch inkl. heimatloser Trainingshose, die sich noch zusätzlich in der Kette verfangen hatte, endlich den Anker fest hatten haben wir alle erleichtert aufgeatmet. Wohlwissend, dass dies nicht heisst, dass wir save waren. Anja und ich sind fürs erste in Bett, während sich die Männer an die Ankerwache gemacht haben. Ich war froh, im Bett zu sein, denn durch die Aufregung, Kälte und das Herumhantieren mit dem Anker ist mir richtig schlecht und eiskalt geworden.

Aber wie heisst‘s so schön, auf Regen folgt Sonne! Und die wird bestimmt bald wieder scheinen. Nichtsdestotrotz wird uns diese Nacht noch länger in Erinnerung bleiben.

3.9.2019


Ja, wir sind die Deppen

Wie schon prophezeit, auf Regen folgt Sonne. So war es auch, allerdings nach einem Tag eher verhalten grauem eher kühlen Wetter. Wir haben das aber auch genossen, mit ausruhen und Schlaf nachholen. Denn nach der doch sehr abenteuerlichen Schreckensnacht mit dem Anker-Missgeschick, waren wir alle sehr kaputt.

Gestern Abend sind wir dann noch mit unserem rassigen Beiboot in die Altstadt von Primošten rein und haben, nachdem wir einen kleinen Rundgang gemacht haben, ein leckeres Abendessen in einer Konoba mit Panoramablick auf die Bucht und den herrlichen rot-gelb-orangen Sonnenuntergang genossen. Die Stadt ist wirklich herzig und absolut sehenswert. Deshalb haben wir auch beschlossen ihr heute früh, nach dem Frühstück nochmals einen Besuch abzustatten. Dann konnten wir gleich unseren Müll entsorgen, Kuna holen und Kleinigkeiten einkaufen gehen. Die Sonne strahlte heute wieder in aller Pracht vom Himmel und deshalb haben wir uns eine kleine Erfrischung in einer netten Beiz direkt an der Hafenmole gegönnt. Das Restaurant war noch leer, nur vor uns ein Pärchen, offensichtlich auch von einem Boot, das in der Bucht vor Anker lag. Nachdem wir uns in unserem Grüppchen über weiteren Pläne und deren Abhängigkeit vom erneut aufkommenden Wind und Regen unterhalten haben, drehte sich der männliche Teil des Paares um und wir haben uns über dies und jenes (natürlich Bootszeug und die vergangene Bora) unterhalten. Als Michi ganz beiläufig erwähnte, dass uns der starke Wind in jener Nacht geplagt hatte, drehte auch sie sich um und fragte, ob wir die Leute seien, die in der Sturmnacht wie wild im Hafen rumkurvten. Hmm ja, möglich.. kann sein.. ok wir sind‘s. Wir haben ihnen erklärt wie es dazu kam, obwohl wir es uns schlussendlich selbst nicht so ganz erklären konnten. Aber auch er bestätigte uns, dass dies ganz gut mal passieren kann, auch wenn man alles richtig gemacht hatte beim ankern. Die Bora ist nun mal eine tückische Diva. Nun ja, das Bummerl haben jetzt aber wir und die Geschichte trägt sich scheinbar über die Küste Kroatiens hinweg. Die beiden hatten am Abend vorher in einer anderen Bucht von anderen Bootsleuten von unserem nächtlichen Manöver gehört. Wie peinlich, es spricht sich schon rum. Shame on us und ja, die Deppen sind wir!

4.9.2019


Blaue Romantik

Romantisch ist ja ein dehnbarer Begriff und jeder stellt so seine eigenen Ansprüche daran. Wir haben den Tipp bekommen der „blue lagoon“ einen Besuch abzustatten - toll ist es dort und eben romantisch. Die blaue Lagune ist eine Bucht im Südosten der Insel Drvenik und besticht durch kristallklares, türkisblaues Wasser. Soweit so gut, klingt hervorragend - aber nicht nur für uns. Als wir am Nachmittag in die Bucht kommen, die eingekreist von der Insel Drvenik und zwei kleineren Inseln liegt, ist der Schiffverkehr bereits gross, es liegen kleine und grosse, Segler- und Motorboote vor Anker, alle wollen ein bisschen Romantik. Wir beschliessen dennoch zu ankern und als gegen Abend relativ viele, vorwiegend Tages-Schiff-Touristen wieder nachhause fahren und die Bucht sehr ruhig wird, entscheiden wir uns zu bleiben. Wir packen den Grill und Teil zwei unseres St. Gallner-Wurst-Menüs aus, machen lecker Salat dazu und geniessen anschliessend den Abend mit Sternderlschauen inkl. klassischer Musik. Geht‘s noch romantischer? Wohl kaum.

 

Die Nacht war absolut ruhig und erholsam. Ich bin früh wach und erfreue mich an der Stille der Morgenstunden. Der erfrischende Schwumm im glitzernden türkisblauen Meer mit Blick auf die karge aber dennoch grün getupfte Landschaft ist eindrücklich und macht fit für den sonnenreichen Tag der vor uns liegt. Wir trinken gerade unseren Kaffee, als bereits die ersten Tages-Klein-Boot-Touristen wieder ankurven und gute Ankerplätze suchen, um sich den ganzen Tag die Sonne auf die Plauze scheinen zu lassen. Ok, geht ja noch, auch wenn wir innerhalb von einer halben Stunde eingekreist von kleinen Böötchen sind, vielfach geladen mit vier, fünf und mehr Personen. Hinweg ist die Ruhe. Viele der grossen Schiffe, die die Nacht hier verbracht haben, sind auch schon wieder weg. Wir überlegen noch, ob wir nicht doch hierbleiben und vielleicht nochmal den Tag hier verbringen. Inzwischen hat sogar schon ein Glass-Bottom-Boot angelegt und bestaunt die Unterwasserwelt, die zwar hübsch blau ist, aber nicht viel mehr als Seegras, Seegurken und ein paar Fischchen hergibt. Nun ja, jeder hat ja andere Ansprüche. Es werden mehr und mehr Boote, von der Ferne sehen wir auch schon grössere Touriboote anfahren, beladen mit 100 und mehr Menschen. Nun ja, die werden wohl nicht hier reinfahren. Doch werden sie.. Und obwohl wir tatsächlich überlegt haben hier zu bleiben, haben wir unsere Meinung schlagartig geändert, als plötzlich (und ich schwöre, ich habe meinen Kopf nur kurz nach backbord gedreht) auf der Steuerboard-Seite von unserem Boot eine Mauer mit Menschen bewaffnet mit Taucherbrillen und Schnorchel vorbeifährt. Und der Supergau - neben uns ankert. Der Kapitän gibt das Startzeichen und innerhalb von Minuten schwimmen 150 Menschen neben uns. Der Fall ist klar: Anker lichten und weg! Die blaue Lagune Teil II? Für uns ohne Fortsetzung.

 

Nun ja, aber jede Geschichte kann auch immer eine positive Wendung bringen. So auch bei uns. Wir sind schlussendlich nur einmal um die Ecke in die nächste Bucht gefahren, dort haben wir den Anker geworfen und unser verpatztes Frühstück, das wir auf der Flucht vor den Massen-Schnorchlern abgebrochen hatten, nachgeholt. Wir waren zwar immer noch ein bisschen verdaddert über diese Boots-Touristen-Schwemme, aber nach und nach haben wir uns wieder auf diesen wundervollen Ort besonnen und festgestellt, dass wir an einem wundervollen Fleckchen Wasser gelandet waren. Herrliches klares Wasser umrahmt von grauen zerklüfteten Felsen mit saftig grünen Tupfern aus Büschen. Auch die Unterwasserwelt hatte hier um einiges mehr zu bieten: grosse glitzernde Wolfsbrassen huschten um unser Boot und innert kürzester Zeit hatten wir beim Schnorcheln eine Qualle, einen Seestern, einen Oktopus und mindestens 10 verschiedene Fischarten entdeckt. Seegurken und Seesterne säumten auch hier den Meeresgrund. Es war ein herrlicher sonnenreicher Tag, der wie auch die Tage zuvor viel zu schnell vorbei ging.

 

Für heute Abend haben wir beschlossen in einer Marina zu übernachten. Wir brauchen dringend Frischwasser und für morgen soll das Wetter schlechter werden. Wir haben etwas Passendes in der Nähe gebucht und machten uns etwas wehmütig über den bereits zu Ende gegangenen Tag auf den Weg. Die Sonne belohnte uns mit einem glühend orangen Sonnenuntergang, das Panorama auf der Fahrt war wieder mal atemberaubend schön und hat uns nahezu sprachlos gemacht. Gerade als ich dachte, es kann kitschiger nicht mehr werden, taucht doch tatsächlich aus dem Streifen des Sonnenuntergangs eine Flosse auf - und noch eine und noch eine. Delphine! Ich kann‘s nicht glauben, Hektik auf dem Boot, jeder will den besten Platz (mit nur vier Personen relativ einfach). Immer und immer wieder tauchen sie neben, vor, hinter dem Boot auf.. Zehn bis fünfzehn grosse Tümmler, scheinbar am Jagen. Mit ihnen jeweils ein Baby-Delphin, was uns zum Schluss kommen lässt, dass die Mamis hier ihrem Nachwuchs die richtige Technik zum Sattwerden beibringen. Ein Spektakel, dem wir einige Zeit ohne Störung zusehen können. Wahnsinnig, gerade als man denkt, etwas kann nicht besser werden, setzt die Natur noch eins drauf. 

5.9.2019


Sicherer Hafen

Zwar hätten wir vom Wetter noch gut und gerne eine Nacht irgendwo in einer lauschigen Bucht ankern können, allerdings ging unser Frischwassertank zu Neige. Mit gerade mal 1%, also etwa 4 Liter sind wir in die Marina Agana in der Nähe von Trogir und somit am Festland von Kroatien eingelaufen. Bis auf die Tatsache, dass wir direkt neben der Küstenstrasse angelegt waren, die man allerdings fast nicht wahrgenommen hat, ist der Hafen super schnuckelig. Mit einem Turm am Ende der Bucht und den rundumgesäumten Restaurants, deren Lichter ins Wasser strahlen, sieht der kleine Hafen aus wie eine kleine Piratenstadt. Die sanitären Anlagen scheinen neu, der Marinero sehr hilfsbereit und nett; Wasser/Strom inbegriffen. Unser Anlegemanöver war diesmal perfekt: ruhig und besonnen sind wir an die Mole, zackzack wie Vollprofis haben wir die Leinen festgemacht. Was wollten wir mehr? Nun ja, Essen wäre eine tolle Sache. Wie jeden Abend haben wir uns eine nette Konoba gesucht, in der wir unseren erlebnisreichen Tag ausklingen lassen konnten. Nachdem wir uns mit Aperol Spritz eingestimmt und danach gefühlt die Speisekarte rauf- und runtergefuttert haben, sind wir zufrieden, aber doch mehr als satt wieder auf unserem Böötchen. Noch ein kleiner Schlummi und auch dieser Tag war wieder Geschichte. Unglaublich wie schnell die Zeit hier vergeht.

 

Gerne wären wir (zumindest in diesem Moment) noch eine Nacht geblieben, da das Wetter für die nächsten Tage umschlagen soll. Jedoch war die Marina bereits komplett ausgebucht, da freitags jeweils der Crew-Wechsel stattfindet. Nun ja, was bleibt uns übrig, Leinen los und einen neuen, sicheren Platz suchen. 

6.9.2019


Manchmal kommt es anders...

So, seit zwei Tagen warten wir auf Wind und Regen und es kommt nix. Wir sind extra dafür nach unserem Blaue Lagune-Delfin-Sommertag-Spektakel zuerst in die Marina Agana um sicher zu ankern (ok, hier noch vorwiegend um Wasser zu tanken) und danach haben wir für zwei Nächte in der Marina Vlaska auf der Insel Braç angelegt. Der Forecast auf mehreren Apps sagte Wind, Sturmböen bis 40 Knoten (ca. 75 km/h) und Regen voraus. Und was ist? Wir sitzen auf dem Trockenen, also zumindest von oben. Statt Sturm und Regen brennt uns nun die Sonne auf den Bauch, aber richtig. Zuerst war es am Morgen noch bedeckt. Dunkle, sich immer höher türmende Wolken umkreisten uns und machten schon mal den Himmel dunkel. Jetzt wird es kommen, da waren wir uns sicher. Pfff, ein bisschen Wind und damit waren auch die Wolken verschwunden. Nun ja, was sollen wir. Meckern? Sicher nicht, wir geniessen das unerwartet schöne Wetter, gehen baden, spazieren und sehen uns das hübsche, alte Inseldorf Milna an. Während einer Entdeckungstour entlang des staubigen, steinigen Küstenweges haben wir nicht nur die schöne Aussicht auf das Meer, das in den schönsten türkis-, azur- und petrolfarbenen Blautönen erstrahlt, genossen, sondern auch entlang des Weges viel Interessantes entdeckt. Heuschrecken, Schmetterlinge, Eidechsen und sogar zwei Gottesanbeterin konnten wir beobachten. Zikaden haben in nahezu jedem Baum ihre Flügel zu den gleichtaktigen Zirpen geschwungen. Und auch wenn auf den ersten Blick die Vegetation karg und einseitig wirkt, konnten wir viele unterschiedliche wunderliche Pflanzen bestaunen. Also für mich ein wirklich interessanter und gelungener Spaziergang. Und das Wetter? Weiterhin schön, sogar noch schöner geworden und somit wieder sommerlich in den Temperaturen. Ein Sprung von unserer Badeplattform ist vorprogrammiert (und nicht nur weil Michi mir durch die Blume sagte, dass er mich riechen kann).

7.9.2019


Luka und das Meer

Nachdem wir doch noch einen herrlichen sonnenreichen Nachmittag in der Bucht von Milna verbringen konnten, neigte sich auch dieser Tag langsam aber sicher dem Ende zu. Es ist unglaublich wie schnell die Tage hier vergehen. Etwas traurig, aber ein gutes Zeichen, denn es bedeutet, dass es uns sehr gut geht. Michi hatte am Nachmittag von einer netten Frau einen Flyer für ein Restaurant um die Ecke erhalten. Normalerweise springen wir auf solche Angebote nicht direkt an, da es uns zu aufdringlich wirkt, aber sie machte einen netten Eindruck. In das etwa 20 Minuten Fussweg entfernte Dorf Milna wollten wir heute nicht mehr, da dort zwischenzeitlich an der Uferpromenade sehr viele grosse und auch sehr viele Touristenboote angelegt hatten, die alle laute Musik und Party machten. Etwas das wir nach diesem gechillten Tag absolut nicht suchten. So haben wir uns chic gemacht (und chic heisst bei uns, dass wir uns das Meersalz abgewaschen haben) und sind in das empfohlene Restaurant Bago nebenan gegangen. Und Leute ehrlich, wir wurden absolut gar nicht enttäuscht. Das Restaurant gehört dem passionieren Fischer Luka Bago und seiner italienischen Frau Marina. Das Restaurant liegt sehr idyllisch an einem kleinen Küstenweg mit keinem Verkehr, direkt am Meer. Wir werden von Marina freundlich begrüsst und sogar auf Deutsch über die Tagesgerichte beraten. Allein schon die Menükarte ist ein Erlebnis, neben den sehr lecken klingenden Gerichten wird dort auch die Lebensgeschichte von Luka und seiner Liebe zum Meer und seinen Bewohnern dokumentiert. Dies hat man auch sofort bemerkt, als er uns das Essen an den Tisch brachte. Das Glänzen in unseren Augen und das bewundernde „oooh“ sind seine Musik, sagte er uns sofort. Und wir wurden in keinster Weise enttäuscht. Wir hatten Seeigel-Eier zur Vorspeise, oh lecker.. Hattet ihr das schon mal? Wir nicht. Mussten aber sagen, dass es zwar klein aber sehr lecker war. Meine Miesmuscheln nach dalmatischer Art waren ein Gedicht im Mund und auch die anderen empfanden ihr Essen als wahre Gaumenfreude. Restaurant Bago in Milna auf der Insel Brac somit ein wirklich schmausiger Tipp!

7.9.2019


Es braucht nicht mehr als Meer

Heute sind wir in das sehr kleine Hafendorf Bobovisca weitergefahren. Gerade mal 5 Seemeilen und eine Bucht weiter von Milna liegt diese kleine Perle. Das Wasser ist ruhig, die Boote liegen an Bojen sicher in der Bucht und nur ein paar Ruderschläge entfernt befindet sich der kleine Ort mit nicht mehr als 70 Einwohnern, 2 Restaurants und einem kleinen Markt. Den Tipp haben wir von zwei Schweizern bekommen, die mit ihrem Segler neben uns im Hafen von Milna gelegen sind. Und es hat sich mehr als gelohnt, dass wir diesen befolgt haben. Der Aperol Spritz auf der Flybridge begleitet von einem traumhaft kitschigen Sonnenuntergang schmeckte herrlich. Viel besser als danach in einem der beiden Lokale im Dorf, das wir schlussendlich nur für einen Absacker aufgesucht hatten. Der Tag war, trotz Wind mit teilweisen starken Böen um einiges schöner als gedacht und obwohl es zweimal leicht getröpfelt hat, waren die Temperaturen heiss und einladend zum Baden.

 

Auch am Abend war es angenehm warm. Selbst als langsam rundum Gewitterwolken aufgezogen und mit spektakulärem Wetterleuchten den Nachthimmel taghell erleuchtet haben. Bedrohlich schwarz wirkten die mit hellen Silhouetten versehenen Wolken und haben trotz allem dem Abend einen magischen Touch verliehen. Magisch war auch das Wasser, blau erleuchtet durch unsere Unterwasserleuchte. Fische tummelten sich um das Licht und versuchten sich mit dem von der Helligkeit angezogenen Plankton den Magen zu füllen. Und plötzlich, als Anja und ich bereits im Bett waren erschien ein dunkler Schatten im Blau des Lichts. Mit schnellen Schwüngen und immer wieder öffnendem Maul bewegte er sich im Schwarm der anderen deutlich kleineren Fische. Stefan war aufgeregt - „ein Hai, es muss einer sein. Ein Katzenhai“. Auch Michi war nervös, sollte er mich wecken? Er wusste, dass ich ein Fan dieser Tiere bin und sicher enttäuscht wäre, wenn ich es erst am nächsten Morgen erfahren hätte. Er holte mich aus dem Bett. Schlaftrunken und total kraftlos, jedoch so weit motiviert, dass ich dem Spektakel folgen konnte, schleppte ich mich auf die Badeplattform. Und tatsächlich, da schien ein kleiner Hai seine Runden zu drehen. Faszinierend! Wir haben sofort das Gehäuse der Unterwasserkamera geholt und die Kamera eingespannt, damit wir bessere Aufnahmen machen konnten. Michi kniete sich auf die Plattform und versuchte den Schwüngen des grossen Fisches zu folgen und aussagekräftige Aufnahmen in Bild und Video zu machen. Ein paar Minuten später war alles im Kasten und ich torkelte schlaftrunken wieder in ein Bett.

8.9.2019


Bei Tageslicht wirkt alles anders

Heute Morgen musste ich mir natürlich als erstes die Aufnahmen der letzten Nacht ansehen. Das Bild war mehrheitlich blau, dennoch konnte man deutlich den schwimmenden fressenden, doch sehr grossen, Fisch erkennen. Äusserst spannend und interessant, jedoch ehrlich gesagt, konnte ich plötzlich keinen Hai mehr erkennen. Stefan war immer noch überzeugt einen Katzenhai zu sehen. Ich war mir da nicht mehr so sicher, passte doch das Maul nicht zu einem Hai und auch die Flossen sahen mir fremd, nicht haimässig aus. Dennoch, auch nach einigem googeln konnte ich nicht in Erfahrung bringen, um welchen Fisch es sich handelt. Da half nur Schwarm-Intelligenz, diesmal jene meiner Artgenossen. Kurzerhand habe ich eine Kurzversion des Videos und ein paar Fotos in ein Fischkenner-Forum gestellt, und nach nicht mal einer Stunde die bittere Wahrheit in mehreren Antworten bestätigt bekommen - es ist kein Hai. Es ist, und wird es wohl auch bleiben, eine Meeräsche. Hmm, schade für die Geschichte, aber wir wollen ja bei der Wahrheit bleiben, gelle.

 

Nach einem, wie jeden Tag, ausgedehnten Frühstück wollten wir dann Richtung Nordseite von Brac aufbrechen. Aufgebrochen sind wir zwar, jedoch merkten wir, kaum raus aus der Bucht, dass das Wetter Richtung Festland wohl schlechter wird und gegen Süden besser. Aber mit dem fahrbaren Untersatz ja kein Problem. Kurz besprochen und spontan den Kurs Richtung Hvar geändert. In zwei Stunden sollten wir in der Bucht von Stari Grad ankommen. Der Wellengang war der grösste den wir bisher hatten, teilweise bis zu anderthalb Meter. Jedoch das Wetter wurde besser, das Meer war wunderschön dunkelblau und der Kat fuhr für diese Bedingungen ziemlich ruhig durchs Wasser. Wir waren mit unserer Wahl zufrieden. Und die Stimmung wurde noch viel besser als wir unsere Bucht für die nächste Nacht entdeckten. Kurz vor Stari Grad in der Zavala Bucht haben wir türkisblaues Wasser, einen ruhigen Ankerplatz und eine schnuckelig aussehende Konoba gefunden. Alles schien perfekt. Wir haben gebadet, die Sonne genossen, geaperödelt und das Leben genossen. Nun ja, bis am Abend der Kassierer von den nebenanliegenden Bojen kam und uns weis machen wollte, dass wir hier nicht ankern können, weil sich die anderen a) stören, dass wir nicht zahlen und b) Angst haben, dass unser Anker nicht hält. Pfff.. Pustekuchen, die Argumente ziehen nicht, haben wir doch gesehen, dass er direkt vom Land zu uns kam und bei den Anderen noch nicht war. Als er merkte, dass wir uns nicht einschüchtern lassen, kam er mit dem Gesetz: „es ist verboten 150m neben Bojenfeldern zu ankern“. Ah ha.. Ein entsprechendes Papier hatte er nicht, nur seinen Grant. Wir haben gesagt, dass wir gerne warten bis eine Boje frei wird. Dann ist er abgezogen und hat mal die anderen abkassiert. Kurz danach kam er wieder, wir dachten schon an Runde 2 des Fights. Aber nichts dergleichen, wir können ankern, wenn wir etwas weiter von den anderen Booten wegfahren. Achso, so plötzlich, so einfach? Naja, gesagt getan - neu geankert und die Sache war geritzt und somit auch unser Schlafplatz. Am Abend waren wir noch in der kleinen Konoba und haben wirklich vorzüglich gegessen. Der Koch war zwar nicht die Rakete, aber er hat extra für uns den Grill geheizt und frische Kartoffel geschält und zu Pommes verarbeitet. Dazu frischen Salat und Cevapcici vom Grill. Herrlich! Und mit der untergehenden Sonne wieder ein wundervoller Tag der zu Ende ging. 

9.9.2019


Zu diesem Blues tanzt man nicht

Der erste Ferien-End-Blues schleicht sich bei der Crew ein. Verständlich, denn wir haben auch schon mehr als die Hälfte davon hinter uns. Und dies rasant. Ich versuche mich von den Gedanken an die bevorstehende Heimfahrt in den Alltag nicht zu sehr einlullen zu lassen, aber die Momente blitzen immer wieder auf. Zu Ende neigt sich auch erneut unser Frischwasser-Tank, deshalb fahren wir nach Stari Grad, grad um die Ecke von unserer hübschen Bucht, um zu sehen, ob wir hier auch ohne Liegeplatz zu Wasser kommen. 

 

Schon die Einfahrt in den Hafen ist malerisch, das Städtchen wirkt im Vergleich zu den Bildern, die wir gesehen haben, klein und beschaulich. Die ersten Boote legen bereits wieder an den Murings an und auch wir werden von den Marineros herangewunken. Wir manövrieren unseren Kat gekonnt in eine Lücke und ich werfe eine Leine, um die Position zu halten. Motiviert beginnt der Marinero zu belegen. Als ich jedoch frage, ob wir auch nur Wasser tanken können wird er wütend, wirft mir die Leine inklusive einige unschöne kroatische Wörter (die wir aufgrund Stefans Sprachverständnis dann doch verstehen - ich sag nur „piep“, „pieppiep“, „piepedipiep“) zurück und deutet an die nebenangelegene Mole, an der wir scheinbar Wasser bekommen und gleich zwei Stunden kostenlos liegen bleiben können. Naja, du blöder Kukuruz (das Wort, das ich meine klingt ähnlich, aber ich werde es aufgrund Obszönität und da ich nicht weiss, ob Kinder hier mitlesen, nicht niederschreiben). Wir fahren nach nebenan, legen an der Mole an und bekommen tatsächlich Wasser und zwar gratis. Das wäre eine Info, die uns im 888 (dem Hafenführer) geholfen hätte; aber probieren geht ja bekanntlich über studieren. Und somit sind wir wieder um eine Erfahrung reicher. 

 

Nachdem wir das Notwendige, inkl. Besuch im Supermarkt für einige grundwichtige Lebensmittel (wie z.B. Sekt), erledigt hatten, haben wir beschlossen das Städtchen anzusehen. Dieses ist absolut einen Besuch wert. Herzige farbenfroh dekorierte Gässchen mit Palmen und Blumen säumen die weissen Steinhäuser und schlängeln sich durch die ersten paar Häuserreihen um den Hafen. Hier findet man Souveniergeschäfte mit einem bunten Angebot von handgemachten Naturseifen, über Taschen aus alten Vinylplatten bis hin zu lokalen Produkten wie Olivenöl und Wein. Bunter sind nur die aufgetürmten Früchte und Gemüse an den Marktständen, die hier frisch und mit einem Lächeln der Marktbesitzer feilgeboten werden. Am Wasser reihen sich Restaurants mit kreativer Einrichtung, schön gestalteten Menütafeln und lockenden Eisständen aneinander. Es ist bereits Apero-O`clock und wir beschliessen einen Cocktail zu trinken. Geschüttelt nicht gerührt bekommen wir unsere Getränke on the rocks mit Ausblick auf die Marina. Eine wundervolle Einstimmung für die Weiterfahrt zur nächsten Insel. Leinen los, wir schippern zur Insel Sveti Klement.

10.9.2019


Inselparadies deluxe

Die Fahrt nach Sveti Klement hat sich absolut gelohnt. Zuerst wollten wir in die im Süden gelegene Bucht Soline, wegen des Sonnenuntergangs, der hier schön zu sehen sein soll und weil es dort auch ein Restaurant gibt. Diese Bucht war jedoch zu der Zeit als wir ankamen schon sehr voll. So sind wir einfach einmal um die Ecke in die nächste Einbuchtung gefahren. Der Ankerplatz erwies sich, wie auch im 888 erwähnt, als schwierig. Wenig Sand, dafür Fels und Seegras zu Hauf. Wir mussten mehrmals ansetzen, der Anker löste sich jedoch immer wieder. Nach einem Platzwechsel und intensivem Ankertest schien er dann aber fest und wir konnten eine Landleine legen. Übrigens das erste Mal seit Beginn unserer Reise. Das klappte jedoch problemlos. 

Der erste Schwumm im klaren Wasser war bereits ein Traum. Das Wasser im schönsten türkisblau, mit vielen kleinen Fischen und Blick bis zum Grund. Beim Schnorcheln entlang des steinezerklüfteten Ufers konnten wir viele Seeigel (oh Wunder), kleine Fischschwärme, Seegurken, und Seesterne entdecken. Die Sonne lachte vom Himmel und erfreute uns mit warmen Strahlen. Wir sind wieder mal dem schönen Wetter entgegengefahren. 

 

Als weiteres Highlight, und das hatten wir noch in keiner Bucht auf unserer Reise, kommt am Abend ein lustiges Männlein mit seinem Fischerboot und bietet Grappa und Wein zum Kauf an. Am Morgen etwa um 10 Uhr tuckert dann ein fahrender Markt mit Gemüse, Obst und kalten Getränken von Boot zu Boot. Wir haben uns über das orange-grüne Böötchen so gewundert, aber es auch gleichzeitig so toll gefunden, dass wir der netten Verkäuferin gleich ein paar Flaschen Corona abgekauft haben, die wir dann noch vor dem Frühstücks-Ei getrunken haben. Ein Schwips am Vormittag? Nun ja, gibt Schlimmeres :).

 

Wenn einem der Hunger packt, muss man auch in dieser Ecke nicht leiden. Wir sowieso nicht, haben wir doch immer noch für mindestens drei Abende Essen dabei. Am ersten Abend hier gab es Rösti mit Tomaten, Käse und Spiegelei (sozusagen ein Walliser Rösti). Und als Apero Speck-Pflaumen und Bruschetta mit viel Knoblauch. Lecker und nachhaltig. Aber auch für den Nicht-Kocher oder den „ich-hab-nix-im-Kühlschrank“-Typ gibt es eine Möglichkeit. Mit dem Dingi an den Strand und dann etwa 500m den Hügel hinauf hat es das Dionis. Ein familiengeführtes Restaurant mit kleiner, feiner Karte. Von jedem Gericht bekommt man gefühlt das Doppelte, die Portionen sind mehr als ausreichend. Aus meiner Sicht würde auch jeder Teller für zwei Personen reichen. Als Beilagen bekommt man nicht den Standard, also Pommes, sondern es gibt je nachdem was gerade reif und geerntet wurde. In unserem Fall waren dies frische Tomaten und Gurken als Salat und köstliche Zucchinischeiben im Teig. Echt lecker. Der Sonnenuntergang war übrigens auch von dieser Bucht, und am nächsten Abend vom Restaurant aus, ein Traum in pink-blau-orange. Somit erneut: alles richtig gemacht!

11.9.2019


Time goes by so fast

Es wird Zeit die Zelte abzubrechen. Zum Glück noch nicht komplett, sprich Urlaubsende, aber leider schon wieder hier auf der kleinen Insel und dieser tollen Bucht. Ein bisschen wehmütig machen wir unseren letzten Schwumm im klaren Wasser. Auch wenn es heute nicht mehr so durchsichtig wie die letzten beiden Tage wirkt, weil sich die Sonne heute ein wenig hinter Wolken versteckt, ist es einfach nur herrlich. Heute haben wir eine längere Fahrt vor uns. Wir haben entschieden die Strecke nach Šibenik (wir müssen ja morgen Abend das Boot dort abgeben), nicht in drei, sondern nur in zwei Abschnitten zu machen. Somit konnten wir nochmal in Sveti Klement übernachten, haben heute aber gut 32 Seemeilen (etwa 60 km) vor uns. 

Da es uns bei der Hinfahrt schon sehr gut gefallen hat, haben wir uns wieder entschlossen einen Halt in Primošten zu machen, dort lecker zu essen, zu ankern und nochmal einen halben Tag dort zu verbringen. Ja genau, ihr habt richtig gehört, wir gehen wieder an den Ort des nächtlichen Grauens zurück. Vielleicht um unsere Dämonen zu bekämpfen, aber sicher wegen der tollen Aussicht auf die Stadt.

 

Kaum aus der ruhigen, sicheren Bucht raus trafen wir auf viele hohe Wellen, die bis kurz vor Primošten nicht abnehmen sollten. Solche starken, hohen Wellen mit bis zu zwei Metern hatten wir bisher noch nicht, vor allem nicht über eine solch lange Zeit. Vier Stunden lang kämpfte sich unser Kat und wir uns mit ihm durch das schäumende Blau. Da die Strecke doch sehr lang war, wählten wir auch den direkten Weg und der führt nun mal nicht entlang der Küste und dem dort allenfalls etwas weniger welligem Wasser. Diese Direktstrecke bescherte uns dann jedoch sehr viel Magensäure gepaart mit Schwindel und mulmigen Gefühl in der Magengegend. Das Stugeron, gegen die Seekrankheit haben wir schlussendlich alle genommen, leider zu einem Zeitpunkt, an dem das Unheil schon seinen Lauf genommen hat. Michi und ich hatten hier nicht so viele Probleme (wir konnten sogar noch fast gemütlich ein Schinken-Brot verdrücken), vermutlich auch, weil wir uns am Steuer (trotz Autopilot) doch sehr konzentrieren mussten. Beim Autofahren wird es dem Fahrer meist ja auch nicht schlecht. Und da stehenbleiben auch keine Option ist bzw. dies meist noch mehr Gewackel durch die Wellen hervorruft, haben wir die Strecke in einem Schnurz durchgezogen bis wir dann Mitte Nachmittag erschöpft und etwas grün aber erleichtert in der Bucht Primošten angekommen sind. Diesmal hat der Anker auf Anhieb gehalten, auch den strengen Rückfahr-Tests von Michi hat er problemlos standgehalten. Nicht standgehalten hat der Gleichgewichtssinn von Anja und Stefan, für sie ging der Wellengang trotz festem Anker und Landgang immer weiter. Aus diesem Grund haben wir auch entschieden, die Bucht (hat sie uns schon wieder bezwungen?) zu verlassen und einmal um die Ecke in die Marina Kremik zu fahren. Dort angekommen, bei übrigens flachem Wasser, haben wir uns ein Taxi gerufen und sind für die Abendromantik und ein vorzügliches Abendessen nach Primošten-Downtown gefahren. 

12.9.2019


Gelungener Abschluss

Je näher das Ende eines schönen Erlebnisses naht umso schneller scheint die Zeit zu vergehen. So geht’s nun auch uns, wir befinden uns in den letzten Zügen unserer traumhaften Ferien. Noch einmal schlafen, bis es wieder Richtung Heimat geht. Der Abend gestern in Primošten, mit leckerem Abendessen direkt am Meer und einem Spaziergang durch die romantischen Gässchen der Altstadt, entlang an kitschigen Souvenirläden, bunt dekorierten Restaurants und einladenden Feinschmeckerläden war nochmal ein richtig schönes Erlebnis. Geschlafen haben wir dann wieder herrlich, auch Stefan und Anja schien es besser zu gehen.

 

Bis auf den Ferienendblues, der nun schon sehr laut auf der Tonleiter spielt und uns alle etwas packt, war der heutige letzte Tag auf See nochmals erinnerungswürdig. Wir sind von Primošten, wieder entlang der Küste Richtung Šibenik gefahren. Schon in den ersten Tagen unserer Ferien, habe ich hier eine kleine Bucht ausgemacht, die sehr hübsch ausgesehen hat. Und da wir noch ein bisschen die wärmende Sonne und auch das blaue Meer geniessen wollten, blieben wir auf der nur etwa 30 Minuten von Šibenik entfernten Insel Tijat mit der gleichnamigen Bucht vor Anker. Und einmal mehr hat uns das glitzernde türkisblaue Wasser und die Umgebung in den Bann gezogen. Ungezwungen geniessen wir die letzten Stunden, obwohl diese immer schneller zu vergehen scheinen. Ticktock – eine Stunde scheint wie fünf Minuten. Schweren Herzens nehmen wir am späten Nachmittag Abschied von unserem Tageslager und schippern Richtung Küste und in die Einfahrt des Kanals, der uns über den Fluss Krka wieder in die Bucht von Šibenik bringt. Bevor es wieder in den sicheren Hafen geht, kommt noch eine weitere Premiere in unserer Skipper-Kariere: wir müssen tanken. Der Kat muss wieder vollgetankt zurückgebracht werden. Zu diesem Zweck schlängeln wir uns gekonnt an allen anderen Booten, die offensichtlich ebenfalls Richtung Šibenik unterwegs sind vorbei und kommen gerade pünktlich an eine freiwerdende Zapfsäule. Der Tankwart ist wieder ein eher unruhiges Gemüt und kommandiert uns fleissig rum – was uns absolut kalt lässt (so viel haben wir in diesen Ferien gelernt). Wir achten uns auf die Kommandos von Michi und steuern das Boot elegant an die Mauer vor der Tanksäule.

Nun Augen zu und durch – was kostet uns der ganze Spass? Bei zweimal 500 Liter Tanks, kann das schon kostspielig werden. Aber oh, Überraschung, beide nicht mal halb leer. Es ist nicht günstig, aber wir kommen billiger weg, als vorgängig gedacht. Als wir fertig getankt haben, staut es schon hinter uns – alle Boote, die wir vorher elegant überholt haben, stehen nun an. Tschakka, wir haben wieder mal richtig gehandelt und uns so mehr Apero-Zeit erschummelt. Keine fünf Minuten später sind wir schon in der Marina und legen wieder an unserem Ausgangssteg an - gekonnt, als würden wir seit Jahren nichts anderes machen.

 

Es ist noch nicht definitiv Ende Gelände, aber heute Abend mussten wir unser Boot wieder abgeben. Das anschliessende Aufräumen und Packen geht uns allen schwer gegen den Strich, es fühlt sich irgendwie noch nicht richtig an. Da passt uns dann der Sundowner auf der Flybridge und das anschliessende Abendessen im Restaurant der Marina (das übrigens besser war als erwartet) dann doch um einiges besser.

Langsam aber sicher geht auch dieser, unser letzter Abend an Deck, zu Ende. Noch einmal übernachten und vom Wellengang, der ja im Hafen nicht ganz so stark ist, und dem glucksenden Wasser, das an die Bordwand schlägt, in den Schlaf gewogen werden, dann geht es zurück in die Realität.

13.9.2019


Alles hat ein Ende..

.. nur die Wurst hat zwei... Haha, Galgenhumor hilft nun auch nicht mehr weiter. Der letzte Morgen ist angebrochen. Bis um 9 Uhr müssen wir das Boot komplett von unseren Habseligkeiten befreit und abgeben haben. Als wir an Deck kommen herrscht rundherum schon geschäftiges Treiben. Auf allen Booten wird gepackt, gewuselt und schon geputzt. Aus dem gemütlichen Frühstück wird nicht mehr wirklich was. Bei so viel Stress rundum sind auch wir verleitet einen Gang zuzulegen und unsere letzten sieben Sachen vom Boot ins Auto zu verstauen. Ein letzter Blick zurück und mit einem schönen Gedanken an die vergangene Zeit verabschieden wir uns mit einem lachenden und einem weinenden Auge von «unserem Freund». Danke, dass wir eine so tolle Zeit verbringen durften. Danke, dass du uns sicher von Ort zu Ort gebracht hast. Danke, wir kommen wieder!

 

Während Stefan und Anja noch gen Süden fahren, um Stefans Eltern in Duće zu besuchen, führt unsere Route über Italien zurück in die Schweiz. Diesmal ohne Zwischenhalt, aber mit Rückenwind und Glück beim Verkehr. Zwar haben wir doch in allen Ländern, die wir durchquert haben mindestens zwei Verkehrsgesetze (leicht) gebrochen, aber wir sind heil und einigermassen staufrei am Abend wieder zuhause angekommen.

Diese Ferien sind vorbei, was aufgrund der tollen Zeit, die wir im wundervollen Kroatien und auf dem Boot verbringen durften, traurig erscheint. Jedoch werden wir von den Erinnerungen noch lange zerren - in der Gewissheit, dass es kein Abschied für immer sein wird.

14.9.2019