ITALIEN 2021



Freitag, 27. August 2021

Gehts jetzt wirklich los?
Unglaublich aber wahr, heute ist der Tag, an dem wir endlich „unser“ Wohnmobil abholen. Schon im Februar haben wir gebucht und bis vor wenigen Tagen wussten wir nicht, wohin uns die Reise treiben wird. Italien war schon länger im Kopf, aber wer kann heutzutage noch längerfristig eine Reise planen? Die bösen bösen Viren könnten ja jederzeit Pläne wieder über den Haufen rühren. Das war auch der Grund, weshalb wir uns in diesem Jahr für die Variante fahrbare Wohnung entschieden haben. So können wir uns auch spontan umentscheiden was das Reiseziel anbelangt.

 

Nun denn, jetzt ist es aber soweit. Wir haben das „Tiny-House“ abgeholt und düsen zurück nach Cham, um noch schnell ein bisserl Sachen zu laden. Uffa!! Aus schnell wurden drei Stunden. Nur schon allein die Schutzhülle für die Fahrräder hat uns ein paar Nervenstränge zerbröselt. Entschuldigung, wer hat sich denn das System überlegt und welcher Legastheniker hat dazu die Anleitung geschrieben? Nix aufregen, wir haben Ferien - auch wenn ich es immer noch nicht glauben kann.

 

Um halb 4 düsen wir dann frohen Mutes (und vermutlich komplett überladen) los Richtung Grenze. Lässig, die Sonne scheint, der Verkehr ist ok, nichts klappert und beim Blick in den Rückspiegel sehen wir keine Fahrräder auf die Fahrbahn fliegen. Somit haben wir wohl gut gepackt. 

 

Unser Ziel, heute noch das Meer zu sehen, wird leider nichts, ansonsten hätten wir uns mitten in der Nacht noch einen Platz suchen müssen. Um 20 Uhr machen wir Fahr-Feierabend und stellen uns auf einen Parkplatz vor dem Hallenbad in Bereguardo. Nichts besonders, aber kostenlos, viel Platz, Aussicht ins Grüne und bis auf die paar Jugendlichen, die dort „Verstecken“ spielen, auch sehr ruhig. Wir beenden den Abend und starten die Ferien mit Prosecco und Rösti. Ich würde sagen: Nothing can stop us now! 


Samstag, 28. August 2021

Endlich Meer

Die Nacht in Bereguardo war ruhig und erholsam. Das Bett ist ein Traum und somit schon die halbe Miete für einen gelungenen Urlaub. Nach einem ersten Camper-Kaffee (natürlich mit der Bialetti ;)) sind wir wieder „on se road“ mit Ziel „Meer“. 

 

Ich bin schon echt aufgeregt, das letzte Mal, dass ich das Meer gesehen habe, war vor anderthalb Jahren in Neuseeland - und dort war es a.. kalt. Mit jedem Kilometer steigt die Laune und auch die Temperaturen. Als wir bei Genua das erste Mal den blauen Ozean sehen, hat es bereits 29 Grad. Juheee!! Es ist Sommer!

 

Soweit so gut und auch schon das erste und letzte Ziel unserer Reise. Wir haben uns keinen Plan gemacht wohin wir wann gehen. Somit schauen wir als erstes Mal wegen einem Campingplatz. Es ist keine Hauptsaison mehr, deshalb denken wir, dass wir problemlos einen Platz finden. Nun ja, fast - beim ersten Platz rennen wir gleich an - Campeggio pieno (Camping voll). Oh doof - vor allem weil wir uns zuvor mit dem nicht unbedingt handlich kleinen Camper dorthin geschlängelt haben. Aber nix Problemo Michi dreht mit Handbremsen-Kehre um (naja, nicht ganz so spektakulär, aber wir schaffen es wieder raus). So, das war nix - nächster Campingplatz ein paar wenige Kilometer weiter. Wir cruisen dort einen Hang hinauf. Weil wir das Ufficio-Schild nicht als solches wahrnehmen, gleich zu weit. Auch sehen wir den Campingplatz nicht wirklich, bis wir schnallen, dass der ganze Hang der Camping ist. Im „La Pineta“ sind die Plätze terrassenförmig innerhalb des Pinienhains angelegt: einige nur für Zelte, weil man mit Autos nicht zufahren kann, einige schon mit fixen Bungalows und dann wiederrum einige mit Strom für die Camperbusse, Vans, etc. 

 

So, jetzt aber noch fragen, ob etwas frei ist. Aber wo? Wir sind schon fast oben auf dem Hügel und es scheint nicht mehr weiter zu gehen, und wieder ein Umdreh-Manöver. 

 

Beim Runterfahren fällt uns dann doch die Rezeption auf, eigentlich ganz unten, haha. Egal, wir fragen und sie schaut etwas skeptisch auf unseren fahrbaren Untersatz: „siamo completo“ (wir sind voll). Wäh, echt schon wieder? Dann aber ein Lichtblick. „Wie gut habt ihr das Ding im Griff mit einparken?“ Natürlich suuuper, haben wir ja jetzt schon ein paar Mal bewiesen. Somit doch eine Möglichkeit, aber der Platz erfordert, wieder einmal ein paar Manöver. Vorwärts, drehen, bisschen links einschlagen, zurück, ah, nicht so viel, vorwärts, drehen... (kannst dir vorstellen wie weiter). Aber dann, bombastisch: wir sind drin und haben einen fantastischen, schattigen Platz im Pinienhain. Das schreit nach Apéro.

 

Der Nachtmittag und Abend klingen aus mit dem langersehnten Schwumm im Meer (herrrrlich!), Sonnenuntergang am Strand (kiitschig), Grill mit Wurst, Gemüse und Salat bei uns vor dem Camper (leeeckerrr!) und einer Flasche Wein (Kopfweh!). 


Sonntag, 29. August 2021

Der Tag danach

Eiweihweh, das Aufwachen war eher durchzogen - vor allem im Kopf. Die Flasche Prosecco und die Flasche Wein pfeifen ganz schön durch die Hirnhöhle. Selber schuld, würde die Mama sagen und wer saufen kann, kann auch .. naja, nix. Heute machen wir nichts. Haha, weil wir haben Ferien. Michi schläft noch friedlich im Bett und ich kuriere mit Koffein und O-Saft meinen dehydrierten Körper. Klappt auch ganz gut, vermutlich weil ich weiss, dass ich heute nur darf und nichts muss. Schönes Gefühl. 

 

Heute hängen wir ein bisschen rum. Gemütlich frühstücken, lesen, runterkommen. Es ist ziemlich ruhig um uns rum, einzig die Zikade lässt eifrig und lautstark ihre Flügel schwingen. 

 

Das Wetter lädt heute nicht unbedingt zum Baden ein, aber auf eine Bike-Tour. Mit den E-Bikes ist der Hang kein Thema und wir radeln in den nächsten Ort. Die ersten Regentropfen stören uns nicht, sind sogar eine willkommene Abkühlung. Angekommen in Sestri Levante stehen wir jedoch vor einem Strand voller leerer Liegestühle, flüchtenden Badenden vor dem Regen und vollen Restaurants. Und die Wolke über uns wird dunkler und bedrohlicher. Also Turbo rein und zurück zum Camping. Der Regen ist zum Glück nicht kalt, aber ich könnte mit meinem weissen T-Shirt bei jedem Wet-T-Shirt-Contest teilnehmen. Bekommt man in Italien eine Busse, wenn man mit (fast) nackten Brüsten auf dem Radl fährt? Scheinbar nicht, denn wir erreichen ungebüsst unseren Campingplatz. Dort geniessen wir dann ein hervorragendes Abendessen mit Oktopus und Vino rosso in der Pizzeria. 


Montag, 30. August 2021

 

Rauf und runter, immer bunter

Heute wollen wir weiter, aber als erstes macht uns ein Wolkenbruch einen Strich durch die Rechnung. Wir werden regelrecht überschwemmt. Zum Glück sind wir auf dem Hang und das Wasser läuft vorbei. Naja, wir haben keinen Stress und als wir am Mittag losfahren, lacht auch schon wieder die Sonne. Wir wählen nicht den direkten Weg, sondern schlängeln uns zuerst den Passo del Bracco hoch und wieder runter ins Cinque Terre. Die Strecke ist anspruchsvoll, mit dem Motorrad wäre die ein Hit. Perfekte Kurven, schöne Aussicht, wenig Verkehr. Wir geniessen die ruhige, fast autofreie Fahrt und kommen durch Örtchen, die wir sonst nie sehen würden. Zeitweise hat man das Gefühl, man fährt durch Regenwald, dann wieder Nebelwald und dann wieder eine Zeitreise in schon fast vergessene Dörfer. Und jede noch so kleine Gemeinde hat eine mehr oder weniger hübsche Steinkirche vorzuweisen. 

 

Ich wollte schon immer mal die hübschen Orte mit ihren bunten Häusern von Cinque Terre sehen. Nun ja, die romantische Vorstellung wird schnell getrübt, als wir sehen, dass man a) mit dem Camper nicht in den Ort fahren darf und b) die parkenden Autos bis weit vor den Ort stehen. Was macht der Michi? Natürlich, er „übersieht“ das Verbot-Schild und wir fahren so weit bis nichts mehr geht. Ein Munz-Kreisel beendet die Fahrt und auch hat es natürlich keinen Platz zum Parken dort. Blöd, aber ist so. Wir fahren wieder auf den Hügel und bleiben vor dem Verbot-Schild stehen, um wenigsten ein Foto auf Monterosso zu machen. Auch schön. Und prompt fährt die Polizei bei uns vorbei. Haha, ausgetrickst. 

 

Nachdem wir auf der Karte sehen, dass die anderen vier Cinque Terre Städtchen auch nicht einfacher zu erreichen sind, beschliessen wir die schnellere Route in die Toskana zu nehmen. Auch diese Strecke bietet eine sehr schöne Landschaft, nur mit weniger Kurven und wir machen schneller Kilometer. Es ist kurz vor Apéro-Zeit als wir den Camping St. Michael in Tirrenia kurz unter Pisa am Meer erreichen. Perfekt! Noch perfekter, als wir bei Sonnenuntergang noch einen Hüpfer ins Meer machen und dann den Abend ausklingen lassen. Mit Pizza, Prosecco und Sternschnuppen. 


Dienstag, 31. August 2021 

 

Pisa ist schön - und gefährlich

Unser Camping liegt gerade mal 14 Kilometer von Pisa entfernt. Das ist locker mit unseren E-Bikes machbar, deshalb düsen wir heute trotz sommerlichen Temperaturen flockig über den Radl-Weg dahin zum berühmten Turm. Ich hab den noch nie gesehen, und Michi war damals noch ein Pfüdi. Wir haben extra schweres Geschütz dabei, um unsere Bikes ideal anzubinden und zu sichern. Ein Metallpfosten vor den Toren vom Turm und der Kathedrale scheinen uns ideal. Wir binden um den Pfosten, durch die Räder und um die Rahmen beide Radl bombenfest an den Pfosten. Kurze Reissprobe – passt.

 

Wow, der erste Blick auf den Turm verschlägt mir den Atem, sieht spektakulär aus. Klick klick, die ersten Fotos. Natürlich dürfen die typischen Touri-Bilder auch nicht fehlen - wir amüsieren uns köstlich. Den Turm möchten wir besteigen, aber als wir sehen, dass der nächste Besteigungs-Slot erst in drei Stunden frei ist, entscheiden wir uns für die kostenlose Kathedrale und später Aperol Spritz mit Bruschetta. Die Kathedrale ist echt schön und atemberaubend. Hier müssen wir auch zum ersten Mal unseren „green pass“ zeigen und uns züchtig anlegen (kein Träger-T-Shirt) - gut waren wir schon so weitsichtig und haben adäquat heiliges Gewand mitgenommen. Andere wurden vor den Toren Gottes abgewiesen. So viel zu „Gottes Haus ist für alle da“ - aber nur die richtig Gekleideten. Pff, heuchlerisch, wenn das erste Bild beim Eingang gleich eine riesige nackte Brust-Szene zeigt. Scheint als ob das blüdlen nur der Maria vorbehalten ist. 

 

Da finden wir den Apéro und das anschliessende Gelato schon weniger zensierend und nach einem kurzen Spaziergang durch die Häuserreihen um den Turm walken wir lässig zurück, im Kopf schon den erfrischenden Schwumm im Meer und unseren anschliessenden Grill auf dem Campingplatz. 

 

Als wir um die Ecke zu den Bikes biegen, sagt Michi noch „haha, unsere Bike sind weg“. Wie HAHA!! Es ist weg!! Und zwar meins.. Echt jetzt! Wie geht das denn?! M e i n Radl ist weeeeegggggg!! Wähhh. Mir wird echt schwarz vor Augen, die Knie weich und ich muss mich hinsetzen. Wir sind beide schockiert und als ich mich wieder gefangen habe, weiss ich natürlich genau was zu tun ist (wer die Geschichte nicht kennt, kann beim Costa Rica Bericht sein Wissen auffrischen). Also Polizia suchen und Fall schildern. Die Carabinieris finden wir auch schnell, die sind beim Turm ja überall, um Terroristen ausfindig zu machen. Die schicken uns dann gleich in die Questura (Polizeistation - ich denke gleich an Brunetti - haha, Galgenhumor) und wir laufen los. Einen Kilometer in die Stadt rein, mit dem Ergebnis, die Beamten-Fuzzis haben beschlossen die Meldestelle für Diebstahl drei Stunden früher zu schliessen (offen von 8 bis 20 Uhr). Wir sollen morgen um 8:30 wieder kommen. Die die machen es sich easy - wir haben einen Notfall! Himmelherrgott, da hat mir die bedeckte Schulter in der Kirche auch nichts geholfen. 

 

So leicht geben wir nicht auf. Mich kackt es an, am nächsten Tag mit dem Wohnmobil nochmal hierher zu fahren und wir suchen die nächste Polizeistadion auf der Karte. Ha, 400m - das schaffen wir. Kurze Zeit später stehen wir vor einem Militär-Gebäude. Mir egal - die Polizei, dein Freund und Helfer, soll mir gefälligst JETZT helfen. Und das machen sie auch. Der nette Carabiniero hinter der Plastikscheibe schiebt mir einen Zettel durch, den wir wahrheitsgetreu ausfüllen, er unterschreibt, macht eine Kopie und einen Stempel - erledigt. So einfach? In Costa Rica mussten wir komplett die Hosen runter lassen inkl. Fingerabdrücke, getrennte Befragung, Auflistung aller gestohlenen Gegenstände (mit Kaufdatum, Wert, Markennamen, etc). Und hier: Dolce far niente.. Naja, egal. Wir haben das notwendige Dokument für die Versicherung in der Hand. 

Jetzt kommt unsere nächste Herausforderung: wir kommen wir zurück? 14 km laufen - äh, abgelehnt. Sind mehr als drei Stunden. Mit dem Taxi nimmt niemand das Rad mit, ein Bus fährt nicht raus zu unserem Camping. Was also bleibt? Die erste Strecke laufen wir zu Fuss durch die Stadt und sehen einiges echt cooles, das uns sonst verborgen geblieben wäre - immerhin ein Vorteil.

 

Aus Pisa raus, setze ich mich romantisch auf Michis Stange, also die Radl-Stange und wir cruisen zu zweit zurück zum Camping. Hört sich romantisch an, ist aber zeitweise ein Krampf. Michi muss für zwei strampeln und die Beine auseinanderhalten (zum Glück hat‘s e-Unterstützung) und mir drückt der Sattel in die Niere, weil ich auf der schrägen Stange nach hinten rutsche. Mein Bein schläft nach zwei Kilometer ein. Aber wir schaffen es und radeln in den Sonnenuntergang, dem Camping und einer Flasche Wein entgegen.

 

**Die/der Erste, die mir auf diesen Blogpost eine Nachricht schreibt, bekommt eine Flasche suffigen italienischen Wein :D


Mittwoch, 1. September 2021

Wir lassen uns die Ferien nicht verderben
Am Morgen aufgewacht, dachte ich zuerst an einen bösen Traum. Mein Radl ist weg, das kann doch nicht sein. Doch die beiden schmerzenden Stellen an meinen Nieren, verursacht durch den Velo-Sattel, der unbarmherzig in meine Eingeweide reingedrückt hat, holen mich wieder in die Realität. So ein Mist! Mein Radl ist echt weg, gestohlen, gehamstert, böswillig entwendet. (Jo, mia san mitn Radl (net) do!! huhuuuu)

 

Nachdem ich kurz getrauert habe, habe ich beschlossen, dass ich mir die Ferien dadurch nicht vermiesen lasse. Es ist „nur“ ein Gegenstand. Ein toller zwar und nützlich für die Ferien, aber uns ist sonst nichts passiert. Ich starte wie gewohnt in den Tag mit Kaffee und schaue mir die Fotos von gestern an. Haha, da hat sich Pisa echt gelohnt. Ich lache mir einen Schranz. 

 

Als Michi dann aufsteht, hängt er sich ans Telefon. Er versucht, dass der TCS ganz schnell noch ein Radl bereit macht, damit seine Eltern, die in drei Tagen auch nach Italien kommen, das mit ins umfangreiche Gepäck nehmen. Leider ohne Erfolg - naja, hat nicht sollen sein. Dafür ist positiv, dass die Versicherung den Schaden postwendend aufs Konto überweist. Immerhin da kein finanzieller Schmerz mehr zu spüren. Somit hat auch diese Odyssee ein gutes Ende genommen und die Ferien können wirklich weiter genossen werden.

 

Nach der ganzen Aufregung - die ich mir echt ersparen hätte können - relaxen wir heute mal am Strand. Zum Glück ist Nachsaison und die meisten Plätze sind leer. Ansonsten hätte man auch gut und gern das Gefühl bekommen können in Jesolo am Hausmeisterstrand zu sein. Gar nicht so mein Ding. Aber das Meer ist herrlich, der Sand weiss und die Sonne tut einfach nur gut auf der Haut. Endlich haben wir Sommer!


Donnerstag, 2. September 2021

Oliven, Wein und Pinienhain

Gegen Mittag verlassen wir den Camping und setzen unsere Reise in den Süden Italiens fort.  Wie gesagt, wir haben kein bestimmtes Ziel, jedoch kommen Michis Eltern für ihren Herbst-Aufenthalt (zwei Monate geht ja nicht mehr unter Ferien) wie jedes Jahr nach Gargano. Dort möchten wir sie treffen und ein paar Tage mit ihnen verbringen. Natürlich nimmt es uns auch schon lang wunder, was sie da so jedes Jahr machen. 

 

Bevor wir Tirrenia verlassen, tanken wir noch Vorräte auf. Zum Glück haben wir vorher gefrühstückt, sonst wäre der Kühlschrank noch voller geworden. Ah, das könnten wir noch und jenes. Das schaut auch noch gut aus.. jaja, die ewige Leier wenn’s ums Essen geht. Wir sind in einem Coop, dessen Logo zwar ähnlich dem unsrigen aussieht, aber so gar nixelinix damit zu tun hat. 

 

Vom vielen Schleppen ganz erschöpft, gönnen wir uns noch ein erfrischendes Meer-Bad (schaut euch das Bild an mit dem blauen Wasser und den weissen Steinen - wow!) bevor wir die Reise fortsetzen. 

 

Wir fahren in die Toskana und wenn man die Landschaft beschreiben will dann so: Oliven, Wein, Wein, Pinien, Oliven, Pinien, Zypressen, Wein, Wein, Wein, Oliven, Pinien... (alles klar?). Auf alle Fälle sehr viel Agrar. Es sieht auch aus, als ob hier viel Weizen angebaut wird (sicher für ihre Pasta), aber der war schon abgemäht und hat nur braune Flecken hinterlassen. 

 

Es ist bereits halber Nachmittag als wir in Porto Santo Stefano ankommen. Ein Ort auf einer Halbinsel unter Grosseto. Wir fahren entlang vom Meer, schauen uns die unglaublich vielen Campingplätze an und finden: ist zwar ein schöner Ort, die Restaurants sehen schön aus und das Meer auch, aber für uns viiiel zu touristisch. Wir ziehen weiter und finden nur eine dreiviertel Stunde weiter eine Camper Area Sosta. Ein grosser Platz mit Stellplätzen inkl. Strom. Es hat auch sanitäre Anlagen, die wir nicht zwingend benötigen. Aber der Hammer: nur 100m vom Meer entfernt.

 

Wir sind überzeugt und fahren zur Registration, aber da ist niemand. Nur ein verlassenes Schild auf den Holztisch gepinnt „Vengo subito“ (komme gleich zurück) und eine Handynummer. Wir warten, aber niemand kommt. Auf der Tafel steht, dass der Camping von 8 bis 19 Uhr bedient ist. Aber die Bedienung fehlt. Nach 10 Minuten rufen wir dort mal an. Eine verschlafen Stimme hebt ab „Si?“. Ähm, Scuasate, wir wären gerne Gäste auf ihrem Camping. „Ci vediamo domani“ (wir sehen uns morgen). Ok, also können wir uns reinstellen und auch Strom nutzen? „Ci vediamo domani“. Wir deuten das als ja, fahren in den Camping und stellen das WoMo in Sonnenuntergang-Richtung. Den wir dann auch mit einem Prosecco geniessen und so den Abend ausklingen lassen.


Freitag, 3. September 2021

Mare, Mare - ich mach mich zum Narre

Hab ich gut geschlafen! Es war unglaublich ruhig hier. Nur ganz viele Grillen haben ein Konzert gegeben. Gestern Abend hatte es noch ein wenig geregnet, weshalb wir nicht mehr an den Strand sind und stattdessen in der Home-Kitchen eine Pfanne mit gebratenen Kartoffeln und Salat gemacht haben. Natürlich mit der passenden Wein-Begleitung. 

 

Heute aber ist es strahlend blau und wunderbar warm. So sehr, dass wir noch vor dem Mittag an den Strand gehen für eine rasche Abkühlung - wie gesagt, der ist nur 100m entfernt. 

 

Jetzt entdecken wir auch, dass wir gestern noch den falschen Platz angefahren haben. Jener wohin ich navigieren wollte, wäre nochmal 300m ums Eck gewesen. Was für ein Genie - Sonja und Google - voll versagt. Aber wir finden unseren Camping so perfekt, dass wir gleich beschliessen noch eine Nacht zu bleiben. Das verklickern wir auch, dem inzwischen eingetroffenen Platzwart. Der ist voll motiviert auch schon um kurz vor halb 9 da - der Camping ist ja ab 8 Uhr offen ;). 

 

So, wir also zum Strand. Wow! Der ist mega schön. Schwarzer Sand, ein bisschen Klippen und ganz viel blaues Meer. Sieht wunderbar erfrischend aus. Und fast keine Leute. Die Liegestühle-Sonnenschirm-Reihen sind in einiger Entfernung. Wir gehen an einen ruhigen Teil des Strandes, ganz nah ans Wasser und beschliessen (huch) nackt ins Wasser zu gehen. Sieht uns ja keiner. Das ist wunderbar und wir fühlen uns super erfrischt, als wir wieder auf unser Badetuch huschen. Hat uns jemand gesehen? Nein, schaut nicht so aus. Schnell trocknen lassen und wieder zurück zum Frühstücks-Kaffee - so der Plan. Inzwischen ist der Mich Buchannon vom nächsten Strandabschnitt eingetroffen, ein hübscher Jüngling, braungebrannt. Mir kommt gleich die 90er Jahre Serie in den Sinn und das unverkennbare Titellied. Ich geniesse die Sonne auf der Haut, es kribbelt schon leicht vom trockenen Salz. Aus dem Augenwinkel bemerke ich, dass der Rettungsschwimmer mich mustert. Ah, dem gefällt wohl was er sieht. Muss so sein, denn ich sehe ihn auf mich zukommen. „Ciao, bella Signorina. Come stai? So ganz alleine hier? Ich zeige dir meinen Turm.“ Ach, ich fühle mich geschmeichelt und möchte gerade antworten, dass der füdliblutte Mann neben mir, der meine ist. Da steht der rotbe-T-Shirte Gigolo schon neben mir: „Scusi...“ Oh si? „...Bitte ziehen Sie sich an, es ist verboten hier nackt zu sein“. 


Freitag, 3. September 2021 - Nachtrag

Von Tieren und anderen Qual(l)en

Wer mich kennt, weiss, dass ich Tiere unheimlich gern habe, sie fasziniert beobachte und studiere. Es gibt kaum Lebewesen, die ich uninteressant oder unwichtig finde. So freut es mich, als uns am ersten Abend ein sehr aufgeweckter junger Kater am WoMo begrüsst. Es kommt freudig gesprungen und lässt sich nur zu gerne streicheln. Seine Freude unterstreicht er mit kräftigem Schnurren und Mauzen - so ein lieber Stritzi. Auch bin ich äusserst entzückt, als ich am ersten Morgen einen Wiedehopf im Baum neben dem Camper entdecke. So einen habe ich noch nie live gesehen. Ebenso wenig wie Bisams in lebend und Farbe. Zwei putzige Exemplare kommen immer wieder vom Flüsschen, das neben dem Camping vorbeizieht, herauf, um sich zu trocknen und Gras zu schnabulieren. Zuerst dachten wir es sind Biber, aber der lange, runde Schwanz hat dann doch ihre wahre Identität verraten.

 

Lustig, ich komme mir vor wie im Naturpark und laufend kommen neue Entdeckungen dazu. Grosse Möwen, Fisch-Reiher und weisse Ibise, die über uns hinwegfliegen. See-Schwalben die über uns Insekten fangen, Bienen, Tauben und Ameisen. Letztere sind über einen Tag damit beschäftigt eine kleine Nuss zu ihrem Bau zu transportieren. Ich könnte da stundenlang zusehen. 

 

Wie gesagt, ich finde wirklich, dass alle Tiere eine Art Daseinsberechtigung haben. Sogar die Mücken, die mich (und wirklich meist mich) am Abend nerven. Womit ich aber nicht gerechnet habe hat sich am Nachmittag des ersten Tages offenbart. Michi und ich sind nochmal an den Strand (ja, diesmal adäquat Ge-Bade-Gekleidet), um uns zu erfrischen.

 

Freudig hüpfen wir nebeneinander ins erfrischende Nass. Plötzlich: piks, autsch, es brennt. Watn das? Ich sehe auf meinen Arm, entdecke aber nichts. Hmm, nochmal untertauchen. Und gleich aua an der Schulter. Ich vermute es schon: Quallen. Nichts wie raus. Michi hat nichts, ich bin deprimiert, weil ich es nicht glauben kann. Aber so richtig sehen tu ich nichts. Ein bisserl rot. Naja, Pech gehabt, war wohl Zufall. Wir nochmal rein. Und schwimmen ein bisschen raus. Und wieder piiieks und brenn, diesmal am Knie. Kann das sein? Spinne ich? Alle anderen Badegäste scheinen nichts zu haben. Ok, es nervt und ich setzte mich raus aufs Badetuch.

 

Grml, dabei habe ich mich so auf das schöne Nass gefreut. Und da kommt es auch schon. Die ersten Stellen werden nicht nur rot, sondern bekommen Pusteln und es brennt wie eine Brennessel-Attacke. Michis rettende Antwort kommt sofort „ich schiffe rauf“. Ja sicher, da können wir nicht mal nackt baden, aber du darfst mich anpieseln. Bad Idea. 


Samstag, 4. September 2021

 

Wiedersehen mit alten Bekannten - in Rom und Vieste

Mei, das war noch schön gestern Abend: zuerst ein Sundowner mit dazu passendem Sonnenuntergang in einer tollen Bar am Meer und dann ein köstliches Meeresfrüchte-Ensemble mit Cozze als Antipasti und danach eine wunderprächtig leckere Fischplatte. Der Rosé, den uns der Kellner vorschlägt passt perfekt und ich bin im 7. Gourmet-Fress-Himmel. So stelle ich mir Ferien vor!

 

Kaum in den Ort verliebt, geht unsere Reise auch schon wieder weiter. Mir hat es hier gefallen, aber wer weiss, man sieht sich ja immer zweimal im Leben. Vielleicht gilt das auch für Campingplätze.

 

Heute fahren wir quer über den Stiefel auf die andere Seite, an die Mittelmeer-Küste. Wir haben ein genaues Ziel: Vieste in Gargano. Dort treffen wir heute Abend Michis Eltern, die gestern im Camping Holiday Village Vieste angekommen sind. Punkt Mittag fahren wir los, berechnet sind knapp sechs Stunden reine Fahrt. Wir beschliessen noch durch Rom zu fahren, kostet uns nicht viel mehr an Zeit, aber ich stelle es mir unglaublich lustig vor mit dem WoMo um das Kolosseum zu fahren. Und tatsächlich, das klappt auch. Nach drei Stunden Fahrt und verwirrenden Spuren-Wechsel in der Stadt cruisen wir dann ums Kolosseum. Toll! Wir waren beide schon dort und haben es in der Kindheit bzw. in den Jugend-Jahren ergiebigst erkundet. Somit macht es nichts, dass wir es nur fahrender Weise bestaunen. Auch zeigt das Thermometer gerade schwitzende 33 Grad und die sich umwälzenden Menschenmassen machen die Entscheidung, nicht auszusteigen, sehr einfach. 

 

Wir verlassen irgendwann das Latium und fahren über die Abruzzen und Molise an die andere Küste. Wenn man die Fahrt beschreiben soll, dann „holprig“. Wir fahren über gefühlt tausend Brücken, alle mit vielen, sehr vielen Spur-Rinnen. Holterdipolter, rums, klapperklapper. Die Abruzzen haben seeehr viel Wald, dieser muss entsprechende mit den Brücken überfahren werden. Schon beeindruckend, aber auch mühsam. Wir sind froh, als wir nach Pescara kommen, von dort geht es dann entlang der Küste weiter. 

 

Wir kommen nach Apulien, den Absatz des Stiefels. Bekannt ist diese Region für die jahrhundertalten Anbaufelder. Und das sieht man auch sofort. So weit das Auge reicht alte, wirklich alte Olivenbäume mit dicken und verwickelten Stämmen. Dazwischen auch immer wieder jüngere oder neu gepflanzte. Jene Flächen, die nicht mit der Herstellung des oro giallo (gelben Goldes - Olivenöl) bearbeitet werden, sind bepflanzt mit Tomaten-Sträuchern, Gerste (die aber schon abgeerntet ist) oder ein bisschen Wein. Aber die Oliven herrschen hier augenscheinlich.

 

Es ist kurz nach 19 Uhr, als wir am Campingplatz eintreffen. Wir werden schon von Beat, Michis Vater am Eingang begrüsst. Ich freue mich, wir sehen sie ja auch nicht so oft. Gemeinsam fahren wir an unseren Stellplatz - mit Meerblick!! - und richten uns schnell ein. Danach auch Wiedersehen mit Mama Getrud und ein traditioneller Willkommens-Apéro mit Prosecco (seehr viel Prosecco).


Montag, 6. September 2021

Explore, eat, sleep - and repeat
Es ist wirklich wunderschön hier. Der Zeltplatz ist direkt am Meer, die Sonne geht vor unserer Nase auf (falls wir es schaffen um halb 7 schon wach zu sein), es ist herrlich warm (Luft wie Meer), der Sand ist so fein wie damals in Cayo Largo auf Kuba und es gibt auch einiges in der Gegend zu entdecken.

Ich fühle mich sehr wohl und kann wahnsinnig gut entspannen. Es hat für diese Jahreszeit noch relativ viele Menschen auf dem Zeltplatz (gemäss Aussage der anderen), aber alle sind sehr nett, ruhig und auch zuvorkommend. Gute Nachbarn sozusagen. Da hilft man sich schon mal mit Informationen, schwätzt ein bisschen und bekommt auch schon mal Kluppen angeboten oder Weintrauben geschenkt.

Von der Altersgruppe her, sind Michi und ich wohl eher (oder mit Abstand) in der jüngeren Fraktion. Hin und wieder merke ich schon, wie ich gemustert werde, wenn ich am Zeltplatz entlang laufe. Niemals aber anzüglich. Vielleicht ist es wegen dem Alter, oder weil wir „die Neuen“ sind oder weil meine Pizza-Prosecco-Wampe heute ein bisschen mehr raussteht. Ich sehe es als Kompliment und freue mich, dass ich nun doch noch zu meinen Gigolos komme - am vorherigen Strand hat es ja nicht geklappt, wenn ihr euch erinnert :D. Nun sind es halt nicht die Rettungsschwimmer-Jünglinge, die mir nachpfeifen (ok, niemand pfeift) sondern die 60plus Camper. Naja, ich bin ja auch keine zwanzig mehr, behaupten böse Zungen.


Dienstag, 7. September 2021

Wohin des Weges, du Ziege?
Wenn man über den Strand läuft, kommt man bald an einen Felsen, auf dem ein ausrangierter Turm steht. Geht man noch ein Stückchen weiter findet man sich plötzlich in einer schier anderen Welt. Ein weites Plateau mit Wiese und Büschen. Nur ein einziges Häuschen steht dort. Man hat nicht das Gefühl, dass hinter dem Hügel das High-Life-Touristen-Strand-Leben stattfindet. Hier kann man auch nicht so einfach ins Meer, ausser man macht einen waghalsigen Tarzan-Köpfler über die Klippen. Es ist ruhig und nur ein paar Möwen machen sich bemerkbar. Und... plötzlich noch ein entferntes Glocken-Gebimmel, das aber rasch näher kommt. Kühe? Schafe? Trichler? Nein, es sind Ziegen, die durch das Unterholz auf die Wiese kommen. Begleitet von drei weissen Herdenhunden, die ihnen den Weg weisen. 

Ich bin immer vorsichtig mit freilaufenden Hunden, aber die Leithündin geht schnurstracks auf Michi zu und lässt sich bereitwillig kraulen. Die Herde mit sicher 50 Ziegen und Geisslein zieht weiter, scheinbar genau wissend wohin. Die Hunde folgen und auch wir gehen ihnen nach, denn sie laufen Richtung unseren Strand. Kurz davor treffen wir sie wieder, am alten Turm beim Fels - freudig das junge Gras schmatzend.


Mittwoch, 8. September 2021

Sightseeing Delüx

Heute haben wir eine Privat-Führung von zwei fast schon einheimischen Garganesen erhalten - von Gertrud und Beat. Sie kommen schon seit etlichen Jahren nach Gargano, haben schon viel erkundet und noch mehr Informationen gesammelt. Somit quetschen wir uns in keinen überfüllten Neckermann-Bus mit schwitzenden Touris, sondern mit vier Mann und Hund in den roten Fiat, den sie immer mitbringen. Ideal: wendig, schnittig, und jeder hat einen Fensterplatz (auch der Malik). 

 

Mit dem Fiat kommen wir in jede Ecke und können auch noch so kleine Strässchen fahren. Über Vieste kommen wir ins Valle de Cerro im Forest Umbra, dem angrenzenden Nationalpark. Der Forest Umbra ist ein wunderschöner Mischwald, hunderte Jahre alt. Was auffällt ist, dass man durch die hohen Stämme der Bäume durchsehen kann, da das Unterholz komplett fehlt. Durch die dichten Baumkronen der Riesen kommt zu wenig Licht durch. Wir durchqueren das Valle de Cerro, kommen an kleinen Gehöften vorbei,  bleiben auf der Kuppe stehen und schauen auf die weitreichenden Oliven-Felder. Hektar um Hektar reihen sich alte und noch ältere Bäume aneinander. Zwischendrin immer wieder mal kleine Dörfer oder angrenzend das Meer. 

 

Am Strassenrand finden wir Halbedelsteine, versteckt und teilweise noch eingeschlossen in der unscheinbaren steinigen Hülle. Nichts wert, aber schön anzusehen. 

 

Auch diesmal kommen uns „wilde“ Ziegen über den Weg. Eine grosse Herde mit schwarz-zotteligen Ziegen wechselt die Strassenseite, natürlich wieder begleitet von ihren Herdenhunden. Faszinierend wie diese wissen, dass sie die Strasse „sperren“ müssen, damit alle Geissen heil über die Strasse kommen. Die Autofahrer warten geduldig und sehen sich das Spektakel nur zu gerne an.

 

In Monte Sant’ Angelo machen wir einen Halt, flanieren durch die Gassen, sehen in die Verkaufsläden, die Oliven und dessen Öl (wir könnte es anders sein), aber auch andere Spezialitäten, wie Fleisch, Peperoncini, getrocknete Tomaten und so weiter, feilbieten. Das Castello di Monte Sant’ Angelo ist die Ruine einer Kastellburg und stammt aus dem 9. Jahrhundert. Der Torre dei Giganti ist 18 Meter hoch und die Mauern etwa 3 Meter dick. Sie war meist Wohnstatt von wichtigen Königen, Herrschern oder Möchtegerns, aber auch mal ein Staatsgefängnis. Zumindest kam niemand rein oder raus, der nicht sollte. Heute gehört die Burg der Stadt und wird auch von ihr gepflegt. 


Freitag, 10. September 2021

Altes und Neues
Oft lohnt sich ein zweiter Blick auf etwas, um die wahre Schönheit zu sehen. Was sehr philosophisch klingt haben wir heute bei unserem Ausflug erlebt. Aber zuerst der Reihe nach..

Heute sind wir früh aufgestanden - für Michi fast noch finstere Nacht. Es war kurz vor acht als der Wecker (aua, ein Wecker) geläutet hat. Wir sind heute in guter Mission unterwegs: wir bringen Beat zum Abschleppdienst, damit sie heute ihr „Haus“ wiederbekommen. Leider ist ihnen dieses letzte Woche, nur 30 Kilometer vor dem Ziel (Campingplatz) liegengeblieben und musste abgeschleppt und repariert werden. Ziemlich doof, wenn man sich auf die gewohnte Umgebung freut. Zum Glück konnten sie noch ein letztes kleines Bungalow auf dem Camping ergattern (wie schon gesagt, es ist hier ziemlich voll für diese Zeit). Am meisten verwirrt war wohl Malik „warum muss ich jetzt in diesem gemauerten Loch sein und nicht in meinem gewohnten Wohnmobil - verstehe die Welt nicht mehr“. 

Aber heute wendet sich alles richtig und wir erreichen nach einer knappen dreiviertel Stunde das Deposito des Abschleppdienstes. Dort steigt Beat um und fährt mit dem Abschlepp-Sepp zur Mercedes-Werkstatt. Michi und ich haben nun Freizeit und ich habe schon genau im Kopf was „wir“ ;) tun wollen. Beim Durchfahren habe ich in Rodi Garganico ein herziges Café mitten auf dem Hauptplatz entdeckt. Ich stelle mir vor, wie wir lässig dort unter all den Italienern unseren Cappuccino trinken. Bestellung beim Universum ausgelöst und tatsächlich bekommen wir einen Parkplatz neben dem Café und einen aussichtsreichen Platz in der ersten Reihe. Herrlich - la dolce vita!

Rodi hat sich nicht nur wegen des sehr guten Kaffees gelohnt, das Städtchen ist auch sonst sehr schön anzusehen. Wir flanieren vorbei an den bunt gemalten Eingängen, die jeweils auf die darin befindlichen Geschäfte schliessen. Sehr kunstvoll wird da zum Beispiel der Frisör, der Blumenladen oder die Gelateria dargestellt. Allgemein tunken mich die Leute hier sehr kreativ mit ihren Dekorationen und Blumengestecken, wie staunen nicht nur einmal, wenn wir wieder erneut in einer Gasse etwas Kurioses entdecken. 

Wir verlassen Rodi und fahren mit kleinem Umweg zurück zum Camping. Auf dem Weg kommen wir nochmals in Vico del Gargano vorbei. Dort mussten wir am ersten Tag schon umkehren, weil wir uns mit dem WoMo verfahren hatten beziehungsweise, weil eine Strasse, die uns Google vorzitiert hat, für WoMos nicht befahrbar war. Wir hatten damals schon festgestellt, dass es dort sehr lebhaft scheint, und drum haben wir beschlossen erneut einen Blick darauf zu werfen.

Was wir dort aber vorfinden haben wir definitiv nicht erwartet. Nur ein paar Schritte vom neuen Teil der Stadt, den man auch durchquert, wenn man durchfährt, kommt man in die Altstadt. Die ist aber wirklich wirklich alt und wir kommen uns schnell vor wie im Mittelalter. Kleinste Gässchen mit Kopfsteinpflaster, enge Durchgänge und alte Häuser, nur noch teilweise bewohnt. Wenn dann aber von älteren Damen, die in gebückter Haltung und mit Stock die steilen Stufen zu ihren Wohnungen hinaufsteigen. Das hält sicher jung.  Es ist faszinierend  und wir möchten gar nicht aufhören uns durch das Labyrinth der Gassen zu schlängeln. hinter jeder Ecke entdeckt man wieder etwas neues Spannendes. Echt toll! Hier hat sich der zweite Blick definitiv mehr als gelohnt.


Samstag, 11. September 2021

Wir haben den Virus
Nein, nein - keine Angst - es ist nicht der böse C-Virus, der uns erwischt hat. Wir haben uns den - nicht minder heimtückischen - Gargano-Virus eingefangen. Schon am ersten Abend haben uns Freunde von Gertrud und Beat prophezeit, dass dies passieren wird. Sie kommen, wie so viele andere hier auch, schon seit etlichen Jahren immer wieder, weil es ihnen hier so gefällt. Wir haben das für einen Mythos, Scherz gehalten, aber nun ist es uns auch passiert. Wir sind gekommen, um zu bleiben. Gestern haben wir uns überlegt, ob wir weiter sollen, nochmal in den Westen des Stiefels. Wir haben uns ausgemalt was wir alles gerne noch hätten in diesen Ferien: Wärmende Sonne, schönen Strand, sauberes Meer, gutes Essen, Ruhe, tolle Umgebung,... oh, hm, überleg-grübel-und-studier... ah: das haben wir hier ja alles! Also haben wir beschlossen bis Donnerstag nächste Woche zu bleiben. 


Sonntag, 12. September 2021

Und täglich grüsst das Murmeltier
Wir haben uns schon gut eingelebt und fühlen uns im „Dorf“ akzeptiert. Das Camper-Leben ist lustig und genauso unterhaltsam sind die Camper. Ich komme mir vor, wie in einem Open-Air-Theater, in dem den ganzen Tag Programm läuft. 

Nach ein paar Tagen kennt man auch schon die Protagonisten. Jene, die man dann näher kennenlernt oder auch schon Freunde von Gertrud und Beat sind, kennen wir mit Namen. Wenn man sich trifft schwatzt man ein bisschen, grüsst sich von weitem oder man hilft einander beim Auf- und Umstellen von Zelt oder Anhänger. Dann gibt es natürlich auch jene, die man nur ab und an im Restaurant sieht, oder im Einkaufsladen. Man weiss nicht genau, ob sie zum Platz gehören, oder wo auch deren Camper steht. Vielfach sind sie „die Neuen“ oder auch nur wenige Tage hier oder auf Durchreise.

Und es gibt noch die breite Mittelschicht: man kennt die Gesichter, weiss wo der Camper steht, aber mehr als grüssen tut man sich nicht. Die bekommen dann Übernamen, damit man weiss von wem die Rede ist. Die Namen entstehen augenscheinlich aufgrund Äusserlichkeiten, Autokennzeichen oder Anhängsel: der Barbarossa, die Kasseler, der mit dem Aldi-Sack und dem Bodensurri, die Italos mit den Fiffis, der mit den roten Brüsten, der Cervelat, usw.

So abwechslungsreich das Programm für mich ist, grundsätzlich stehen hier die Zeichen auf Wiederholung: Aufstehen, Strandspaziergang, Sünnele, Abendessen oder so ähnlich. Man sieht, dass Menschen Gewohnheitstiere sind und das legen sie auch in den Ferien selten ab. Ein paar sind vielleicht ein wenig sportlicher (und nein, ein bisschen hüpfen im Meer zählt nicht als Sport), es gibt jene, die schlafen länger als zuhause, andere kürzer, und wieder andere ziehen sich anders an (Hawaiihemden, aus denen der Bauch ragt, sind kein anerkannter Modestil). Ah ja, die ausladenden Wampen - hui, davon hat es einige. Statt 3G (getestet, ... blabla - du weisst schon) dominiert hier 3P (Pizza, Pasta, Plauze). Männer mit dicken Bäuchen sind eindeutig in der Überzahl und diese werden auch mehr oder minder auffallend zur Schau gestellt.

Idyllisch scheint es hier, aber so sicher wie jeden Tag um 10 Uhr der Fisch-Wagen mit frischem Fisch und Meeresfrüchte durch die Reihen fährt und seinen Tagesfang feil bietet, so klar werden auch die Ansprüche an die erste Reihe der Campingplätze verteidigt. Die erste Reihe - Segen und Fluch zugleich: die Sonne am Morgen ist herrlich, man hat niemanden vor sich und uneingeschränkt Blick aufs Meer. Aber die Plätze sind gefragt, meist schon auf ein Jahr im Voraus gebucht, man steht enger neben dem Nachbarn. Und bei Wind bläst es einem schier das Dach, oder die Sonnenstore weg. 
Uns passt die zweite, weniger prominente Reihe. Wir haben unseren Frieden, sehen immer noch aufs Meer und nachdem wir nur 20 Schritte bis an den Strand haben, auch genügend Sonne. Somit gilt auch hier dasselbe wie überall: Shine oder Sein, jeder braucht etwas anderes.


Montag, 13. September 2021

Flammen und Flamingos
Heute waren wir wieder on Tour mit unseren familieneigenen Tour-Guides. Diesmal fahren wir die Küste entlang, beginnend mit Campingplatz um Campingplatz. Sehr beliebt diese Gegend. Kann ich aber auch gut verstehen, die Aussicht auf die Küste und das Meer ist einfach atemberaubend schön. Fast schon kitschig. 

Wir kommen nach Vieste, wo gerade der all-zwei-wöchentliche Markt stattfindet. Gemüse, Obst, Kleider und Haushaltswaren - hier findet sich alles. Das mittelalterliche Städtchen war früher ein Fischerdort, ist aber heute hauptsächlich vom Tourismus geprägt. Hier kommt man her, wenn man Wind zum Surfen und Kiten braucht. An dieser Küste weht immer eine kräftige Brise. Wir interessieren uns mehr für die schöne Aussicht. Deshalb bleiben wir oberhalb der Küste stehen und blicken auf die auf einen Felsvorsprung liegende Altstadt mit ihren schönen weissen Häusern. 

Weiter an der Küste geht es nach Mattinata, Manfredonia und Zapponeta. Kurz dahinter erwartet uns in den Salinen von Margherita di Savoia eine (oder mehrere) langhalsige Überraschung: Flamingos! Ganz viele davon stehen im Wasser und suchen nach Krebsen, Muscheln und sonstigen schmackhaften Leckerbissen, die sich am Grund der Saline verbergen. Oh, wie schön - ich freue mich! Wie oft bekommt man schon Flamingos zu sehen. Sieht aus, als wäre hier der Grossteil eine Jungmannschaft, sie sind noch sehr dunkel und auch kleiner. Aber auch die Eltern sind nicht typisch pink, wie man diese Tiere normalerweise sich denkt. Scheint, dass es hier weniger pinkfärbende Krebse gibt. 

Die Saline erstreckt sich auf knapp 20 Kilometer an der Küste entlang und ist seit 1977 ein Naturreservat. Es ist die grösste Saline Europas. Vorbei an einem monströsen Salzberg zur einen und den Salinen auf der anderen Seite, fahren wir über die Brücke weiter nach Cerignola ins Landesinnere. Dort werden meine neuen Lieblingsoliven angebaut und für mich essfertig gemacht. Wir kommen kurz nach Mittag im Städtchen an und so wie überall in Italien ist um diese Zeit Siesta und alle Läden haben zu. Ich kann mir aber vorstellen, dass am Abend, wenn alle Bordsteine wieder runtergeklappt werden, der Bär steppt. 

Über Foggio und San Marco in Lamis kommen wir den Hügel rauf wieder in den Parco Nazionale del Gargano. Hier ist es herrlich kühl und schattig, heute bruzzeln wir wirklich bei 30 Grad. Ein kurzer Halt an einem der schönen Grill-Stellen (die aktuell wegen Feuergefahr stillgelegt sind) ist einerseits erholsam, andererseits aber auch wieder sehr schockierend. Wie überall an den Grillstellen, Parkplätzen, ach, eigentlich an allen freien Flächen, die nicht für den Tourismus gepützelt werden, liegt auch hier massenweisse Müll rum. Es ist traurig und macht uns erneut fassungslos. Wie können Menschen nur so sein? Und scheinbar sind die Mehrheit der Umweltsünder Italiener, nicht die Touris. Warum? Warum, verunstalten die nur ihr schönes Land so sehr? Jeglicher Müll wird einfach im Freien entsorgt. Und da handelt es sich nicht nur um ein schnell entsorgtes Kaugummi-Papier. Ganze Müllsäcke, Plastikflaschen, Haushaltsgeräte, Autoreifen, und und und. Im Wald finde ich sogar einen Plastik-Weihnachtsbaum. Ich frage nochmal: warum?

Warum, denke ich mir auch, als wir immer wieder auf den Feldern sehen wie Bauern diese in Brand stecken. Die Feuergefahr ist sowieso schon sehr hoch und Brandrodung sollte doch auch hier verboten sein, oder? Teilweise stehen die Feuer meterhoch und versetzen den blauen Himmel mit weissbräunlichen, stark riechenden Rauchschwaden, die mit dem Wind weit getragen werden. 


Dienstag, 14. September 2021

Alles echt, oder was?
Der Morgen ist einer der schönsten Tageszeiten am Strand. Alles ist noch friedlich und ruhig, das Meer plätschert vor sich hin, die Sonne scheint angenehm wärmend vom Himmel und bis auf ein paar Strandspaziergänger ist nicht viel los. Ich geniesse diese Zeit mit dem ersten Kaffee, während ich mit Blick auf dem Meer meinen Gedanken nachhänge.

Das Leben beginnt erst langsam. Man riecht schon die ersten Sonnencreme-Schwaden und die Strandverkäufer bauen bereits ihre Stände auf. Ich schmunzle, während sie aus den Tiefen der blauen Müllsäcke Taschen, Gürtel und Schuhe namhafter Designer hervorholen und werbewirksam auf den Strandtüchern drapieren. Funktioniert das immer noch? „Schön Tasche, gut Preis, nur heute, nur für dich Sista“. Scheint so, denn am Nebenstand feilschen gerade ein paar Touris, um echte Handwerkskunst: geschnitzte Holzfiguren in Form von endemischen, italienischen Tieren wie Giraffe und Kamel.

Naja, auch Coco Bello und Co. brauchen eine Arbeit, denke ich. Trotzdem winke ich dankend ab, als mir ein mobiler Verkäufer eine echte Ray Ban schmackhaft machen will. „Nur lucki lucki, nix kaufen“. Ja genau, das will ich: in die Landschaft gucken. Just in dem Moment kommt mit beschwingtem Fuss der Cervelat aus dem Camping-Tor. Braun-orange lackiert mit sportlicher Badehose setzt er zum Strand-Jogging an. Ah ha, denke ich, der ist doch nicht nur auf die perfekte Bräune aus und möchte ran an seinen Speck. Plan gut, Umsetzung mau. Als ich ihm nachschaue, schafft er gerade noch 10 Laufschritte und dann hinkt er. In eine Muschel getreten? Wohl eher überschätztes Ego oder mehr Schein als Sein, denn als die nächsten Leute vorbeispazieren, macht er noch krampfhafte Versuche so auszusehen, als ob er am Dehnen wäre. War wohl nix, denke ich, als er zwei Minuten später bei mir vorbeihinkt und seinen Rücken hält.


Donnerstag, 16. September 2021

 

Alles hat ein Ende..

.. aber noch nicht ganz für uns. Ja, wir müssen uns von Vieste und Michis Eltern verabschieden, was uns alles andere als leicht fällt. Gestern haben wir sogar noch überlegt, mit welchem Schlung wir die Ferien nochmal verlängern können.

 

Wir hatten noch einen wundervollen Abschiedsabend, mit leckerem Essen, guten Wein und einem lauen Abend. Doch jetzt sind wir unterwegs Richtung Schweiz – über 1000 Kilometer liegen vor uns. Die machen wir aber nicht in einem Tag, wir wollen ja auch noch etwas geniessen, weshalb wir in der Nähe von Rimini unser Nachtlager aufschlagen. Viel ist nicht mehr los, auch der Strand sieht hier auch schon sehr aufgeräumt aus, weshalb wir im Camping Portomario leicht einen Platz finden. Ich bin ein bisserl grantig. Warum? Weiss ich ja selber nicht (frag nicht so blöd!!) J. Hunger? Ferienende? Leichter Nieselregen? Der kläffende Nachbarshund, der scheinbar allein im WoMo gelassen wurde.. ach, wer weiss das schon. 


Freitag, 17. September 2021

 

Coming home

Auf der letzten Etappe dürfen wir noch über Kilometer ein Naturschauspiel beobachten. Schade, auf den Bildern kann man das nicht festhalten, aber zwischen Parma und Mailand sehen wir ein Massenschlüpfen von Insekten. Jeder Strauch, Baum, jede Rebe hat einen schwarzen, flirrenden (und bestimmt auch Summenden) Kranz um sich rum und teilweise meterhohe schwarze Türme aus Insekten darüber. Es ist faszinierend und scheint auch nicht aufzuhören.

 

So, das war sie nun: die letzte Geschichte unserer Reise. Es ist bereits Abend als wir wieder bei Michi zuhause ankommen. Wir sind zwar müde, dennoch bemühen wir uns weitgehend zu räumen und sauber zu machen. Morgen früh heisst es Abschied nehmen: von unserem liebgewonnenen WoMo und den Ferien. 


Freitag, 16. September 2021

Vorbei ist vorbei...

.. aber nach den Ferien ist vor den Ferien. Das ist auch bei uns so, und darum haben wir auch schon das Wohnmobil wieder reserviert für nächstes Jahr im September. Wohin es geht? Das weiss noch niemand. 

 

Sehen wir uns wieder?