Frankreich & Italien 2022



2.9.2022 On the road again

Geplant war grundsätzlich nur Italien, wie bereits ein Jahr zuvor. Bis uns die zündende Idee kam: wir kombinieren Frankreich dazu! Michi war bereits in Kinder- und Jugendtagen immer wieder mal in Salin de Giraud, an der Côte d'Azur. Damals wild campend auf dem Strand (der heute nur noch mit gewissen Einschränkungen über Nacht als Stellplatz benützt werden kann), dennoch möchte er mir zeigen, wo er in jungen Jahren Ferien machte - und ich bin total begeistert von dieser Idee. War ich doch selbst vor über 15 Jahren schon mal in der Gegend um Nizza, wo es mir wirklich sehr gefallen hat. 

 

Aber zuerst mal das Wohnmobil holen und beladen... Und das hat doch noch seine Zeit gebraucht, obwohl wir es „wie beim letzten Mal“ gemacht haben. 

 

Es ist bereits halber Nachmittag als wir in Cham losdüsen. Das Wetter ist gut und auch der Verkehr spielt einigermassen mit, sodass wir es streckenmässig bis unter Grenoble schaffen. 430 Kilometer haben wir abgespult und sind dementsprechend froh, dass wir einen Parkplatz in der Nähe von Vinay finden, der ruhig und kostenlos ist. Der Abend lassen wir mit Rösti und „erlesenem“ Wein (aus dem Filter ;)) ausklingen.


3.9.2022 Kultureller Hunger

Wir haben wunderbar geschlafen. Der Platz in St. Gervais direkt am Fluss (Isère), war super ruhig und wurde nur durch das nächtliche Gewitter lautstark unterbrochen. Der Regen prasselte mit dicken Tropfen auf das Dach, aber doch so gemütlich beruhigend, dass wir kuschelig eingemümmelt im Bett herrlich geschlafen haben. 

 

Am nächsten Morgen zeugen nur noch die restlichen Wolken an den Berghängen vom nächtlichen Spektakel, unseren Kaffee konnten wir schon bei wärmenden 24 Grad mit Blick auf den Fluss einnehmen. 

 

Noch vor Mittag starten wir los zu unserem „Ziel“ - dem Meer. Dabei sollte aber die kulturelle Komponente nicht zu kurz kommen. Michi schwärmte mir vom Pont du Gard vor (einem Jahrhunderte altem Wasser-Aquädukt) in der Nähe von Nîmes. Ich sofort Wasser und Flamme „natürlich machen wir das!“

Zuvor aber erst mal von St. Gervais über Vinay auf die Autobahn und hier entdecken wir etwas, das zumindest mir vorher nicht bekannt war: wir sind im Anbaugebiet der Walnüsse gelandet. Links und rechts Baum an Baum an Baum und alle schwer beladen mit den Nüssen. Ab und zu eine Einfahrt zu einem Bauernhof, die Nüsse und Nussöl anbieten. Vinay - das Walnuss-Mekka, wieder was gelernt. 

 

Um die Mittagszeit kommen wir bei der Pont du Gard an, es hat nur wenig Touris und deshalb genügend Platz. Beeindruckend wie die alte Brücke so unversehrt dasteht und wie viel Schweiss es gekostet haben muss, die riesigen Steinbrocken aufeinanderzustapeln. Es ist heiss, mehr als 30 Grad, als wir über die Brücke gehen und einerseits das Bauwerk und andererseits die Gegend rundum bestaunen. Unter uns fliesst der Gardon mit einladendem blauem Nass hindurch. Dies lässt auch in uns den Wunsch reifen, einen Sprung in die kühlen Fluten zu machen. Nicht mal eine halbe Stunde später finden wir eine passende Einstiegsstelle und kühlen unsere überhitzten Körper in einer einsamen Bucht ab. Ready für den Rest der Fahrt! 

 

Mein kultureller Hunger ist jedoch noch nicht gestillt, weshalb ich Michi so lange „nerve“, bis er einen Abstecher nach Arles macht. Und das hat sich ja sowas von gelohnt - ich lieb die Stadt. Die mittelalterliche Stein-Arena - die heute immer noch Stierkämpfen (allerdings der unblutigen und nicht-tödlichen Art) und verschiedenen kulturellen Anlässen dient -, die engen Gassen mit den schönen Steinhäusern und bunten Fensterläden und der Gang über die Stadtmauern mit Blick auf die Rhône. Wir schnuppern an Duftsäckchen mit Lavendel, geniessen ein leckeres Eis (mhh.. Pfefferminz-Schoko) und sehen den flanierenden Touris zu, während wir ein kühles Getränk geniessen. Arles, absolut einen Abstecher wert und nun bin auch ich ready für den Strand. 

 

 

In der letzten Stunde von Arles nach Salin de Giraud präsentieren sich alle bekannten Kulturgüter der Camargue: weisse Wildpferde, schwarze Kühe mit Hörnern und die dazugehörenden Ibise neben und auf derselbigen. Sehr viel Grün, Vögel aller Art und Felder über Felder mit Reis. Von Salin zum Strand sind es nochmal 11 Kilometer, entlang der grossen Salz-Becken. Ich bin vor allem von den Flamingos fasziniert, die mit mal mehr und mal weniger pinkem Federkleid und ihren langen Beinen im salzigen Wasser nach Krebsen suchen. 


4.9.2022 Mund zu - Brille auf

Gerade als die Sonne sich auf ihren Untergang vorbereitet erreichen wir den Plage de Piémanson - 11 Kilometer von Salin de Giraud entfernt. Ich muss aufpassen, dass mir keine Libellen in den Mund fliegen, denn der steht sperrangelweit offen. I-C-H  L-I-E-B-E  E-S! 

 

Wir stehen am Strand mit direktem Meerblick und Meerrauschen, als wir unseren Grill-ZNacht mit passendem französischem Wein und Sonnenuntergang geniessen. Können Ferien mehr fordern? Ich glaube nicht. 

 

Das Aufwachen ist genauso spektakulär wie das Einschlafen - mit Meeresrauschen und Blick über den Sandstrand auf das blaue Meer. Wir haben hier tatsächlich übernachtet - und die „Einschränkungen“ dafür sind überschaubar: man darf über Nacht einfach nichts draussen stehen lassen, was auf Camping hindeutet. Also Tisch, Stühle und Store rein und Türe (und Mund) zu - geniessen!

 

Und das mit dem Geniessen zelebrieren wir auch am ersten Tag. Es ist wunderbares Sommerwetter, wir schlafen lang, machen Brunch und kühlen uns im blauen Meer ab. Der Sand ist so fein, dass er bald überall klebt und auch trotz waschen nicht abgeht. Herrlich - Sommer 2022 die Zweite!


5.9.2022 Flamingos und Gelsen

Der Plage de Piémanson ist wunderbar schön und der Stellplatz einmalig: auf feinem Sand, das Meer direkt davor, ruhig. Im Hintergrund die Salinen mit den vielen Vögeln und den Flamingos, die ruhig im Wasser ihre Bahnen ziehen und nach Krebsen suchen. 

 

 

Doch die Gefahr lauert in der Dunkelheit, besser gesagt der Dämmerung. Da kommen sie und fallen über dich her: Horden von Mücken, Gelsen, Moskitos, oder wie die Dinger auch jeweils genannt werden. Und das mit dem Überfall ist keineswegs übertrieben. Es war unser erster Abend und wir sitzen gemütlich beim Abendessen, die Sonne geht romantisch in verschiedensten rot-orange Tönen unter und da ist es: bssssssssss... ahhhh...!! Haha, aber nicht so bei mir: ich habe dieses Jahr ein neues Anti-Mücken-Mittel dabei und bin von oben bis unten eingecremt. Auch Michi macht sich sogleich daran, als er attackiert wird und so können wir unser Abendessen und den lauen Abend fortan in kurzer Kleidung geniessen. Belustigt schauen wir uns die Nachbarn ringsum an, die entweder in die Camper fliehen oder sich einkleiden als Mumie. Es geht nicht lange kommt eine Camper-Nachbarin und fragt, wie es sein kann, dass wir so ruhig hier sitzen und sie fast schon Blutkonserven benötigen, weil sie ausgesaugt werden. Wir sind ja nicht so und geben etwas von unserem „Geheim“-Mittel ab.


6.9.2022 Schwäne im Meer?

Heute steht wieder etwas Kultur auf dem Plan. Michi möchte mir zwei Orte in der Nähe zeigen, an die ich seiner Meinung nach auch Gefallen finden würde. Spoiler vorweg: es hat mir sehr gefallen!

 

Das Wetter heute ist perfekt für einen Ausflug, wolkenverhangen, aber doch warm. Wir sind früh unterwegs, aber auch um kurz vor 9 Uhr haben wir schon 24 Grad. Nachdem wir in Salin de Giraud notwendige Be- und vor allem Entsorgungen gemacht haben, starten wir über den Étang de Vaccarés (Weihergebiet) los Richtung Westen. Die Fahrt im Naturschutzgebiet ist Augenfestspiel für Vögel-Liebhaber. Auch ich als Hobby-Ornithologin bin fasziniert über die vielen Vögel, die in grossen Schwärmen ihre Formationen über dem Schilfgras fliegen, oder als plötzlich eine Fasan-Henne gemütlich über die Strasse spaziert. Als wir dann im Wasser tausend Blesshühner (ich übertreibe nicht) und mittendrin Schwäne entdecken, müssen wir dann doch stehen bleiben, denn das haben wir definitiv beide noch nicht gesehen haben. Die Fahrt durch das Gebiet ist etwas holprig, aber absolut wert sich anzusehen, wenn man Natur liebt. 

 

Unser erstes Ziel ist Aigues Mortes, eine der grössten noch erhaltenen mittelalterlichen Festungsstädte.

Passend zur Mittagszeit suchen wir uns einen Tisch in einem der zahlreichen Restaurants und geniessen ein herrliches Essen bestehend aus Salade avec Chevre Chaud, Moules au frites und Dorade grilleé

So gestärkt flanieren wir noch etwas durch die romantischen Gässchen, entlang an der alten Stadtmauer und stellen uns das alles im Mittelalter vor, auch wenn die Vorstellungskraft stark an der Illusion arbeiten muss mit all den bunten Souvenirläden und den dazwischen wuselnden bunt bekleideten Touris. 

 

Auch in Saintes Maries de la Mer, unserem nächsten Halt stossen wir auf die vielen Souvenirläden, nur die Touristen sind noch nicht so zahlreich unterwegs, da die noch ihre Krebsröte am Strand perfektionieren. Hier finden wir auch den bekannten Camargue-Reis (in Bio), in allen Farben (rot, weiss, schwarz und deren Kombinationen), hier langen wir ebenso grosszügig zu wie beim Rosé im nächsten Supermarkt - man muss sich ja an die Kultur etwas anpassen ;)

 

Zurück in Salin de Giraud machen wir noch einen Stopp, um uns die Salzbecken auf dem Weg zum Strand genauer anzusehen. Riesig sind die und teilweise schon ganz rosa. Der aufgetürmte Salzberg ist höher als so mancher „Berg“, unvorstellbar die Mengen, die hier ge- und befördert werden (vorwiegend zum Salzen der Strassen im Winter). 


7.9.2022 

Stürmisch war sie unsere Nacht, nicht nur von den drei Flaschen Weisswein, die wir mit unseren Camper-Nachbarinnen „degustiert“ haben, auch der Wind hat uns kräftig durchgeschüttelt. Als wir aufwachen, sind wir zwei Camper-Grüppchen noch die einzigen auf dem Strand, die anderen haben sich vor dem Wasser in Sicherheit gebracht (Memmen!)

 

Nun ja, nichtsdestotrotz ist es Zeit für uns zu gehen - nicht wegen dem Wasser oder dem Wetter, sondern weil wir doch noch ein Ziel vor Augen haben: wir wollen am Wochenende (in 4 bis 5 Tagen) im Gargano sein und uns wie im letzten Jahr mit Mama und Papa Schäfli auf dem Camping in Vieste treffen. Somit heisst es heute: Adieu Plage de Piémanson, schön wars - wir kommen wieder!

 

Wir düsen an der Côte d'Azur entlang, geniessen die Aussicht und ein wunderleckeres Essen in Toulon am Strand - ist schon wirklich eine schöne Gegend. Genau so wie ich sie in Erinnerung hatte aus 2005, aber mit noch mehr Menschen. Was uns in Cannes auch zum Verhängnis wird, wo wir nur noch im stop-go Modus durch die Croissete (Flaniermeile am Meer) tuckern. Sieht wunderbar aus, einfach ein bisschen langsam. Vermutlich auch dem Umstand geschuldet, dass gerade eine Yacht-Messe stattfindet und an einer Ecke ein Film gedreht wird, wodurch der Verkehr immer wieder angehalten wird. Wir beschliessen ein bisschen mehr Gas zu geben und fahren Richtung Autobahn, aber auch hier viel viel viel zu viele Autos - wir sind in der Rush Hour gelandet und kommen bei Nizza und Co. nur sehr langsam vorbei. 

 

Es dunkelt schon ein, als wir in Cervo einen Campingplatz am Meer erreichen (eine Empfehlung von Gertrud), und werden gleich enttäuscht, da er „completo“ ist. Meno! 

 

Schnell aber haben wir Ersatz und Platz gefunden und nur schon eine halbe Stunde später können wir mit einem Glas Rosé und einer warmen Dusche den Abend ausklingen lassen. Erneut mit beruhigendem Meeresrauschen, diesmal jedoch schon in Italien, in Diano Marina.


8.9.2022

Heute wollen wir schlauer sein und die grossen Metropolen vor dem grossen Verkehr hinter uns lassen. Wir fahren früher los und nehmen die Autobahn, auf der wir, dank der erhöhten Position im Camper immer noch einen grandiosen Ausblick auf die Landschaft haben. So kommen wir zum Beispiel durch Genua problemlos durch. Wie schon gesagt, Ziele haben wir nicht wirklich, aber Lucca wollte ich schon mal gerne ansehen und in dessen Zuge auch Pietrasanta, weshalb wir uns einen Camping nähe Camaiore/Viareggio auserkoren haben. 

 

Allerdings entsprach dieser nicht meinen Vorstellungen, weshalb ich mich erneut auf die Suche gemacht habe und einen total netten, aber nicht ganz offiziellen Stellplatz in Migliarino direkt am Meer gefunden habe. 

 

Meerrauschen, kitschiger Sonnenuntergang, ein/zwei Gläschen Rotwein und eine Pfanne mit Brat-Kartoffeln zum Z’Nacht - noch Wünsche übrig?


9.9.2022 Kultur auf Rädern

Ein bisschen Kultur gehört für mich in den Ferien einfach dazu. Deshalb sind wir heute früh als erstes nach Lucca gefahren und haben uns dort ausserhalb der Stadtmauern einen nahen Parkplatz gesucht. Unsere Idee: wir erkunden die nicht gerade kleine Stadt mit den Fahrrädern! - Und ja, sie sind noch da (wer den Joke nicht versteht, darf gerne die Geschichte vom letzten Jahr nachlesen).
Es ist schon sehr warm an diesem Vormittag und die ersten Touristen latschen schon Richtung Stadtmauern. Die Distanzen sind nicht gerade klein, besonders bei diesen Temperaturen - aber wir cruisen gemütlich über die Strasse, durch eines der Stadttore und rein in das historische Stadtzentrum. Die kopfsteingepflasterten Gassen wirken verwunschen und trotz der Touris noch typisch italienisch. Früher zählte die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz zu den bedeutendsten Städtchen Italiens wegen seiner Textilindustrie. Sie liegt ca. 20km von Pisa entfernt und ist längst kein Geheimtipp mehr, wenn man sieht, wie sich die Gassen immer mehr mit Menschen füllen. Mit unseren Rädern radeln wir aber lässig über den Piazza dell‘ Anfiteatro, sehen uns die mittelalterlichen Wehrtürme wie den Guinigiturm, prunkvolle Kirchen wie die Basilika San Frediano und den Uhrturm an. Wir machen Fotos vor der Kathedrale und genehmigen uns eine Pizza einem der kleinen Restaurants. Zum Abschluss noch eine Fahrt über die 4km lange Stadtmauer. Beseelt von der einfachen und wenig schweisstreibenden Art, diese schöne Stadt erkundet zu haben, fahren wir weiter durch die Toskana - bereits schon ein Ziel im Gedanken.

10.9.2022 Wir haben es wieder getan

Es gibt Orte auf der Welt, die vergisst man einfach nicht. Dazu müssen diese nicht mal gross, prominent oder pompös sein wie Paris, Singapur oder Hawaii. 

 

Bei uns war es ein kleiner Ort an der Grenze zwischen Toskana und Latium, der uns im Gedächtnis haften geblieben ist. Warum ist schwer zu erklären - vielleicht war es der Strand mit dem schwarzen, feinen Sand, der Stellplatz auf der Wiese mit dem speziellen Sonnenuntergang, der kitschige Apéro-Platz am Meer oder das Restaurant mit der leckeren Meeresfrüchte-Platte. Vermutlich aber das Ganze, die Kombination aus allem. Weshalb wir das genau so wiederholt haben. In der Marina di Peschia Romana.


11.9.2022 Pompeji oder was davon übrigblieb

Letztes Jahr war Peschia Romana unsere letzte Station an der Westküste, bevor wir über Rom auf die Ostseite in den Gargano gefahren sind. Diesmal hatte Michi noch die Idee mir ein weiteres Highlight Italiens zu zeigen: Pompeji!

Super coole Idee, da bin ich doch sofort dabei!

 

Die Reise über Rom, Neapel - mit Blick auf den Vesuv -, nach Pompeji dauert nicht mehr als 4 Stunden. Passend zur Apéro-Zeit kommen wir auf unseren auserwählten Campingplatz direkt in Pompeji, nur 50 Meter vom Eingang der Ruinen entfernt, an. Idealst! Der Platz ist zwar nicht sehr gross, aber super für eine Nacht und der perfekte Ausgangspunkt für die Besichtigung der Ruinen. 

 

Es ist noch relativ früh, als wir mit dem ersten kleinen Schwung an Besuchern in die weitläufige archäologische Stätte eintreten. Die einst wohlhabende und kultivierte römische Stadt wurde nach einem verheerenden Vulkanausbruch des Vesuvs im Jahr 79 n. Chr. unter einer meterhohen Asche- und Bimsschicht begraben. Von den 20.000 Einwohnern wurden später etwa 2000 gefunden (teilweise gut konserviert von der Asche). Deshalb gehen die Wissenschaftler davon aus, dass viele Menschen noch flüchten und somit überleben konnten. Die Stadt aber wurde komplett verschüttet und geriet für Jahrhunderte in Vergessenheit. Nach umfassenden und mühevollen Ausgrabungsarbeiten sind die freigelegten Ruinen der Stadt wieder zu besichtigen.

 

Ich bin fasziniert - wie damals in Machu Picchu - von den steinernen Gebäuden, den Säulen, den gut erhaltenen gepflasterten Strassen und stelle mir vor, wie die Stadt, damals belebt, wohl ausgesehen hat. Wir spazieren durch das Amphitheater, durch ein Waschhaus, durch eine Art „Buschenschank“ und durch den Venus-Tempel und bewundern die noch teilweise gut erhaltenen Wandmalereien und Mosaikböden. 

 

Wenn man möchte, könnte man hier einen ganzen Tag verbringen und durch die verschiedenen „Quartiere“ laufen, sich von einem Führer die Geschichte erzählen lassen und Haus für Haus abklappern. Wir haben nach 2 Stunden genug - es ist sehr heiss und es strömen immer mehr Touri-Gruppen in die Anlage. Wir verlassen Pompeji - zufrieden und kulturell genährt. 

 

Nur 30 Minuten später erreichen wir Salerno, der Ausgangspunkt für die schöne Amalfi Küste. Wir wären sie gerne gefahren, allerdings sind die engen Küstenstrassen tagsüber für Wohnmobile gesperrt. Schade, aber verschmerzbar. Wir platzieren uns für unsere letzte Nacht an der Westküste auf einem Stellplatz gegenüber der belebten Flaniermeile und dem Meer. 

 

Der Platz ist wirklich nichts Besonderes - Beton, etwas verwahrlost und hat nichts von der romantischen Vorstellung von Camperferien. Aber der Strand ist sehr schön: schwarzer Sand, mit vielen runden Steinen, verlockendes Meer.

Leider tragen die Italiener, wie zu vielen anderen Orten und Stränden, keine Sorge dazu, weshalb überall Zigarettenstummel, Plastik und co. rumliegen. Super-Dödels schmeissen sogar Flaschen an den Strand, die natürlich an den Steinen zersplittern. Das einzig Positive daran (wenn man etwas positives sehen will) ist, dass die Splitter dann so lange vom Wasser und den Steinen umspühlt werden, bis sie ebenfalls so hübsche runde Gebilde wie die Steine sind.

 

Unser Stellplatz ist etwas ausserhalb des Stadtzentrums, das bedeutet längeres Flanieren entlang am Meer oder Velos auspacken. Wir entscheiden und für Variante zwei, da es erneut 30 Grad anzeigt und es uns zum Spazieren zu heiss ist. Ausserdem wollen wir noch Leckeres für das Abendessen einkaufen. Gesagt getan, Fahrräder bereit und wir besichtigen die hübsche Altstadt mit den engen verwinkelten Gassen, die am Nachmittag wie ausgestorben wirken, per Zweirad. 

 

Es dunkelt schon ein, als wir es uns mit einem Glas Rosé und Leckeres vom Grill vor dem Camper gemütlich machen. Mit dieser Aussicht wirkt auch der Stellplatz plötzlich romantischer als er ist.


12.9.2022

Heute verlassen wir die Westküste und fahren einmal quer durch den Stiefel auf die andere Seite in den Gargano, den Sporenabsatz. Wir wählen diesmal eine andere Route als letztes Jahr, da uns die Fahrt über die vielen Brücken mit ihren Rinnen auf den Keks gingen. Zwei Stunden das lästige Gehupel mit dem nervigen „tatam tatam“, das wollten wir nicht mehr. Wie sich herausstellte war die neue Route die viel bessere Wahl. Die Landschaft ist ganz anders und die Strassen sauber. Zeitweise wähnten wir uns in Slowenien oder der Südsteiermark, mit dem Ausblick auf kleine Häuser und die Rebberge. Es war schön zu sehen, dass es auch noch unberührtere Gegenden in Italien gibt. 

 

Es ist kurz vor Apéro, als wir den Campingplatz erreichen, wo wir von Gertrud und Beat freudig begrüsst wurden. Wir freuen uns wieder hier zu sein, um bei schönem Strand und Meer, Sonnenschein, gutem Essen und guter Gesellschaft den Sommer zu verlängern.