Costa Rica 2017



Costa Rica 2017 Part I - Die Vorfreude war fast nicht auszuhalten

 

Lange haben Sonja und ich auf den Moment gewartet. Die Flüge nach Costa Rica haben wir bereits im Februar gebucht und wir haben wirklich lange und hart auf diese Reise gewartet. Wieder mal in ein Land zu reisen, dass wir beide noch nicht kannten, ist schon was besonderes. Fast "vergiggert" sind wir und die Tage bis zum 06.06. Die waren gefühlt so lang wie Jahre, Jahrzehnte, Lichtjahre, Galaxien.... 

Endlich konnten wir aber unsere 7 Sachen packen und an den Flughafen fahren (resp. uns mit Michi hin chauffieren lassen). Mit der Edelweiss gibt's seit Mai einen Direktflug. Besser kann es ja gar nicht sein. Eingecheckt, 2 Notausgangssitze ergattert und ab in Richtung Westen. 12 Stunden dauerte der Non-Stop Flug nach San José, der wirklich in Ordnung war. Klar, ist nach 12 Stunden der Arsch mehr als platt. Aber seien wir uns mal ehrlich. Der ist auch schon vorher platt. Wenn der Breitarsch vorher schon breit war, bringt die Ausrede vom 12-Stundenflug auch echt nix. Selbstbelügung sag ich nur dazu. Egal. Wir sind gesessen, gesessen und noch mehr gesessen. Zum Glück gabs adäquates Essen. Kalbsbratwurst mit Rösti (wir sind ja in einem Schweizer Ferienflieger) oder Mais-Gnocchi (sprich: Gnotschi) mit Gemüse. Das passt - da findma was. Mit dem Essen bist ja schon mal a bissal beschäftigt und dann noch 2 bis 5 Filme und dann bist immer noch nicht da. Auf einmal brichst weg, wie in der Apokalypse und auf einmal wird gefühlt der Scheinwerfer auf dich gerichtet (weil das Kabinenpersonal das Licht ca. 2h vor Landung wieder einschaltet). Schlimm ist das. Wie früher in der Disco. Kennt's das? Da bist die ganze Nacht im Untergrund am "dancen", "flirten" und "wasweissichwas" und dann ist Sperrstunde und das Licht wird grell. Aber so grell, dass das "dancen" bei keinem mehr gut aussieht, der Flirt sich als Quasimodo entpuppt und auch sonst alles gar nicht mehr so cool ist. 

 

Oha - abgeschweift. Nach 12 Stunden Flug sind wir endlich in San Josè angekommen und ab ins nahe gelegene Flughafen-Hotel und endlich liegen und schlafen... ahhhh.... herrlich. Morgen geht's dann gleich weiter in Richtung Osten in den Regenwald. Poooahhhh sind wir aufgeregt! Aber zuerst mal heizzii. Buenas noches a todos!


Costa Rica 2017 Part II - Die Goldkuh wurde gemolken

 

Die erste Nacht war relativ kurz - mit Jetlag schläft es sich ja in der Regel nicht so gut. Es soll ja Leute geben die behaupten, dass Jetlag eine reine Kopfsache ist, jedoch sind das wohl auch Menschen, die sonst allerhand Scheiss behaupten. Egal. Wir sind sowieso top-motiviert, springen aus dem Bett, hüpfen unter die Dusche und können es gar nicht abwarten, an der nahegelegenen Europcar-Station unseren Mini-Jeep abzuholen und endlich das eigentliche Abenteuer zu starten. Ein weisser Daihatsu begleitet uns in den nächsten 3 Wochen durch das Land des "pura vida". Wir sind aufgeregt und freuen uns, auf die bevorstehenden Aktivitäten im Regenwald. Jiiippppiiieee... Wir verlassen San Josè, jedoch war die Vorfreude nicht wirklich von langer Dauer.

 

Nach bereits 20km die Ernüchterung. Aiiiii ,wir haben einen Platten. Hinten rechts hat es sich wohl irgendwo "gespahlt" und wir fahren nur noch auf der Felge. "

Ahaaaa, das ist das komische Geräusch, dass wir schon seit einigen Kilometern gehört haben." Wir 2 Schlauberger. Aber ja. Wir haben's ja zum Glück mit Hilfe eines anderen Autofahrers gemerkt. Zack, fahren wir an den Strassenrand und schauen mal etwas verdattert aber nicht unmotiviert auf den Platten. Also das schaffen wir wohl auch noch. Könnte ja noch viel schlimmer sein. Ahhhh Moment.... Könnte noch viel schlimmer sein? Ahhhh... behalten wir uns diese Aussage mal für später im Kopf. 

 

Wie aus dem Nichts tauchte auf einmal eine "Muchacha" auf und bot uns an, beim Reifenwechsel zu helfen. Überrascht über die Freundlichkeit willigten wir ein und sie fing gleich an, am Auto herumzumontieren. Voll cool, dachten wir. Leider mussten wir jedoch ziemlich gleich mal feststellen, dass der Schlüssel, mit dem man die Radschrauben lösen sollte, defekt ist. Na toll. Auf das Detail haben wir bei der Autovermietung natürlich nicht geachtet. Hmmm ,wie lösen wir denn das jetzt? "grübel grübel und studier".... 

 

Auf einmal blieb ein "Muchacho" mit seinem Pick-up stehen und "wachelt" schon mit einem 4-strahligem Radschlüssel. Ahhh, es gibt doch noch einen Reifenwechsel-Gott und dieser war uns heute doch wohlgesinnt. Er stieg aus und fuchtelt etwas mit dem Schlüssel herum und jedoch ging auch das leider neda. Hmmm... Wieder ratlos stehen wir zu 4t am Strassenrand. Sie hat uns noch versucht auf dem Handy zu zeigen, wo die nächste Werkstatt zu finden ist und er ist mittlerweile wieder abgezischt. Naja - wir dachten uns, dass wir auf den Europcar-Pannendienst warten - kann ja auch nicht ewig dauern. Da es mittlerweile zu regnen begann, sind wir ins Auto eingestiegen und warteten.

 

Kreeeiiiiisch!!!!! Ich schreie auf - fast wie am Spiess. Schock! Sonja starrt mich an. Wo ist mein Rucksack? Wo ist mein Turnbeutel? Wo ist meine Kamera? Auch Sonja schreit laut aus. Kreeeeiiiisch!!! Auch ihr Rucksack ist weg. Wie vom Teufel geritten, sprangen wir aus dem Auto und durchsuchten alles. Wirklich ALLES! Einmal, zweimal, dreimal. Wir konnten es einfach nicht glauben. Weg. Unsere Tagesrucksäcke sind weg. Weg. Weg. Weeeeeeeg. Futschi. Adios. Es ist einfach nur doof, deppat, unglaublich, unerhört, peinlich, am egokratzend, schwindelerregend, voninnenheissaufsteigend, ärgerlich, kopfzerbrechend.

 

WIR WURDEN AUSGERAUBT! ALLES WEG! WIR HABEN NIX MEHR! Keine Reisepässe, Kreditkarten, Bankkarten, Cash, Versicherungskarten, Fotokameras und sonst noch alles Mögliche. EINFACH weg! Sogar die Antibaby-Pille - verschwundibus!

 

Im totalen Schock, kann ich nicht mal eine Träne rausdrücken! Ich glaub, ich flieg in Ohnmacht und es ist offiziell: Die (österreichisch-schweizerische) Goldkuh wurde gemolken. 


Und plötzlich identitätslos

 

Wenn einer eine Reise tut so kann er was erzählen - wenn auch nicht immer Positives.

So ist es uns ergangen, vor zwei Tagen, als wir voll motiviert in den ersten Tag unserer Ferien in Costa Rica gestartet sind. Noch ein bisschen zerstört und müde von der langen Reise und der kurzen Nacht, aber top motiviert, haben wir am Morgen unser Mietauto abgeholt. Wie gelernt, haben wir das Auto kontrolliert und alle Beulen und Schrammen festgehalten (es war auf der Schadensmeldung ein grosses Kreuz über das ganze Auto), gefragt was zu tanken ist, wie der Deckel aufgeht und uns über Verkehrsregeln informiert - vorbildlich würde ich sagen. Dass das Radkreuz einen Riss hatte und uns dies zum Verhängnis werden könnte, haben wir nicht gesehen, mehr dazu später.

Noch schnell in den Supermarkt, um uns mit Wasser einzudecken und ab Richtung Selva Bananito, unser erstes Abenteuer in diesem neuen  Land. Plötzlich, nach nicht mal 2 Stunden Fahrt - ein Platten. Na toll! Auto abgestellt, Wagenheber und Radkreuz gesucht und los (gut hatte ich erst vor wenigen Tagen meine Reifen fast selbst gewechselt, also wusste ich immerhin in etwa wie es geht. Der Wagenheber war knifflig und die Schrauben fest angezogen, der Schlüssel rutschte ab. Da kam eine nette Lady und fragte, ob sie helfen kann - "muy facil" war ihr Kommentar, das haben wir gleich. Es sah auch professionell aus, alles am richtigen Ort und los. Aber auch ihr rutschte das Kreuz von den Schrauben. Da sahen wir, dass der Schlüssel einen Riss hatte. Auch die Schrauben vom Ersatzrad bewegten sich keinen Millimeter. Sylvia informierte inzwischen die Mietwagenfirma über die Panne, die versprachen jemand zu schicken. Dann kam aus dem Nichts ein Pick-up und ein "freundlicher" Mann, der seine Hilfe anbot - sein Schlüssel passte, war intakt, aber die Schrauben auch für ihn zu fest. Die Lady zeigte uns auf unseren Handies, wo die nächste Werkstatt sei (im Nachhinein betrachtet viel zu lange). Immer noch niemand von der Mietwagenfirma in Sicht und es fing an stark zu regnen. Die beiden "zuvorkommenden" Personen verabschieden sich und gehen bzw. fahren weg. Sylvia und ich setzen uns ins Auto wo wir sofort merken "da stimmt was nicht" - die Kamera von Sylvia war weg!! Aaarrrg! Sofort der Blick auf den Rücksitz: wo die beiden Rucksäcke standen, klaffte ein schwarzes Loch. Auch weg!!! Das Herz rutscht in die Hose. Wir wurden beklaut!! Das kann nicht sein, die hinteren Türen waren abgeschlossen, das Land gilt als sicher, die Ärsche waren so freundlich. Aaarrrggggg! Neeeein! Wiesoooo?


Costa Rica 2017 Part III – Nicht nur die Identität ist weg

 

Wo waren wir also stehen geblieben. Genau. Stimmt. Schon fast vergessen. Am 06.06.2017 um 11.30 Uhr Ortszeit wurden wir tatsächlich ausgeraubt. Ich kann das ja noch gar nicht glauben. Wie surreal ist denn das schon wieder? Kann ja grad gar nix damit anfangen. 

 

Wir versuchten die Situation Revue passieren zu lassen und dachten, dass wir bereits in San Jose auf dem Parkplatz vom Walmart ausgeraubt wurden. Aber das kann gar nicht sein. Erst dort habe ich das Auto “eingerichtet”: Sprich alles nach vorne, was nach vorne muss. Alles nach hinten, wo kein Schwein braucht, etc. Wie man das halt macht, wenn man ein Mietauto hat. Zu diesem Zeitpunkt war definitiv noch alles da. Das kann mein Nudelsieb-Gehirn reproduzieren. Aber wann ist denn das genau passiert?

 

Leck mir am Arsch. Wie bescheuert sind wir den eigentlich? Wir lassen uns von der Alten zeigen, wo die nächste Werkstatt ist und währenddessen räumt der Arsch mit dem Pick-up unser Auto aus. Ja genau. So muss es gewesen sein. Ganz klar ein abgekartetes Spiel. Ein Platten, aus dem Nichts eine "nette" Chica, aus dem weiteren Nichts ein "hilfsbereiter" Chico, sie lenkt uns ab, er haut mit dem Diebesgut in die neue Freiheit. Geistesabwesend, der Körper war da, aber das Hirn hatte noch keine Chance diesem Vorfall standzuhalten, ruft Sonja 911 an. Nein – nicht bei Porsche. Wir haben ja einen Daihatsu. 911 ist die Nummer der Polizei. Nach für uns endlosen Minuten des Wartens treffen die Pappenheimer endlich mit Blaulicht ein und so ist es nun um mich geschehen. Mein Gott bin ich auch sowas von emotional. Sonja wird wahrscheinlich in 3 Monaten Tränen vergiessen. Aber mein Wasserfall schoss unerbittlich in die Tiefe meines Ausschnittes.

 

Die Polizei wollte nun wissen, wer wie was wann wo und Sonja hatte in einer spanischen Meisterleistung diesen fiesen Tathergang beschrieben. Gibt’s ja ned… Da wirst fast bis auf die U-Hose ausgeraubt und dann habens ned mal den Reifen gewechselt. Faul sind’s auch noch die Diebe. Blödes Pack. "GiftblitzezudenDiebenschickeundihneneinefieseGeschlechtskrankheitwünsche"

 

Sogleich eilten zusätzlich zu den 2 Blauen in Uniform noch 3 Typen herbei. Der eine mit einer Art Brechstange in der Hand. "Ojemine" hab ich mir nur gedacht. Was will er den jetzt damit? Uns noch einen über die Rübe hauen oder what? Naja, egal ist es auch. Vielleicht war’s auch nur ein schlechter, ein SEHR SCHLECHTER Traum und ein Schlag auf die Büchs lässt uns verwachen. Naja – zu früh gefreut. Es gab weder einen Schlag (das ist ja noch in Ordnung) und auch ist niemand aufgewacht (shit! Es scheint Realität). Doch irgendwie wurde die ganze Sache immer mehr real.  Die 3 Typen erzählten auch noch von den 2 Gestalten, die sie beobachtet haben und was weiss ich was noch alles. Ach ja – mit der Brechstange haben die dann unseren Platten gewechselt – da war ja noch was. Mir war’s schon eher wurscht als was anderes. Ich war schon so nudelfertig, dass sich alles wie ein milchiger Film abgespielt hat. Kann natürlich auch sein, dass mit die Sonnencreme in die Augen geronnen ist. Weil in der Früh hatte ich noch eine, die ich mir ins Gesicht schmieren konnte. Na bravo. Und jetzt? Ah stimmt. Jetzt hab ich keine Sonnencreme mehr. Weg. Futsch. Nada. Niet. Gone. Tschüssikofski. 

 

Kein Pass, keine Kreditkarte, kein Money. Wir sind def. aufgeschmissen und müssen mal tief durchatmen. Was machst den jetzt genau 3 Wochen? Wir sind keine 24h in Costa Rica und haben schon alles “verprasst”. Geld weg, Identität weg. Grosses Kino sag ich nur! Der Filmtitel: “WER BIN ICH?”


Costa Rica 2017 Part IV – Film mit Fortsetzung

 

Irgendwann hat die Polizei unseren Reifen gewechselt und sie haben uns angewiesen, auf den nächsten Polizeiposten zu fahren um eine Anzeige zu erstatten. Erstens sei es wichtig für die nationale Verbrechensbekämpfung (die mich ehrlich gesagt im Augenblick reichlich wenig juckt) und natürlich für die ganze Versicherungs- und Verlustkacke, die noch auf uns zukommt - sowohl in Costa Rica, als auch in der Schweiz. Freuuuuude herrscht!

 

Wir kommen nach wenigen Minuten am Polizeiposten in Heredia an. Dort lassen die zuerst nur eine Person rein. Eh besser, wenn ich heulendes Elend draussen bleibe, aber irgendwann muss ich dann doch noch rein. Na toll. Keine Sau redet Englisch. In meinem Jugo-Spanisch versuche ich zu reden, was mir noch an Wörter einfällt. Aber wennst da gar nix kannst, bist ja voll aufgeschmissen. Krassomat. Wir wurden befragt, protokolliert. Unser Auto wurde fotografiert, die Spurensicherung hat die Fingerabdrücke vom Auto genommen (innen und aussen) und schlussendlich mussten auch wir unsere Brazzal herhalten und in Tinte gedunkt auf das weisse Papier drücken. Kommst dir ja echt vor wie ein Schwerstverbrecher. Wir mussten versuchen uns an alles zu erinnern, was uns geklaut wurde, da alles genau protokolliert werden muss. Was für ein unglaublicher “pain”.

 

Immer wieder sind Leute rein, raus. Aber wir waren dort und sassen, erzählten, heulten (also ich) und füllten aus. Poooahhh eh… Also Leute: ein Tipp. Schauts einfach, dass Euch im Ausland nie was gestohlen wird. Wie behindert ist denn das? Kannst echt vergessen.

 

Nach einer gefühlten Ewigkeit, oder ca. 3 Stunden haben wir alles erledigt und wurden sozusagen entlassen. Aber wo sollen wir hin? Wir haben keine Unterkunft, kein Geld für eine Unterkunft und eben: keine Identität. Scheisse. Der Detektiv hat uns eh schon gefragt, ob wir im Auto übernachten. WAAAAS? Im Auto? Ned im Ernst oder? Die Nerven liegen schon wieder blank. Also noch blänker als blank. Glaubts es mir. In der Hoffnung, dass uns das Flughafenhotel nochmals aufnimmt und wir eventuell mit den Globetrotter (wir haben die erste Nacht und das Mietauto über die gebucht) etwas trixxen können, machen wir uns nudelfertig auf Richtung Flughafen. Wir sind hungrig, haben Durst, aber keinen Rappen, dass wir uns etwas kaufen können. Wir hatten so feine frische Bananen vom Frühstück mitgenommen. Sogar die haben uns die Büchner gestohlen. Ich fass es einfach nicht…

 

Völlig im Hungertaumel knattern wir die Strasse gen Flughafen als es mich auf einmal zuckt. Ein leises “ned im Ernst” kommt mir aus. Ein lautes “DER PENNER HAT DEINEN RUCKSACK AN” folgt im direkten Anschluss. “Bleib stehhhhhhn” blärre ich und Sonja bremst voll in eine Bushaltestelle ein. Naja. Ganz fertig überlegt haben wir diese Situation schon nicht. Jetzt stehen wir da, hinten steht ein Penner mit dem gestohlenen Rucksack – sprich UNSER Rucksack und was machen wir? Sonja zu mir: “Spring raus und lauf ihm nach!!!! Loooooos!!!!” Wie von der Tarantel gestochen spring ich aus dem Auto vor der Bushaltestelle (die voll Leute war) und rannte in Richtung Penner. Ziemlich schnell war aber meine Hose vor lauter Angst voll und ich nahm mein Handy raus und machte mal schnell ein “Beweisfoto”. Die Polizei hat nämlich vorher bedauert, dass wir kein Foto von den fleissigen “Helfern” oder besser gesagt Entwendern gemacht haben. So KNIPS mache ich schnell ein Foto und renne – nein ich schleiche zum Penner. Geistesabwesend packe ich den von hinten und schreie ihn im Jugospanisch an: ESO ES MI MOCHILLA (das ist mein Rucksack). Mit grossen Augen schaut er mich an, voll verdaddelt, weiss ned, was sagen, was machen. Auf einmal kommt ein ziemlich aggressiver Ton zurück. Oh oh hilffeee..… War diese “Rückeroberungsaktion” wohl ein Fehler im Film? Kommt’s jetzt zum Filmriss in WER BIN ICH?

Er geht einen Schritt zurück und meinte, er habe den Rucksack im nahegelegenen Park gefunden. Auf einmal steht auch meine Sis neben mir. Danke, hast du mich in die Hölle des Löwen geschickt… Pffff… Mich da so allein zu lassen. Der Penner öffnet den Rucksack und holt “Werkzeug” raus. Ein riesiges Messer, einen rostigen Brieföffner und sonst noch Gschmois. Ohjemine… Ich glaub, unser letztes Stündchen hat nun definitive geschlagen. Wie doof sind wir eigentlich wirklich? Zuerst lassen wir uns mit einer simplen Masche ausrauben und dann meinen wir noch in Zentralamerika (ich meinte gehört zu haben, das die Kriminalrate hier doch relativ hoch ist im Vergleich zur Schweiz) jemanden mit möglichen Tatwaffen anzugreifen. Na bravo. Schlau waren wir schon immer. Wir fragten, ob ned doch noch wenigstens ein Reisepass drin ist und er meinte NEIN, alles leer. Auf einmal machte er den Reissverschluss ganz vorne auf und meinte: Ah ja doch. Da ist noch was von Euch. Er griff rein und nahm raus: Tatttaaaaaa.... Das Bieberli von der Edelweiss-Air. Wir schnallen jetzt definitiv ab. Sind sich die Verbrecher zu fein, auf exklusives schweizer Süssgebäck zu verzichten? Ich könnt schreien (machs aber ned, weil die ganze Bushaltestelle schaut eh schon). 

 

Aber wir hatten Glück. Er meinte es echt ned böse und gab den Rucksack mehr oder weniger freiwillig frei. Sonja machte ihm noch das Angebot, dass wir gemeinsam zum Polizeiposten fahren. Diese Idee haben wir im Nachhinein auch als mässig schlau identifiziert. Er hätte uns ja vom Rücksitz her von hinten angreifen können… Bad idea Klappe die 5te!

 

So fahren wir retour zur Polizei um das Beweisstück zu übergeben. Eine unendliche Geschichte. Nach einer weiteren Stunde am Polizeiposten fahren wir wieder Richtung Flughafen. Wir haben ja noch eine grosse Hürde vor uns – schon vergessen? Wir haben kein Geld und kein Dach übern Kopf. Wir kommen fix und foxxi im Hotel an. Und wenn mal der Wurm drin ist, ist er def. drin. Sorry – leider kein Zimmer ohne Kreditkarte und Ausweis. Wir diskutieren, fragen, betteln. Nix zu machen. Natürlich ist es in der Schweiz mitten in der Nacht und der Globetrotter kann auch nicht helfen.

 

Gottseidank gibts noch nette Menschen. Ein gerade angekommener Gast hat unsere Misere mitbekommen und bot an, für uns zu bürgen und uns ein Zimmer zu bezahlen. Ich kanns gar nicht glauben. Wir schildern unseren Black-Day und ich glaube, dass die (es war ein Amerikanisches Ehepaar) mehr als Mitleid für uns empfanden. Er drückte uns wie selbstverständlich ein paar Dollar in die Hand, damit wir wenigsten was zu essen kaufen können und seine Frau schenkte uns ihren Schokoladen-Cookie. Shit. Man fühlt sich einfach nur am Boden. Down. Nieder. Unten angekommen. Dieser Teil des Films wurde speziell für mich dramatisch, da ich nach den vorangegangenen Gemeinheiten auch mit keinen Nettigkeiten mehr umgehen konnte. Sylvia das heulende Elend. Sonja, die starke Coole. So simma halt! 


Costa Rica 2017 Part V – Wer suchet der findet (in der U-Hose)

 

Ganz ehrlich? Eine erholsame Nacht fühlt sich definitiv anders an. Auch war das alles kein schlechter Traum. Es scheint, dass das alles wirklich und Vollgas passiert ist. Was für ein Vollscheiss. Anders kannst es echt nicht ausdrücken.

 

Wir brauchen mal einen Kaffee. Natürlich ändert das nix an der Tatsache, dass wir ausgeraubt worden sind, jedoch werden wir uns heute beim Frühstück den Ranzen vollschlagen. Eventuell haben wir ja heute auch noch kein Geld. Wer weiss das schon. Vom gestrigen Abend sind noch ein paar Colones übrig. Sogar die vom Hotel hatten Mitleid und haben uns mit einem Spezialrabatt ins nächste Restaurant gelotst. So haben die paar Dollar vom Amerikanischem Ehepaar wenigstens einen Hendl-Teller mit Cola ergeben. Immerhin! Der Teufel frist im Notfall Fliegen.

 

Das österreichische Konsulat (Botschaft gibts keine in Costa Rica) öffnet um 9 Uhr. Damit wir pünktlich dort sind, fahren wir bereits um 8 Uhr ab um den brachialen Weg von 9km rechtzeitig zu schaffen. Wir haben zum Glück noch unsere Handys und darum auch ein GPS. Ja denkste. Wir kreiseln und fahren, bremsen, hupen, ärgern, fluchen und was weiss ich. Immer wieder kommen wir an den gleichen Punkt – die Botschaft von Tschechien und irgend so ein doofer Rohrmoser, der überall auftauscht. Rohrmoser Architektur, Rohrmoser Shopping, Rohrmoser Rohr… Ach – der Rohrmoser NERVT! Gefunden haben wir das Ösi-Konsulat nach einer geschlagenen Stunde (für 9km) immer noch nicht. Wir werden schon wieder leicht sauer. Der Diebstahl hat wohl noch nicht gereicht – jetzt brauchts auch noch die Verwirrungstaktig oder what?

 

Wir erfahren in diesem Rohrmoser, dass die Ösi-Botschaft schon seit längerem einen neuen “Wohnsitz” hat. Ahhhhh HALLOOO? Und das kannst auf der Webseite nicht aktualisieren und reinschreiben? Da schnallst einfach weg und ab… Rufen wir halt an – unsere Telefonrechnung befindet sich eher schon in Tausenderhöhe, soviel wie wir mit der Schweiz (Bank, Kreditkarteninstitut, Versicherung, Swissbankers, Mama, Michi, etc) schon telefoniert haben. Egal. Auf das kommts auch nicht mehr drauf an. Wir lassen uns via Telefon hinlotsen, weil die Nerven liegen schon wieder blank. Blanker als blank. Blitzeblank sogar!

 

Nach über 1.5 Stunden haben wir die mörderischen 9km bezwungen und wir kommen nudelfertig am Ösi-Konsulat an. Welch Tortur. Aber ein richtig positiver Meilenstein von den krassen letzten 24h. Sogleich müssen wir mit der nächtgelegenen Botschaft telefonieren. Da es in Costa Rica ja keine gibt, werden wir nach Mexiko verwiesen. Nun ja – ist ja keine Distanz. Wegen den paar tausend Kilometer. Dort sprechen wir mit der Frau Petra, die unserem Fall aufmerksam zuhört und auch zuversichtlich ist betreffend eines schnellen Notpasses. Ein weiterer Lichtblick. Wunderbar! Wir füllen gefühlt 387 Dokumente aus, unterschreiben, schicken Fotos und diskutieren, sprechen und stehen Rede und Antwort. Eigentlich wollen wir ja gar nicht mehr über den Scheiss reden, aber bleibt dir ja nix anderes übrig. Die SOS-Pass-Geschichte ist eigentlich “relative” schnell abgehandelt. Nach ca. 1.5 Stunden war alles geklärt, ausgefüllt und klar. Unsere SOS-Pässe dürfen wir in den nächsten 3-5 Tagen erwarten. Hurraaaaa! Wir kriegen unsere Identität zurück. Wäre ein guter Zeitpunkt gewesen, als Juanita Gonzales und Consuela Alvarez das Konsulat zu verlassen. Jedoch sind diese Namen für unsere Herkunft wohl etwas zu utopisch. Wie gesagt: Die Pässe sind auf dem Weg! HEUREKA!

 

Nun haben wir da nur noch ein kleines Problem. Natürlich. Es kommt noch was. Wir haben immer noch kein Bares. Kein Geld, Cash, Monedas, Knöpfe. Über Western Union können wir nichts entgegen nehmen, da wir ja keinen Ausweis mehr haben. Na toll. Und was gibts denn sonst noch für Möglichkeiten? “grübel” “grübel” “grübel”…

Auf einmal taucht der Konsul auf – OLIVER! Unsere Rettung in der Not. Der Feld in der Brandung. Der Konsul der Armen Schöberls. Rette uns. Gib uns Geld wir brauchen Essen!

 

Er meinte, dass es kein Ding sei, dass er das Geld für uns ausfasst! OMG – ich scheiss mich an. Noch nie war Cash soooooo greifbar. Aber nicht zu früh freuen. Entäuschung und noch mehr Entäuschung liegen aktuell sehr nahe beinander. Wir konnten dank Michi Geld via Western Union an Oliver transferieren. Und wir zischen mit dem Konsul persönlich in seinem alten Merz los zum nächten Standort der Western Union. Aber wir sollten für alle Mühen und Leiden nicht belohnt werden.

 

“WHAT? Ihr wollt über 1 Million Colones? Neeee soviel haben wir ja nicht!” A whot? Ich verstehe nicht. Leider ist die Auszahlung einer solchen Höhe nicht möglich. Das Geld muss erst bestellt werden. He hallloooo? Spätestens jetzt warte ich auf Rudi Karell, der irgendwo hinter dem Tresen vorspringt “lass dich überraschen”….. Wie gewonnen, so zeronnen…. 

 

Aber wir hatten den Konsul Oliver. Das lies er sich gar nicht gefallen. Er rief beim Western Union Hauptoffice an und meinte, dass es sich um einen grausamen Notfall handelt und das Geld JETZT SOFORT UNVERZÜGLICH ausbezahlt werden muss und machte denen richtig Dampf. Es hiess: “Wir schauen, wo wir so schnell soviel Geld auftreiben koennen und melden uns”. Naja. Die Seifenblase ist hin. So schnell wie möglich ist hier wohl 4 Stunden, 4 Tage oder 4 Galaxien. Wer weiss das schon… Aber zum Glück wurden wir auch mal positive überrascht. Nach 30 Minuten klingelte das Telefon vom Konsul und er erhielt die Adresse, wo wir das Geld beziehen können. Nix wie los – her mit den Moneten… Und tatsächlich. Es brauchte zwar viele Fragen am Schalter aber schlussendlich haben Sonja und ich 2000 Fränklis in der Unterhose versteckt. Mehr erleichtert kannst ja echt nicht sein. Somit fuhren wir mit dem Konsul zurück ins Konsulat, haben die Pässe bezahlt und dann zischten wir in Windeseile ins Hotel und SOFORT ins nahegelegene “Grillrestaurant”. Pooaaahhh.. Das war einfach nur eine Wohltat. Wir sind wieder liquid! Es ist einfach nur traumhaft.

 

In diesem Sinne: Nichts wie weg! Wir bleiben diese Nacht noch in San Jose und werden morgen unsere geplante Tour aufnehmen und in Richtung La Fortuna zum Vulkan “Arenal” fahren. Dort haben wir uns eine fantastische Lodge gebucht und freuen uns wahnsinnig auf Natur, Tierli, Ruhe. Adiosssssssssssssss Diebe in San Joseeeeee….. Pfffff… 


Nichts wie weg

 

Es wird Zeit zu gehen. In unserem Fall ganz dringend, wir wollen die Geschehnisse der letzten Tage weit hinter uns lassen. Nachdem wir uns gestern noch das Ego im einer Massage wieder aufpolieren haben lassen und uns mit mehrmaligem Duschen die letzte Schande über unseren Fehler abgewaschen haben, wollen wir heute nur noch weg. Weg aus der Stadt, in der wir länger waren als geplant. Drei Tage haben wir verloren, aber zum Glück ist alles geregelt und wir können unseren Trip wie geplant fortsetzten - Pura Vida! 

Jetzt werden die Reifen jedes Mal kontrolliert, wenn wir einsteigen, das Auto nur noch fest verriegelt allein gelassen. Wir sind drin, sperren uns komplett ein und nehmen mit quietschenden Reifen den schnellsten Weg raus aus San José und Richtung La Fortuna, am Arenal See. Kurve gekratzt, die Schöberls sind die Wolke! Werdet glücklich mit eurem Diebesgut und bekommt die Krätze mit eitrigem Herpes!

 

Je weiter der Sündenpfuhl im Rückspiegel verschwindet, desto besser wird unsere Stimmung und grüner die Landschaft. Wir wollen zum Vulkan Arenal, dem aktivsten Lavaspucker in Costa Rica. Letzter Ausbruch im 2010. 

 

Wir fahren vorbei an Dörfern mit schön klingenden Namen wie Ánima, Angeles und Naranjo. Die Bananen-, Kaffee-, oder Ananasplantagen werden nur durch wenige Häuser in den kleinen Dörfern unterbrochen. Was uns auffällt ist, dass es auch ausserhalb der Stadt sehr sauber ist. Im Gegensatz zu anderen südamerikanischen Ländern sind hier die Büsche nicht mit Plastiksäcken dekoriert oder sieht man Kinder im Garten zwischen dem Müll der letzten Monate spielen. Bis auf Weniges, das der Wind sich wohl unter den Nagel gerissen hat, ist es tatsächlich geschniegelt. 

 

Nach drei Stunden Fahrt durch Zentral Costa Rica und bereits vielen neuen Eindrücken kommen wir über eine holterdiepolter Offroad-Strecke an der Arenal Observatory Lodge an. Und was uns hier erwartet übertrifft wirklich unsere Erwartungen. Wir wussten, dass wir ein Zimmer mit Blick auf den Vulkan haben, aber wenn man dann im Bett liegt und auf den rauchenden Berg starren kann, ist das noch mal ein Spürchen eindrücklicher. Vor dem Zimmer fängt gleich der Dschungel an und an den Büschen auf der Terrasse bedienen sich Koloiris am leckeren Nektar. In der Ferne hört man Brüllaffen ihr Revier verteidigen, ein Truthahn fliegt von Baum zu Baum. Falls der Vulkan in den nächsten beiden Tagen ausbricht liegen wir zwei in der ersten Reihe. Wir sind begeistert, Abenteuer pur! Ich bin ein Star - holt mich hier nie mehr rauuuuus! 


Aromat auf dem Tisch fürs Heimatgefühl

 

Dem Bauern beim Melken zusehen, mit dem historischen Bähnli auf den Berg tuckern, um dann im Drehrestaurant ein Plättli mit Käse und Trockenfleisch zu schmausen - klingt sehr schweizerisch. Ist es auch und haben wir so in "pequeña helvecia" am Arenalsee in Costa Rica erlebt. 

 

Franz Ulrich und seine Frau Silena haben sich hier einen Traum erfüllt und auf 30ha eine kleine Schweiz nachgebaut, Restaurant/Hotel im Appenzeller Stil, einer luzernerischen Kapelle und einer Tschutschu-Bahn aus Lausanne inklusive. Alles in liebevoller Detailarbeit nachempfunden. Abgesehen vom satten Grün, den Palmen und der unverbauten Weite könnte man meinen man ist am Vierwaldstättersee. Auf den rotweiss gedeckten Tischen im Restaurant steht Aromat, an der Decke originale Trycheln und die Kellnerinnen tragen Trachten-Gillet. Mehr Schweiz geht nicht? Dann schau mal in die Speisekarte: Fondue Bourguignone, Bratwurst mit Rösti und Zürcher Gschnetzelts. Was will das schweizer Herz mehr? Das von Franz wollte originales Vieh und drum hat er sich Embryonen aus der Schweiz kommen lassen. So geht das! 

 

"Leckts mich am Arsch", denkt er sich mit 22. Nimmt ein Jobangebot bei einer Kaffeehandelsfirma an, obwohl er damals gar nicht wusste wo dieses Costa Rica überhaupt ist, und geht. Als er dich hier in Land, Leute und Selina verliebt bleibt er und versucht sich zuerst erfolgreich als Verkäufer. Heute lebt die Familie (sie haben eine Tochter) von der Milchwirtschaft und dem Restaurant/Hotel. Franz ist leider Ende 2014 gestorben und liegt neben der Kapelle in seiner kleinen Schweiz begraben. Wir hoffen, dass dieses tolle kleine Stück Schweiz noch lange erhalten bleibt. 


Tierli schaun

 

Die Zeit, die wir in Santa Elena im Monteverde Nebelwald zur Verfügung haben ist viiel zu kurz. Hier könnte man sich viele Tage verweilen, ohne dass man ein Gefühl der Langeweile verspüren würde. Erkundungstouren in den verschiedenen Reservaten, bei Tag und Nacht auf Tierlisuche, Fledermaus Dschungel, Serpentarium, Reiten, und ganz davon zu schweigen was für das Extrem-Abenteurerherz alles geboten wird: Canopy, Canoning, Raften, Skytram, Hängebrücken, Bungee Jumping und und und. Zwei Tage, so wie wir sie haben sind definitiv zu kurz. Aber wir holen das Beste raus, trotz immer wieder kehrenden Regen. Oh ja es regnet und teilweise nicht zu knapp. Das tut unserem Abenteuer-Drang aber keinen Abbruch. Wir sind bestens ausgerüstet und nicht wasserscheu. Zusätzlich haben wir auch vielfach Glück und es regnet nur gussweise, wenn wir gemütlich im Trockenen sitzen und beim Glas Wein die vorangegangenen Erlebnisse diskutieren. So zum Beispiel, den interessanten und lehrreichen Trek, den wir heute privaterweise mit Guide Cino unternommen hatten. Muy muy interessante, sag ich nur. Einen Führer zu nehmen ist nicht allzu teuer und lohnt sich über alle Massen. Wo wir nur belämmert ins Grün starren und Blätter sehen, entdeckt Cino nistende Kolibris, Vögel auf der Futtersuche, Raupen, die sich vor den Vögeln verstecken, Spinnen, die auf die Nacht warten, Frösche, die eine Partnerin suchen, Vipern, die in den Baumwipfeln ihre letzte Mahlzeit verdauen und so weiter und so fort. Zudem kennt er die Pflanzen, Tiere und Geschichten des Waldes und weiss auf nahezu alle laienhaften Fragen von uns eine Antwort. 

 

Dass wir auf den schlauen Fuchs Cino gekommen sind, verdanken wir unserem Gastherrn in der aktuellen Unterkunft. Wir logieren im Casa Alquimia Artes in Santa Elena, nur wenige Meter vom Eingang des Monteverde Reservats entfernt. Untergebracht in einem sehr kunstvollen, selbsterbauten Haus, fühlen wir uns bei Tarsicio und Marinella wie in einer Familie. Sie empfangen uns herzlich, zeigen uns alles und geben Informationen über mögliche Aktivitäten in der Umgebung. Wir entscheiden uns für besagte Wanderung im Reservat und Tarsicio organisiert uns für den nächsten Tag unseren Guide, der uns pünktlichst (zumindest er war pünktlich :D) am Eingang erwartete und auf eine dreistündige Erkundungstour entführte. 

 

Ein grosses Hightlight, aber nicht das Einzige an diesem Tag. Da es gegen Abend in Strömen regnete und wir uns gegen eine Nachttour entschieden haben (da hätte es nicht nur die Tierli sondern auch uns weggeschwemmt), haben wir als Regenprogramm dem "Bat Jungle" einen Besuch abgestattet. Das wars ja so was von Wert! In einer einstündigen Führung hat uns Vino alles über die lustig anmutigen Tierchen erzählt. Wir waren total fasziniert und haben echt noch was gelernt. Oder hättet ihr gewusst, dass die Fledermäuse zu den Affen gehören und somit keine Mäuse sind? Ah ha. Und das es nahezu 1350 Fledermaus-Arten weltweit gibt, aber gerade mal drei davon Blut saugen? Und dann auch nur von Kühen, Pferden und Ziegen. Also, zick nicht rum, dann bleibst verschont. Oder dass diese kleinen Flugkünstler, für das Bestäuben von Blüten und das vertragen von Fruchtsamen verantwortlich sind? Alle zwei Minuten wird das Gefressene wieder ausgepuupt und flump gibt es eine neue Pflanze. Genial! In Gegenden ohne Bienen wäre auch ohne Fledermäuse nur Wüste. Leider gibt es wegen des Menschen immer weniger von ihnen, weshalb es Schutz bedarf und Aufklärung. Und die wird im Fledermaus Dschungel echt hervorragend gemacht. Das Highlight ist dann der Gang hinter die Kulissen, wo man einige Exemplare beobachten kann - beim Fliegen, hängen, fressen, schlafen,.. Dies sind Tiere, die in einer brenzlichen Situation gefunden und in die Aufpeppelungs-Station gebracht wurden. Ein super interessanter Abschluss des Tages - heut träum ich sicher von Flederaffen.


Wir holen uns das ICH zurück

 

Dass wir Monteverde bereits wieder verlassen, hat zwei wichtige Gründe: 1. unsere Ersatz Traveler Cash Cards sind in San José im ersten Hotel, das wir dort hatten, angekommen. Juhuu, es gibt wieder Moneda, Plata, Cash, Kohle oder wie auch immer man dazu sagen will - wir sind wieder liquid! Und 2. unsere Notpässe sind am Konsulat eingetroffen. Ausgestellt von der österreichischen Botschaft in Mexiko - ey, caramba! Wir bekommen wieder eine Identität!! 


Lost and found

 

Verlieren kann man uns im Dschungel nicht, keine Chance. Man folge einfach der zitronigen Geruchsspur und schon findet man die Schöberl's. Very easy! Nachdem wir beide anfällig für Insektenstiche jeder Art, Mücken im Besonderen, sind, haben wir uns doppelt und dreifach, von oben bis unten mit biologisch abbaubarem Mückenpray eingeduftet. Die Regel ist ganz einfach: mit Spray-Wolke haben wir nach dem Jungle Hike 2-5 Stiche, ohne laufen zwei blutige mit Moskitos übersäte schwarze Bälle mit blonden Haaren im Wald rum. In Sylvia's Fall ein aufgeschwollener, schwarzer Ball, weil sie allergisch ist. Wollen wir das? Nope! Drum pfutern wir uns mehrmals täglich ein, für ein ungestörtes Geniessen der herrlichen Natur um uns herum. 

Wir sind seit gestern im Selva Bananito - ein Teil des Naturreservat La Amistad an der Karibikküste. Geplant wäre dieser Aufenthalt bereits für letzte Woche gewesen, aber da war doch was? Was nur? Egal, abgehakt der Scheiss. Wir sind jetzt hier und das ist was zählt. Die Besitzer der Selva Bananito Lodge waren so nett und haben uns den Aufenthalt ohne Kostenfolge verschieben lassen. Wir sind ihnen dafür unendlich dankbar! Nicht nur weil wir so nicht noch mehr Geld verlieren, sondern vor allem weil sie uns ein wundervolles Erlebnis hier ermöglichen. Wir sind die Einzigen hier, abgesehen vom Besitzer Jürgen, der wundervolle Köchin Ana und dem exzellenten Guide Justo. Alle drei umsorgen uns wie Königinnen, sei es mit Informationen, leckerem Essen oder eindrücklich interessanten Naturwanderungen. Wir fühlen uns wie in einer Familie und sind beeindruckt was Jürgen und seine Familie hier erschaffen hat und mit aller Kraft versucht zu erhalten. 


Selva Bananito Lodge

 

Diese beeindruckende Lodge auf der Karibikseite in Costa Rica erreicht man etwas beschwerlich. Aber wie sagt der Besitzer Jürgen so schön "bad roads bring good people". We are very good und drum haben wir den Weg auf uns genommen. Von Bananito Norte fährt man noch ca. 11km in den immer dichter werdenden Dschungel hinein. Hin und wieder kommt ein einsames Häuschen am Wegesrand, meistens ist man hier aber auf sich gestellt. Eine Panne zu haben ist nicht ratsam. Wie gesagt, wenig Zivilisation und nix Handyempfang. Mit jedem Meter wird auch immer klarer, warum man hier nur mit 4x4 hinkommen soll. Die Strasse (nennen wir es mal so) ist eine Kraterlandschaft, mit mehr oder weniger Wasser drin, mit teilweise grossen Steinen und als Draufgabe muss man noch zweimal den Fluss überqueren. Viel Abenteuer, schon  bevor man nach ca. 45 Minuten Holderdipolter die Lodge erreicht.

Aber der Aufwand lohnt sich, ich kanns euch ehrlich sagen - wir sind in einem Paradies angekommen. 17 kleine Häuschen sind gut angepasst auf dem riesigen Anwesen versteckt. Dazu das kleine Office und ein Restaurant. Wir werden herzlich empfangen und gleich zu unserer Cabina mit herrlichem Ausblick ins Grüne gebracht (langes Anmeldeprozedere ist hier nicht, man könnte ja etwas vom Erlebnis verpassen). Zwei grosse Doppelbetten und zwei Hängematten erwarten unsere müden Körper. Ein Dach übern Kopf, aber sonst mehrheitlich offen, mitten im Grün und der Tierwelt. Ich fühle mich wie in einem Traum. Aus der Hängematte raus, die Natur um sich beobachten, wie geil ist das denn!! 

Die Lodge ist absolut auf nachhaltigen Tourismus ausgelegt. Die notwendigen Ressourcen werden schlau verwendet. Alles nach Möglichkeit reduziert und wiederverwendet. Es gibt nur wenig Licht im Zimmer, im Restaurant wird bei Kerzenlicht gegessen, Strom gibt es nur im Restaurant. Keine Aircondition, kein Schnickschnack und trotzdem so viel Luxus. Verwendete Produkte wie Seifen, Shampoo und Sonnencreme müssen biologisch abbaubar sein. Wifi ist zwar vorhanden, wird aber zu den Essenszeiten abgestellt, damit die Gäste sich unterhalten und nicht mit Handy spielen abgelenkt sind. Diese Reduktion ist extrem entschleunigend und lenkt den Blick wieder aufs Wesentliche - die Natur. 


Die Welt von oben

 

5:30 - Tagwache im Selva Bananito. Nicht weil wir müssen, sondern weil die Natur es so will. Die vielen exotischen Vögel stimmen ihre Gesänge an, Frösche quaken im Teich, ein Kolibri sucht geschäftig am Busch vor dem Balkon Nektar, der Gecko in unserem Dach macht seine typischen Schnalzgeräusche, die Sonne geht auf und legt ein magisches Licht über die Bäume. Ein Spektakel, das ich sicher vermissen werde wenn ich nicht mehr hier bin.

 

Heute steht ein neues Highlight auf dem Programm: Jürgen möchte mit mir seinen Wald mit dem Gleitschrauber überfliegen. Ich freue mich sehr, da ich noch nie mit so einem Ding fliegen konnte. Ehrlich gesagt weiss ich auch gar nicht wie es aussieht. Ich weiss nur, dass nur zwei Leute Platz haben und alles offen ist. Ok, klingt abenteuerlich. Let's do it! Gleich nach dem Frühstück gehts los, kurze Fahrt zum blauen Blechhangar mit der Grasstartbahn direkt davor. Er öffnet das Tor und ich denke "super cooles Teil" und im selben Moment "hatte ich zu viel Frühstück?". Ich hoffe der Flieger wackelt nicht zu sehr. Wir schieben ihn raus auf die Startbahn. Kurzer Check und die Sonja wird am Rücksitz festgeschnallt, inklusive Helm mit Funk. Ich bin aufgeregt, freudig - es kann losgehen. Der Motor läuft warm und kurz darauf drehen die Räder über das Gras. Wenige Sekunden und die Nase ist in der Luft. Wow, was für ein Gefühl! Das Frühstück ist gesichert, da rüttelt fast nichts, der Flieger ist ruhig. Ehrlich gesagt, hätte ich sowieso keine Zeit zu kotzen, den die fantastische Aussicht zieht mich sofort in den Bann. "Juhuuuuu" schreie ich und Jürgen freut sich, dass es mir sichtlich gefällt. Wir fliegen dem Bananito Fluss entlang über den Wald, raus zur Karibik. Es ist atemberaubend und ich merke, dass ich den Tränen nahe bin. Eine ganz neue Welt. Wunderschön und gleichzeitig ein bisschen traurig, da man erst von oben sieht wieviel bereits abgeholzt wurde und noch schlimmer, für Bananenplantagen genutzt wird, hunderte wenn nicht tausende Hektar. Nur damit die Welt Bananen essen kann. Wenn man das sieht, wie Dôle und Chiquita hier Land und Leute ausnutzen, will man keine Banane von denen mehr essen. Drum Leute, nehmt ein bisschen mehr Geld in die Hand und kauft Bio, schmeckt besser und ist ohne Pestizide grossgezogen. 

 

Jürgen weiss alles über das Gebiet und lässt mich gerne daran teilhaben. Ich lerne mehr über die Wilderer, die Bananenanbauer, über das Erdbeben im 1991, das die Landschaft veränderte. Puerto Limon, ist der Umschlaghafen mit Europa, von hier aus gehen Exportmittel wie Bananen, Ananas, Palmöl in die Welt. Wenn man an der Stadt vorbei fährt sieht man Kilometer vorher und nachher tausende von Kühlcontainern, verschiedenster Firmen, die auf ihren Einsatz warten. Gleichzeitig kommen hier täglich x-hunderte LKW's mit Waren aus dem ganzen Land an. Nicht der schönste Teil Costa Rica's. 

Wir fliegen in die andere Richtung zum Nationalpark Cahuita. Entlang am Meer erkennt man bereits das Korallenriff, nicht weit unter der Wasseroberfläche. Je weiter man über die Landzunge hinausfliegt umso schöner wird es. Schöne weisse Strände, viele Bäume und das Meer mit dem Riff. Ein einsamer Fischer versucht sein Glück auf dem Meer, Fregattvögel suchen ihr Frühstück. Idylle pur.

Wir fliegen zurück, wieder über Jürgens Wald, hinauf auf den Berg, wo er mir die erste Wildkatzenplattform zeigt und auch wo ein frecher Mensch einfach sein Land besetzt hat. Dagegen wird er natürlich vorgehen. Selva Bananito ist geschützt und man kann nicht einfach bauen wo man will, schon gar nicht ein Irgendwer. Der Motor wird abgeschalten und wir gleiten langsam in Richtung Landebahn. Ich bin ein bisschen enttäuscht, dass es schon vorbei ist, aber absolut geflasht von den Eindrücken, die ich gewonnen habe. Ein herrlicher Flug, den ich sicher nicht so bald vergessen werde.


Selva Bananito

 

Die Naturreservate in Costa Rica sind sehr schön. Gut gepflegt, tolle Infrastruktur, wissende Guides und ausgeschilderte Pfade, in denen sich nicht mal ein Blinder verlaufen könnte. Aber ganz ehrlich, man war nicht im costaricanischen Regenwald wenn man nicht im Selva Bananito war. Dieses private Reservat fasziniert mich bei jeder Wanderung und je mehr ich darüber weiss mehr. Die Familie Stein besitzt hier auf sage und schreibe 1750ha ein Paradies, das sie auch mit jeder Faser ihres Körpers schützen wollen. Beeindruckendes Vorhaben, wenn man bedenkt, dass sich nur noch Jürgen Stein und seine Schwester Sofia darum kümmern. Der Kampf gegen Wilderer, Besetzer und Holzdiebe treibt Jürgen jeden Tag im Jahr dazu an bis zu 16 Stunden zu arbeiten und mit seinen helfenden Händen mehr Aufmerksamkeit auf dieses Natur-Juwel zu lenken. Sofia leitet die Stiftung "Fondacion Cuenca Selva Bananito" von San José aus. 

Noch bevor Jürgens Vater Rudi dieses Land kaufen konnte wurden hier Bananen angepflanzt, danach hat Rudi hier Viehwirtschaft betrieben und Holz verkauft. So lange bis Jürgen und Sofie ihn gebeten haben dies nicht mehr zu tun und stattdessen auf nachhaltigen Tourismus gesetzt haben. Ein nicht immer ganz einfaches Unterfangen, da es nicht nur der entsprechenden Infrastruktur bedarf, sondern auch Menschen, die in die Zukunft denken und nicht nur in der Gegenwart schnelles Geld mit illegal geholztem Holz und dem Verkauf von Wildtieren machen wollen. Auf der Lodge befinden sich wundervolle Mitarbeitende, die den Sinn, so scheint es, am Umweltschutz erkannt haben. Nun muss dieser Spirit "nur" noch gegen Aussen getragen werden. Eines dieser Awareness-Programme, die gerade am entstehen sind und auch schon Anklang bei den Gästen findet ist "auf den Spuren der Wildkatzen". Seit einiger Zeit werden an verschiedenen Plätzen im Wald Kamerafallen aufgehängt und tatsächlich konnte man sehen, dass aktiv Puma, Jaguar, Ocelot und Co. durch die Wildnis streifen. Sehr zur Freude der Selva Bananito-Crew und den Gästen, aber nicht von den Wilderern. Die sabotieren die Kameras, indem sie gestohlen oder zerstört werden. Von den ursprünglich 35 Kameras sind noch 12 im Einsatz. Diese aber mit Erfolg. Und man hofft, dass mit dem Wildkatzen-Projekt, welches eine Wanderung inklusive Übernachtung im Wald beinhält, neue Kameras angeschafft werden können. Wir durften heute mitgehen auf die Wanderung, bei der die Kameras gecheckt und umplatziert wurden. Den neuen Wanderweg mitinspizieren und sehen wo die neue Plattform zum Übernachten entsteht. Ein Erlebnis sondergleichen. Auch weil wir auf dem Weg ein Faultier mit Baby und ein Baby-Vögelchen im Nest beobachten konnten. Solche Entdeckungen machen noch ehrfürchtiger, da man weiss, dass man hierfür gut beobachten muss und Glück haben. Wir sind ja nicht in einem Zoo, in dem einem die Tiere vor die Nase gesetzt werden. 

Apropos, Tiere vor die Nase setzen: von den vielen ach so helferisch wirkenden Sanctuaries oder Tierauffangstationen muss man sich in acht nehmen. Sie wollen bei den Touris den Anschein erwecken, als würden sie den Tieren helfen, sie wieder aufpeppeln und freilassen. In Wirklichkeit sind diese Einrichtungen Zoos, die die Tiere in Käfige zur Schau stellen. Egal ob es sich um Puma-, Faultier- oder Affenstationen handelt, einige davon sind Schwindel. Es lohnt sich gut zu recherchieren, ob der wohltätige Zweck wirklich den Tieren oder dem Portemonnaie des Besitzers gilt. Am besten jedoch man schaut sich die Tierchen in freier Natur an. Oder auch in eines der unzählichen Naturreservate, wenn man sich nicht den doch etwas holprigen Weg in den Selva Bananito machen will. 


Barefoot and lazy

 

Nachdem uns die Ereignisse an den ersten Tagen gezwungen haben umzudisponieren, verweilen wir zur aktuellen Zeit an der Karibikküste und nicht wie geplant am Pazifik. Was sich nicht wirklich als Nachteil herausstellte, nachdem ein Paar aus den USA uns erzählt hat, dass es auf der anderen Seite zurzeit aus Eimern schüttet. Aha, Schicksal lässt grüssen - hallo. 

Nach dem Dschungel stand uns der Sinn nach Strand und Meer, was uns an den Playa Negra (schwarzer Strand), nahe Puerto Viejo verschlagen hat. Wir wollten zuerst direkt im Ort ein nettes Hotel (möglichst am Strand) suchen, aber das hat sich als schwierig erwiesen. Es ist Nebensaison, Regenzeit und einiges hat zu. Zudem kommt, dass vielen überrissen ist für das was geboten wird. Aber da in der Gegend nicht viel los ist, waren wir in der glücklichen Lage auszusuchen und zu verhandeln - nochmal lassen wir uns nicht ausnehmen. So sind wir im Banana Azul, der blauen Banane ("warum heisst die echt so?") gelandet und fühlen uns hier, ca 1.5km ausserhalb vom Ortskern pudelwohl. Im Zentrum sind wir schnell, da wir das Auto haben, der Strand ist leer und gepflegt (vermutlich weil er leer ist) und das Meer super warm. Allerdings machen es die hohen Wellen nicht sehr einladend zum baden. Wir habens probiert und wurden grausam von der Brandung eingesaugt und mit der Hose voller Sand wieder ausgespuckt. Peeling bis in die Ohrmuschel. Nein danke, dann lieber Liegestuhl und Pool. Oder ab an einen anderen Strand, wo Steine natürliche Pools im Meer formen. Viel angenehmer und weniger aufbrausend. 

Wer eine Auszeit vom Leben braucht, wird in Puerto Viejo und auch in den umliegenden Orten wie Cahuita, Puerto Uva, Manzanillo usw. fündig. Alles seehr tranquillo hier, caribbean style halt. Wer es eilig hat, ist hier komplett fehl am Platz - die Devise lautet "Schuhe ausziehen und zum Takt von no woman no cry Cocktails schlürfen". Es scheint auch als wäre hier das Aussteiger-Paradies schlechthin. Das bedeutet einerseits eine ziemlich grosse Ansammlung von Deutschen und Schweizern, die sich hier wohl in den 70ern und 80ern angesiedelt haben (ok, ich verstehs, es gibt schlimmere Orte), sowie andererseits, die vielen Tramper und Surfer-/ Beach-Boys, die man hier rumlaufen sieht. Einige bereits gefährlich in die Jahre gekommen. Mit weissen langen Haaren, lehnen sie nur noch am Surfbrett, statt sich in die Wogen zu stürzen. Die faltige Bräune verrät, dass sie schon viele Stunden in der Sonne verbracht haben. 

Freakige Hostels, Bars in die man nur barfuss darf, entspannte Einheimische und alles untermalt mit Reagge Musik - Pura Vida in Puerto Viejo an der Karibikküste. 


Die Welt ist nicht genug..

.. und nur ein Aufenthalt im Selva Bananito auch nicht. Drum machen wir auf Wiederholungstäter und sind wieder zurück in der Lodge. Der rumplige Weg schien diesmal weniger lang, aber ehrfürchtiger. Hier spielte sicher auch das bereits gewonnene Wissen rund um die Entstehungsgeschichte und der wundervollen Arbeit, die hier geleistet wird, mit. Es ist kurz vor Mittag als wir bereits wieder den liebgewonnenen Platz in der Hängematte unseres Zimmers mit Blick ins Grün eingenommen haben. Wie ruhig es hier ist, im Vergleich zum Trubel der vergangenen Tage. Tanzende Schmetterlinge in allen möglichen Farben und Grössen spiegeln unsere Freude wieder. Es fühlt sich mehr als richtig an, dass wir nochmal gekommen sind - welcome home away from home!


Tour Los Geilos

 

Alles hat einen Grund, hat die Oma immer gesagt. Das glauben wir jetzt auch. Vermutlich war das Universum mit unserer, wenn auch nur sporadischen, Ferienplanung nicht einverstanden. Drum wurden unsere Wege, etwas unsanft aber effektiv, umgeleitet. Wir sollten einfach nochmal in diesen magischen Wald, Selva Bananito genannt, kommen. Nicht nur um Ängste zu bekämpfen (mehr dazu später), sondern auch, um wieder ein paar neue Entdeckungen und Erfahrungen zu machen. Ich denke die Crew hat sich wirklich gefreut als sie uns wiedergesehen hat. Wir haben den Rekord gebrochen sagen sie. Einige Gäste kommen zwar wieder, nach einem oder mehreren Jahren, aber bisher niemand nach 5 Tagen. Jetzt haben wir beim nächsten Mal sogar eine gratis Nacht zu gut (tja, alles passiert aus einem Grund). Das Mittagessen war wie bisher herrlich. So gestärkt haben wir uns zum Tree Climbing aufgemacht. Eigentlich war ich es, die gehen wollte, aber ich hatte Angst. Nicht wegen der Höhe, sondern wegen meine lädierten Handgelenken. Es braucht trotz ausgefeilter Technik doch auch noch Kraft in den Händen. Sylvia riss den Hosengurt an sich "ich gehe"! Oha, hat sie sich nicht eben noch strikt dagegen ausgesprochen? Ok, los! Gurt, Seil und Haken an. Kurze Instruktion und los, Affi rauf auf den Baum! Sie hat sich gut gemeistert. Angstschweiss hab ich zumindest von meiner sicheren Bodenposition nicht gerochen. Well done - erste Phobie bekämpft (Höhenangst). Ausser uns war noch eine Familie in der Lodge, also waren wir wieder quasi allein. Nachdem die am nächsten Morgen abgereist ist, waren wir wieder komplette Superluxusexklusivindividualgäste. Die Idee - Tages-Wanderung zum Wasserfall, inklusive Abseilen. Aha, wieder etwas das nicht auf Sylvias Plan stand (canyoning). Egal, gehen wir mal los, zügig, denn unser Guide hat äthiopische Wurzeln. Wir "rennen" in Gummistiefeln durch den Wald, bis uns zum ersten Mal schwindlig wird - ob es dem Tempo, der Feuchtigkeit oder den drei Liter Bier vom Vorabend geschuldet ist, wer weiss das schon. Wir werden aber einen Gang zurückschalten, más tranquillo sozusagen. Es geht bergauf, der Schweiss rinnt durch jede Ritze und aus jeder Pore, aber das herrliche Grün und die geheimnisvollen Geräusche machen alles wett. Wir sind voll motiviert, wir wollen zu diesem Wasserfall. Nach zwei Stunden erreichen wir den ersten, kleineren und erfreuen uns am kühlen Nass, das er uns entgegenbläst. Nur noch ein Hügel, aber ein schwerer, versichern uns die Guides, dann sind wir da. Schnaufschnauf, schwitz und noch mehr schwitz - nach einer weiteren Stunde erreichen wir tatsächlich den Wasserfall. Tossend braust er in die Tiefe. Vor lauter Vorfreude rutsche ich gleich aus und in ein Wasserbecken. Kleiner Kratzer, aber sonst herrlich kühl, aah Wohltat. Wir hanteln uns vor zum ersten Abstiegsbecken, wo wir in den Hüftgurt steigen und angeleint werden. Nur ein paar Minuten noch und es geht los, runter über den Felsvorsprung, rein in die Wassermassen, die von oben kühl herunterstürzen. Ein tolles Erlebnis, erfrischend, aber auch ein bisschen gefürchig. Aber dann denke ich mir "ich hab ja noch nicht bezahlt", somit weiss ich, dass die Guides alles erdenkliche tun, damit ich heil ankomme. Als wir alle unten angekommen sind, ist Mittagszeit. Die Guides packen die Rucksäcke aus und zaubern ein Menü aus Gemüsereis und Salat hervor. So gestärkt können wir die restliche Wanderung auf uns nehmen. Wir gehen im und am Flussbeet des Rio Bananitos entlang, eine herrliche Landschaft, die sich hier auf alle Seiten erstreckt. Sylvia läuft in ein Spinnennetz (eh klar wen es treffen würde). Als sie voller Entsetzen die "riiesige" schwarze Spinne auf ihrem Arm entdeckt wird gleich der ganze Wald alarmiert (diese Phobie konnte sie wohl nicht bekämpfen). Nach einiger Zeit kommt nochmal, ein etwas kleinerer, Wasserfall, den wir ebenfalls klettenderweise bezwingen. Bis hier hin sind wir bereits 12 Kilometer gelaufen und es sollen nochmal 6 mehr werden, bis wir nach insgesamt 7 Stunden Wanderung über Stock, Stein und Wasserfälle wieder in der Lodge ankommen. Die Füsse brennen und wir sind nass von oben bis unten, die Stiefel halb voll mit Wasser - aber wir sind happy, über diesen herrlichen Tag, die spannenden Erlebnisse und die eindrückliche Natur, die wir geniessen durften.