Gemütlich ist es hier auf meiner Terrasse. Ein wundervoller Tag. Ich sitze in der Sonne, trinke einen frisch gebrühten Kaffee und beobachte eine Wildbiene, wie sie von einer Blüte zur nächsten surrt. Vögel zwitschern ihr schönstes Lied und die Sonne wärmt vom Himmel – ach, wie schön ist der Frühling! Ich liebe diese Jahreszeit, alles blüht und …
CUT! Frühling? Es ist mitten im November! Da hab ich mich wohl in der Jahreszeit vertan. Der Blick in den Kalender verrät mir 12. November, das Thermometer zeigt 21 Grad und was sagt mein Kopf – unglaublich schön, aber da stimmt was nicht.
Vor nicht mal einer Woche musste ich den Kamin einheizen, damit die frostigen 21 Grad in der Wohnung nicht bis in die letzte Ecke meines Körpers Einzug halten. Ich habe gefroren, gebibbert und konnte mich auch mit Yogi-Tee, Wärmebädern und Einwickeln in die Kuscheldecke auf dem Sofa nicht auf Wohlfühltemperatur bringen.
Und jetzt? Jetzt sitze ich hier, in lockerer Kleidung und denke mir, die Welt spinnt. Frühling im Herbst. Die Blätter leuchten in den schönsten Herbstfarben, fallen bereits reihenweise ab – auch das dünkt schon etwas spät –, die Vögel scheinen auf der Suche nach geeigneten Nestpartnern und bei mir auf der Terrasse blühen Blumen in satten Violett-, Pink- und Gelb-Tönen. Der Nachbar ist motiviert am Rasen mähen, so kann man den Frühling sogar riechen, aber die warme Sonne und der strahlend blaue Himmel geben mir den Rest. Was soll ich nun? Mich freuen oder wundern, frieren oder den Pullover ausziehen? Mein Zeit- und Raumgefühl ist komplett durcheinander. Und drum mache ich, was ich normalerweise um diese Zeit am besten kann – ich hole mir eine saftige Erkältung! Hatschii, Ordnung wiederhergestellt!
@2018 Sonja Schöberl