Weihnachten – alle Jahre wieder. Es ist diese magische Zeit im Jahr, in der wundervolle Lichterarrangements Augen funkeln lassen, üppig gedeckte Tische das Schlemmerherz höher schlagen lassen und einfach alles nur besinnlich und erhaben scheint. Ja, der Schein ist hell – und er trügt. Nicht überall, ich will nicht verallgemeinern, aber in vielen Ecken, Kreisen und Familien. Oh meno, und ich lebe in einer solchen: ein Kreis mit Ecken, eine Familie mit Kanten. Und die Kanten waren in diesem Jahr besonders spitz. Um nicht zu sagen pfeilartig. Wer kennt sie nicht, die Spannung kurz vor den Feiertagen, alles läuft Richtung Heilig Abend, das Highlight. Alles soll perfekt sein und man soll Spass und Freude haben und verbreiten. In diesem Jahr schien von Anfang an der Wurm drin zu sein. Die Stimmung war nicht vorhanden und die Freude hatte wohl auf dem Weg zu mir eine Panne.
Je mehr man sich in Glanz und Gloria übte, umso schlimmer wurde es. Das traditionelle Abendessen am Heiligen Abend war stockend, um nicht zu sagen krampfhaft. Das Familienessen am nächsten Tag wurde aufgrund hochgekochter Emotionen abrupt abgebrochen. Feiertagsstimmung dahin und ich bin nur froh, dass ich keine Ferien eingegeben habe. So kann ich wenigstens zwischen den Feiertagen arbeiten und so das Gefühl bekommen, etwas Nützliches zu vollbringen. Ok, nützlich wäre gewesen, wenn ich Last Minute dem Horizont entgegengeflogen wäre. „I’m dreaming of a blue Christmas“ – das wäre in jetziger Sicht ein gelungenes Weihnachtsfest gewesen. Weit weg von all dem Desaster, Klatsch und falschem Heilandgetue. Hier sitze ich nun und versuchte meine Enttäuschung mit in Eierlikör gedünkten, trockenen Weihnachtskeksen zu ertränken. Es wirkt nicht und ich frage mich, wie und warum es so weit kommen musste. Glanz, Gloria und Scheinheiligenschein – alle Jahre wieder.
Nichtsdestotrotz bleibt es die Familie, ich hab sie lieb und versuche das Beste draus zu machen. Und das werden für mich im nächsten Jahr blaue Weihnachten sein - far far away.
@2018 Sonja Schöberl